Fundamentale Nachricht
12:05 Uhr, 26.07.2017

Einheitliche Steuer hilft Indiens Wirtschaft

Die Modernisierung und Reformen der Modi-Regierung tragen Jupiter-Fondsmanager Avinash Vazirani zufolge dazu bei, das langfristige Wachstum der indischen Wirtschaft auf ein starkes Fundament zu stellen.

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London (GodmodeTrader.de) - Die indische Steuer auf Waren und Dienstleistungen (Goods and Services Tax, GST) trat jüngst in Kraft. Obgleich es auf kurze Sicht zu Herausforderungen kommen kann, dürften die mittel- bis langfristigen Auswirkungen für die indische Volkswirtschaft positiv ausfallen, wie Avinash Vazirani, Fondsmanager des Jupiter India Select SICAV, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Mit der neu eingeführten Steuer auf Waren und Dienstleistungen setze die Modi-Regierung ihren Plan fort, das indische Finanzsystem zu modernisieren und zu rationalisieren. Ziel sei es, das komplexe System aus regionalen Steuern zu vereinfachen. Indien setze sich aus 29 Bundesstaaten zusammen und vor Einführung der GST hätten indische Unternehmen jedes Mal, wenn sie Waren oder Dienstleistungen über die Bundesstaatsgrenzen verkaufen wollten, Steuern zahlen müssen. Die GST werde nun insgesamt 17 Abgaben auf nationaler und bundesstaatlicher Ebene ersetzen. Aufgrund der Komplexität des vorherigen Systems sei die Logistik sehr aufwändig und kostspielig. Inoffizielle Bestechungsgelder seien an der Tagesordnung gewesen. Folge davon sei gewesen, dass die Logistikkosten in Indien mit 13 bis 14 Prozent des BIP zu den höchsten weltweit zählten. In Brasilien, Russland und China lägen sie zum Vergleich durchschnittlich bei neun bis zehn Prozent und in den Industrieländern bei sieben bis acht Prozent des BIP, heißt es weiter.

Die GST ersetze das alte Staat-für-Staat-System, womit Indien zum ersten Mal seit Erlangung der Unabhängigkeit im Jahr 1947 ein gemeinsamer Markt sein werde. „Neben der Senkung der Logistikkosten für Unternehmen wird sich die GST auch auf den Steuersatz auswirken, den Verbraucher beim Kauf von Waren und Dienstleistungen zahlen müssen. Die Reform beinhaltet die Schaffung unterschiedlicher Steuerstufen. Diese reichen von gänzlichen GST-steuerbefreiten Stufen für Grundnahrungsmittel und Krankenhausrechnungen bis zum Höchstsatz von 28 Prozent für Unterhaltungselektronik und Kinotickets. Unternehmen müssen ihre Steuererklärungen künftig elektronisch einreichen, was es erschweren wird, Steuern zu vermeiden. Jene Firmen, die die Steuerregelungen bereits einhalten, sind im Vorteil und wir denken, dass es zu einer Geschäftsverlagerung vom informellen Sektor zu diesen Unternehmen kommen wird“, so Vazirani.

Für viele Unternehmen bedeute die Einführung der GST eine Nettosenkung ihres Steueraufwands. Hierzu zählten Unternehmen aus den Segmenten Grundnahrungsmittel, Smartphones und Luxusautos. An anderer Stelle werde die GST zu einer höheren Gesamtbesteuerung führen, wie beispielsweise in der Unterhaltungselektronik oder im Bereich der Körperpflegeprodukte, heißt es weiter.

„Unserer Ansicht nach greift die Aussage, dass die Sektoren mit niedrigeren Steuern profitieren, während Sektoren mit höheren Steuern verlieren, jedoch zu kurz. So bestehen in Indien beispielsweise Regelungen, die sich gegen Profitmacherei richten und wonach Unternehmen Steuersenkungen an Verbraucher weitergeben müssen. Auf der anderen Seite gibt es viele gut geführte Unternehmen mit soliden Marken, die trotz höherer Steuern ihre Umsätze und Gewinne weiter steigern können“, so Vazirani.

Was die direkten Auswirkungen auf den Jupiter India Select SICAV betreffe, so sollten sich diese in Grenzen halten. Der Fonds verfüge über breit gefächerte Anlagen in der indischen Wirtschaft und sei in Unternehmen investiert, die alle Steuerstufen der GST abdeckten. „Wir denken, dass die Unternehmen in unserem Portfolio auf lange Sicht von der Reform profitieren werden, da sich das Geschäft vom informellen Sektor auf Unternehmen verlagern dürfte, die bereits steuerkonform agieren“, so Vazirani.

Die neue einheitliche Steuer werde Indien mittel- bis langfristig nutzen. Die Steuereinnahmen des Landes dürften um bis zu zwei Prozent zulegen und die GST werde zu einer niedrigeren Inflation beitragen. Die niedrigeren Logistikkosten und eine geringere Anzahl an Steuerlöchern sollten dazu führen, dass Kosteneinsparungen am Ende an die Verbraucher weitergegeben würden, heißt es weiter.

„Gleichwohl erkennen wir an, dass wir uns derzeit auf unbekanntem Terrain bewegen. Da sich die Verbraucher an die neue Preisgestaltung anpassen müssen, könnte die Wirtschaft vorübergehend Probleme bekommen. Im September beginnt die Festsaison in Indien und die Reaktion der Verbraucher wird ein erster Test für die Auswirkungen der Reform sein. Wir gehen aber davon aus, dass wir starke Umsätze sehen werden. Festzuhalten ist auch, dass der Konsum selbst vor der Einführung der GST hoch war, da Geschäfte bestrebt waren, ihre alten Bestände noch unter dem alten Steuersystem zu leeren. Hierdurch entstand ein einmaliger wirtschaftlicher Impuls, der selbst eine womöglich darauffolgende Abschwächung des Konsums einigermaßen auffangen dürfte. Obwohl die Einführung der GST unsere Anlagestrategie nicht nennenswert ändert, unterstreicht sie unsere wesentliche wirtschaftliche These: Die Modernisierung und Reformen der Modi-Regierung tragen dazu bei, das langfristige Wachstum der indischen Wirtschaft auf ein starkes Fundament zu stellen“, so Vazirani.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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