Einkaufsmanagerindizes signalisieren florierende Binnenwirtschaft
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1. Der Einkaufsmanagerindex der Dienstleister ist im August für Euroland nur leicht von 58,3 auf 58,0 Punkte gesunken. Damit wurde die Schnellschätzung von vor knapp zwei Wochen um 0,1 Punkte nach oben revidiert. Es ist jedoch darauf aufmerksam zu machen, dass der Einkaufsmanagerindex der Dienstleister – im Gegensatz zum Index des verarbeitenden Gewerbes – ausschließlich die Beurteilung der Geschäftsaktivität der befragten Serviceanbieter misst. Er ist also kein zusammengesetzter Indikator. Allerdings werden noch weitere Indizes veröffentlicht, die bis auf den Index für die Verkaufspreise im August alle ein schwächeres Bild ergaben als noch im Juli: Die Einschätzungen zum Neugeschäft, zum Auftragsbestand und zur Beschäftigung waren jeweils rückläufig. Der Index der Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate sank sogar auf den niedrigsten Wert seit März 2003, den Monat des Ausbruchs des Irak-Krieges. In diesem letzten, am stärksten auf die Zukunft gerichteten Indikator spiegeln sich die derzeitigen Finanzmarktverwerfungen also am deutlichsten wider.
2. Bemerkenswert sind ferner die Diskrepanzen bei den Entwicklungen der nationalen Daten der großen Euroland-Volkswirtschaften, die erst heute veröffentlicht wurden. Während in Deutschland der Einkaufsmanagerindex der Dienstleister im August kräftig um 1,3 Punkte auf jetzt 59,8 steigen konnte und somit einen der höchsten Werte seit Einführung des Indikators im Juni 1997 erreichte, kam es in Spanien (-2,8 Punkte) und Italien (-2,3 Punkte) zu empfindlichen Rückgängen. Auch in Frankreich gab der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister etwas nach (-0,5 Punkte). Erwähnt werden muss auch der abermalige Anstieg der Beurteilung des Neugeschäfts in Deutschland. Denn mit 60,70 Punkten erreichte dieser Index ein Allzeithoch.
3. Die Daten signalisieren ein weiteres kräftiges Anziehen der Binnennachfrage in Deutschland. Dies kann bei Betrachtung der Einkaufsmanagerindizes weder für Spanien noch für Italien gesagt werden. Für Frankreich hingegen deutet der Indikator (mit 58,4 Punkten) nach wie vor auf eine starke Expansion des Servicesektors (jenseits der Wachstumsschwelle von 50 Punkten) hin. Für Euroland sind das per Saldo immer noch positive Nachrichten, wie das hohe Niveau des Dienstleister-Einkaufsmanagerindex anzeigt. Hierzu passen auch die heute von Eurostat veröffentlichten (preis-, kalender- und saisonbereinigten) Juli- Daten für den Einzelhandelsumsatz in Euroland, die nach einem guten Vormonat nun abermals leicht um 0,1 % mom (0,5 % yoy) zulegen konnten. Die privaten Konsumausgaben scheinen folglich im Euroraum – geprägt von der Entwicklung hierzulande – nach einem (durch die Erhöhung der deutschen Mehrwertsteuer) schwachen Jahresstart nun, wenn auch schleichend, an Dynamik zu gewinnen.
4. Für Deutschland käme die oben skizzierte Entwicklung gerade rechtzeitig. Denn die Wachstumsimpulse vom stärker exportabhängigen verarbeitenden Gewerbe scheinen derzeit nachzulassen. Dies legen sowohl der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe, der im August um 0,8 Punkte auf jetzt 56,0 Punkte sank, als auch das entsprechende ifo Geschäftsklima nahe, das sich im selben Monat ebenfalls eintrübte. Betrachtet man die gegenläufigen Entwicklungen im verarbeitenden Gewerbe und bei den Dienstleistern Deutschlands, so erhärtet sich die These, dass der Wettstreit zwischen nachlassender außen- und zunehmenden binnenwirtschaftlicher Dynamik an Schärfe gewinnt. Anders formuliert: Im aktuellen Aufschwung scheinen gerade die außenwirtschaftlichen Kräfte von den binnenwirtschaftlichen als Impulsgeber abgelöst zu werden. Risiken für die Fortsetzung des Aufschwungs in Euroland und in Deutschland stellen aber nach wie vor die momentanen Finanzmarktturbulenzen dar, was in den deutlich gesunkenen Geschäftserwartungen der Dienstleister zum Ausdruck kommt.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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