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06:51 Uhr, 30.07.2003

Einschätzung: Treasuries/Bunds: Trendwende ?

Externe Quelle :

Originalkommentar von Herrn Dr. Eberhardt Unger

Herr Dr. Unger ist u.a. Kommentator im Research Center von BörseGo. Sein Spezialgebiet sind makroökonomische Einschätzungen.

Die macro-Analyse Nr. 86/2003

Ein seit vier Jahren anhaltender Trend im Vergleich der transatlantischen Renditen scheint zu brechen. Die Renditen der zehnjährigen Treasuries lagen seit 1999 ständig unter denen der Bunds. Die Kurse beider Staatsanleihen bewegten sich zwar in einer starken Korrelation zueinander, die Tendenz in Europa folgte der amerikanischen fast von Tag zu Tag. Die Spreads zwischen beiden wurden aber zuletzt immer kleiner und haben jetzt erstmals das Vorzeichen umgedreht. Die Renditen der Treasuries liegen jetzt wieder leicht über denen der Bunds. Das ist zwar erst Mitte Juli geschehen, sodass es noch zu früh ist, von einem neuen Trend zu sprechen, eine Reihe von Einflussfaktoren spricht aber dafür, dass es ein neuer Trend wird. Die Relationen würden sich damit wieder normalisieren, indem die schwächere Währung, der USD, höhere Renditen bietet als die stärkere Währung, der EUR.

Noch im Oktober 2002 lag der Spread Treasuries ./. Bunds bei minus 75 Bp und im Frühjahr 2003 bei minus 40 Bp. Der Trend seit 1999 war im wesentlichen beeinflusst durch das Vertrauen weltweit disponierender Anleger in die amerikanische Volks- wirtschaft und die US-Administration und andererseits die Skepsis gegen- über der europäischen Entwicklung. Die kräftige Senkung der Leitzinsen in den USA von 6,50% Anfang 2001 auf jetzt 1,00% erweckte bei institutionellen Disponenten den Eindruck, die USA werden wieder vor allen anderen zu einem neuen Aufschwung ansetzen und die übrige Welt mit ihrer Lokomotiv-Funktion aus dem Konjunkturtal ziehen. Durch diese Kapitalströme aus dem Ausland in die USA war es gelungen, trotz unzureichender Ersparnisse der privaten Haushalte in den USA (3,7% des verfügbaren Einkommens) die riesigen Defizite zu finanzieren. Doch das blinde Vertrauen scheint zu Ende. Die höchst verschuldete Nation der Welt muss höhere Zinsen bieten, um vom Ausland weiterhin Kapital zur Verfügung gestellt zu bekommen. Auch das Vertrauen in den Dollar hat einen spürbaren Rückschlag erlitten. Allzu hoch belasten die Zwillingsdefizite von jeweils rund 5% des BIP. Die Länder der Eurozone verfügen zwar auch über ein Haushaltsdefizit (einige mehr als 3% des BIP, zur Finanzierung reichen die privaten Ersparnisse jedoch aus), haben aber insgesamt kein Leistungsbilanzdefizit.

Folgerung: Der Spread Treasuries minus Bunds könnte sich auf 35 bis 50 Bp ausweiten. Auf Dollar lautende Staats- und Unternehmensanleihen untergewichten.

Dr. Eberhardt Unger
Ebunger@t-online.de

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