Einzelhandelsumsätze - ein katastrophaler April
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1. Die realen Einzelhandelsumsätze in Deutschland hielten einmal mehr eine Enttäuschung bereit. Statt des von den Analysten erwarteten moderaten Anstiegs um 0,6% mom (Bloomberg-Median) kam es im April zu einem merklichen Rückgang um 1,7% mom, und das nach einem katastrophalen Vormonat (- 2,2% mom). Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt um 5,6% yoy unterschritten. Ein regelrechter Absturz muss sich im Kfz-Handel und bei den Tankstellen ereignet haben, denn der erweiterte Einzelhandel, der diese Bereiche zusätzlich umfasst weist im April einen Umsatzrückgang um 3,3% mom auf, nachdem schon der März einen Einbruch um 3,8% mom gebracht hatte.
2. Man kann es schon fast nicht mehr hören, aber die Lage der Osterfeiertage führte zu maßgeblichen Verzerrungen. Insbesondere der Vorjahresvergleich leidet darunter. Vor einem Jahr fiel Ostern und das Ostergeschäft in den April, in diesem Jahr in den März. Man vergleicht also einen „feiertagsbedingt“ aufgeblähten Monat im Jahr 2007 mit einem „normalen“ Monat im laufenden Jahr. Daher der starke Rückgang im Vorjahresvergleich. Doch auch im Vormonatsvergleich spielt die Lage des Ostergeschäftes eine gewisse Rolle. So versucht die Saisonbereinigung, die sich an einem langjährigen Durchschnitt orientiert, das Ostergeschäft aus dem April, in den es mehrheitlich fällt, herauszurechnen. Auch in diesem Jahr hat dies die Saisonbereinigung getan, allerdings zu unrecht.
3. Ein weiterer Grund für die schlechten Einzelhandelszahlen dürfte die Witterung gewesen sein. Der April zeichnete sich durch unterdurchschnittliche Temperaturen und durch überdurchschnittliche Niederschläge aus – kein Wetter, bei dem sich Sommerkollektionen gut verkaufen. Dies könnte den Textileinzelhandel belastet haben.
4. Schließlich ist die ökonomische Großwetterlage immer noch angespannt. Die Haushalte leiden unter der hohen Inflation, die an ihren auf dem Arbeitsmarkt erwirtschafteten Einkommen, nagt. Letztere dürften sich weiterhin gut entwickelt haben, denn Beschäftigung wurde aufgebaut und die Löhne stiegen. Unter dem Strich bleibt aber derzeit zu wenig übrig, um den Konsum zu beflügeln. Erschwerend kommt hinzu, dass die gefühlte Inflation weiterhin hoch ist. Kraftstoffe verteuerten sich in den ersten vier Monaten des Jahres dramatisch: So stieg der Preis für Superbenzin in diesem Zeitraum um über 9%, der für Dieselkraftstoff um über 18% und der für Heizöl um über 36% gegenüber dem Vorjahreszeitraum an.
5. Die hohen Kraftstoffpreise könnten aber noch auf eine direktere Art bremsend gewirkt haben: Die Haushalte versuchen inzwischen, im Bereich Mobilität Kraftstoff einzusparen. So wurde gemeldet, dass die Deutsche Bahn zunehmend Kunden gewinnt, dass also die Menschen beginnen von der Straße auf die Schienen umzusteigen. Auch der eine oder andere Gang zu Fuß oder zumindest ein energiebewusster Fahrstil könnten ebenfalls dazu beigetragen haben.
6. Damit war der Start ins zweite Quartal ein fulminanter Fehlstart: In der engen Abgrenzung käme es – Stagnation im Mai und Juni unterstellt – zu einem Rückgang des Einzelhandelsumsatzes im Vorquartalsvergleich um 2,2%, in der Abgrenzung einschließlich Kfz-Handel und Tankstellen zu einem Einbruch um 4,9%. In Abwandlung eines Sprichwortes kann man aber „Wein in das Wasser“ schütten. Erstens ist es durchaus unwahrscheinlich, dass es zu keinem Rückprall des Einzelhandelsumsatzes in den kommenden beiden Monaten kommen wird. Zweitens, sind die Einzelhandelszahlen extrem unzuverlässig: So wurde beispielsweise der Februarwert von ursprünglich gemeldeten -1,5% mom auf inzwischen +2,8% mom, also um sage und schreibe 4,3 Prozentpunkte nach oben revidiert. Es kann also noch viel geschehen. Drittens und am bedeutendsten: Der Bloomberg- Einkaufsmanagerindex für den Einzelhandel hat sich im Mai deutlich verbessert und legt damit für das zweite Quartal zwar eine schwache Konsumdynamik (qoq) nahe, aber keinen Einbruch.
7. Bei allen schlechten Daten und Relativierungen ist die Botschaft klar: Auf den Konsumaufschwung müssen wir weiter warten.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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