Kommentar
15:05 Uhr, 08.05.2008

Einzig die Energiegüterpreise steigen kräftig weiter

In den vergangenen Wochen war die Rohstoffpreisentwicklung uneinheitlich. Während die Energiegüterpreise mit monatlichen Anstiegen im zweistelligen Prozentbereich von einem Rekordhoch zum nächsten eilten, verzeichneten die Edel- und Grundmetallpreise im vergangenen Monat Preisrückgänge. Die Grundmetalle leiden nach wie vor unter der globalen konjunkturellen Abkühlung. Die Edelmetallpreise korrigieren nach unten, da an den Finanzmärkten seit einiger Zeit wieder auf Erholung gesetzt wird. Die Krisenängste an den Märkten haben in den letzten Wochen etwas abgenommen.

Energie: Die Fundamentaldaten deuten zwar nach wie vor auf eine Verknappung der Energiegüter und somit auf steigende Preise hin. Doch die Geschwindigkeit der Preisanstiege ist hierdurch nicht erklärbar.

Edelmetalle: Die Suche nach dem sicheren Anlagehafen ebbt zurzeit etwas ab, da sich einige Assetklassen, allen voran die Aktien, wieder etwas erholen. Zwischenzeitlich stärkere Preisanstiege würden wir aber auch für die kommenden Wochen nicht ausschließen.

Grundmetalle: Die konjunkturelle Schwächephase der Weltwirtschaft drückt am stärksten auf die Grundmetalle, die im vergangenen Monat erneut Preisrückgänge verzeichneten. Diese tendenziell eher schwache Preisentwicklung dürfte noch einige Monate anhalten.

Ölpreis kennt nach wie vor nur eine Richtung: nach oben

1. Aktuelles: Anfang Mai erreichte der Preis für die Rohölsorte WTI mit über 122 US-Dollar pro Barrel ein neues Rekordniveau. Angebotsseitige Probleme waren ein maßgeblicher Grund für die Preisanstiege. Als Folge von Arbeiterstreiks und Angriffen auf Pipelines kam es in Nigeria zu Produktionsausfällen. Zudem wurde eine Pipeline von BP vorübergehend geschlossen, die bedeutende Teile der britischen Ölproduktion aus der Nordsee transportiert. Auch der Atomkonflikt mit dem Iran führte zur Einpreisung höherer geopolitischer Risikoprämien. Hinzu kam kurzzeitig ein rekordschwacher US-Dollar. Auch die nicht-kommerziellen Händler verharrten bei ihrer mäßig starken Netto-Long-Positionierung.

2. Fundamentale Faktoren: Eine Preisstütze stellen nach wie vor aber auch die Fundamentaldaten dar. Zwar expandiert das weltweite Ölangebot von Monat zu Monat, doch die globale Nachfragedynamik, allen voran aus den Schwellenländern und vor allem aus China, ist nahezu ungebrochen und spricht für eine anhaltende Überschussnachfrage am Rohölmarkt. Eine aus fundamentaler Sicht wichtige Nachricht des vergangenen Monats war der vermeintliche Riesenölfund in Brasilien. Das Ölfeld namens „Carioca“ soll inoffiziellen Angaben zufolge 33 Mrd. Barrels Rohöl enthalten. Sollte sich dies bestätigen, wäre dies das drittgrößte Ölfeld der Welt und der größte Fund seit über 30 Jahren. Die brasilianischen Ölreserven würden sich hierdurch mehr als verdreifachen und Brasilien würde auf der Liste der weltweit größten Ölreserveländer in die Top 10 aufrücken. Das Ölfeld liegt jedoch in 5000 Metern Tiefe unter einer dicken Salzschicht. Derzeit ist nicht absehbar, ob, wann und zu welchen Kosten dieses Rohöl gefördert werden könnte. Deshalb ist davon auszugehen, dass dieser Fund zwar langfristig einen Hoffnungsschimmer am Ölangebotshimmel darstellt, hiervon aber in den nächsten Jahren beim Rohölpreis nichts zu merken sein wird.

3. Unsere Meinung: Dreistellige Rohölpreise werden unseres Erachtens noch einige Monate anhalten. Eine merkliche Abwärtsbewegung auf Monatsdurchschnitte unter 100 US-Dollar für WTI erwarten wir erst auf Sicht von 6 Monaten.

Platin bleibt kostbar, aber eher mit Preisabwärtsrisiken

1. Aktuelles: Nach den massiven Preisanstiegen zu Beginn des Jahres, allein im Februar mit einem Plus im Vergleich zum Vormonat von fast 28 %, folgte eine Abwärtskorrektur beim Platinpreis. Produktionsausfälle in dem weltweit wichtigsten Förderland Südafrika zählten zu den Hauptgründen für den starken Preisanstieg. Eine Normalisierung der Produktionsbedingungen in Südafrika in Verbindung mit einer einsetzenden Entspannung an den Finanzmärkten führte dann zu der Abwärtskorrektur. Auch die nichtkommerziellen Händler reduzierten bis Mitte März ihre Netto-Long-Positionen auf Platin, seitdem weiten sie diese jedoch wieder aus. Die Volatilität des Platinpreises stieg seit Jahresbeginn kräftig an. Es dürfte noch ein paar Monate dauern, bis die Volatilität wieder auf das langjährige Durchschnittsniveau herabsinken wird.

2. Fundamentale Faktoren: Hohe Preisniveaus bei Platin haben einen fundamentalen Hintergrund. Es ist davon auszugehen, dass sich der Platinmarkt in diesem Jahr im Defizit befinden wird, das heißt, dass die Nachfrage das Angebot weltweit übersteigt. Nachgefragt wird das Edelmetall zu über 50 % von der Automobilindustrie. Diese Nachfragekomponente nimmt durch den verstärkten Einsatz von Katalysatoren im Zuge der strengeren Auflagen bezüglich Kraftfahrzeugemissionen tendenziell zu. Die Schmucknachfragekomponente, die sich auf ein Viertel beläuft, ist ebenfalls recht robust, da es sich hierbei vor allem um das obere, weniger preissensible Segment des Marktes handelt. Eine Angebotsausweitung in demselben Ausmaß wie bei der Nachfrage ist für das laufende Jahr global nicht zu erwarten.

3. Unsere Meinung: Der Platinpreis liegt aktuell 48 % über seinem Vorjahresniveau, was deutlich mehr ist als bei den anderen Edelmetallen. Zwar dürfte Platin dieses Jahr zu den Outperformern bei den Edelmetallen zählen, doch besteht bei diesem hohen Preisniveau trotz der fundamentalen Stütze vor allem auf Sicht von 6 und 12 Monaten Abwärtspotenzial. Dieses dürfte jedoch mit einer Größenordung von ca. 10 % nicht allzu hoch ausfallen.

Nickelpreis temporär gestützt durch Belebung am Stahlmarkt

1. Aktuelles: Seit der massiven Preiskorrektur von Nickel bis Mitte 2007 verläuft die Entwicklung des Nickelpreises in einer Bandbreite zwischen 26 und 32 Tausend US-Dollar pro Tonne. Im Vergleich zum Vorjahr kostet Nickel derzeit mehr als 45 % weniger. Die Volatilität des Nickelpreises ist zurückgegangen und hat sich nunmehr im Bereich des langjährigen Durchschnitts eingependelt, nachdem sie in den vergangenen zwei Jahren zum Teil deutlich darüber gelegen hatte. Die Lagerbestände haben sich von den kritisch tiefen Niveaus zwar nachhaltig erholt, sind jedoch im historischen Vergleich noch immer recht niedrig.

2. Fundamentale Faktoren: Ausschlaggebend für die Entwicklungen am Nickelmarkt ist der Stahlmarkt, da mehr als die Hälfte des jährlichen Nickelangebots für die Veredelung von Stahl, also zur Herstellung von rostfreiem Edelstahl, verwendet wird. Im ersten Quartal 2008 hat die weltweite Stahlproduktionsdynamik zugenommen, allen voran auch in China. Dies spricht prinzipiell für einen erhöhten Bedarf an Nickel, was sich in China auch an kräftig steigenden Nettoimporten zeigt. Ein Fünftel des weltweiten Nickelkonsums ist auf China zurückzuführen. Für Asien, das insgesamt mehr als die Hälfte der globalen Nickelnachfrage generiert, erwarten wir eine anhaltend starke Konjunkturentwicklung und damit auch eine hohe Nickelnachfrage. Zu weiteren 30 % spielt Europa als Nachfrager am globalen Nickelmarkt eine Rolle. Hier deuten jedoch die Stahlproduktionszahlen auf keine sich beschleunigende Nickelnachfrage hin, worin sich auch die abkühlende Konjunkturdynamik in Europa widerspiegeln dürfte.

3. Unsere Meinung: Die wieder etwas stärkere globale Stahlproduktion dürfte sich in den kommenden Monaten in eine erhöhte Nickelnachfrage und damit in höhere Nickelpreise übersetzen. Die weltweite Konjunkturabkühlung wird aber mittelfristig auf den Nickelpreis drücken. So erwarten wir auf Sicht von 12 Monaten einen geringfügig niedrigeren Nickelpreis als das jetzige Niveau.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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