Eine längerfristige Betrachtung volatiler Märkte kann sich auszahlen
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Die letzten Tage haben einen extrem hohen Grad an Volatilität und Ungewissheit sowie irrationale Kursbewegungen mit sich gebracht, die auf technische Aspekte durch die Auflösung von Positionen bei vielen Hedgefonds zurückzuführen sind. In Phasen wie diesen ist es jedoch wichtig, an einer langfristigen Perspektive festzuhalten und nicht panikartig die falschen Investitionsentscheidungen zu treffen.
Gerade in diesen Zeiten, die so turbulent sind wie nie zuvor, lohnt es sich, günstige Gelegenheiten zu ermitteln, da einige der lukrativsten Tage auf den Märkten tatsächlich in diese anspruchsvollen Zeiträume fallen. Es ist deshalb entscheidend, dass die Anleger ihren Fokus weiterhin auf die Aktien selbst richten und nicht sklavisch die täglichen Bewegungen am Markt verfolgen. Auf den Märkten wird es immer kurzfristige Aufwärts- und Abwärtsbewegungen geben, Investitionen sollten jedoch weiterhin langfristig ausgelegt sein, und die Wachstumsaussichten durch Investitionen am Aktienmarkt sollten positiv bleiben. Es geht nun darum, die Aktien zu finden, bei denen sich das Warten auszahlt.
Fokus auf den DAX der letzten Tage
Die globalen Märkte haben sich in den letzten Tagen extrem volatil gezeigt, und der deutsche Markt ist nicht ungeschoren davongekommen. Der DAX fiel am Montag, den 6. Oktober um 7,07%. Das ist insgesamt der sechsgrößte Tageskursrückgang in fast 20 Jahren. Das heißt, dass der DAX seit Mitte Mai um 25% gefallen ist und sich nun auf dem niedrigsten Stand seit Mitte Juni 2006 befindet.
Jedoch ist hervorzuheben, dass der DAX-Index trotz der aktuellen dramatischen Rückgänge im 5-Jahres-Zeitraum immer noch über 50% gestiegen ist, während der Index UK FTSE All-Share im gleichen Zeitraum nur 10% schaffte. Viele deutsche Anleger sind trotzdem zu Recht besorgt, was den Wert und die Entwicklung ihrer Investitionen betrifft, und die aktuelle Unsicherheit hat bei einigen zur Veräußerung ihrer Wertpapierbestände geführt.
Die aktuelle Marktvolatilität im Blick
Die Gründe für die in den letzten Tagen sowohl auf den globalen als auch auf dem deutschen Aktienmarkt stattgefundenen Einbrüche sind ziemlich komplex und in einiger Hinsicht auch widersprüchlich. Die jüngsten Ereignisse jenseits des Atlantiks hatten natürlich auch Einfluss auf den deutschen Markt, und die Besorgnis über den Zustand des US-Banken- und Immobiliensektors wirkte sich auf alle größeren regionalen Märkte aus. Viele Berichterstatter hatten sogar vorausgesagt, dass die Verabschiedung des TARP-Rettungsprogramms durch das US-Repräsentantenhaus zu einer Erholung der Märkte führen würde, wohingegen die Märkte am Montag einen der schlimmsten Rückgänge der letzten Jahre erlitten. Teilweise war dies auf Bedenken zurückzuführen, dass das TARP-Rettungsprogramm nicht weitreichend oder wirksam genug sei, um die grundsätzlichen Probleme des US-Bankensektors zu lösen.
Gleichzeitig wurden alle Märkte durch die erhöhte Wahrscheinlichkeit einer globalen Verlangsamung der Wirtschaft beeinflusst, und die Theorie, dass der Abschwung längerfristiger und tiefgreifender sein könnte als ursprünglich vorhergesagt, hat bei den Analysten schnell an Boden gewonnen. Insbesondere die an die Wachstumsmärkte gestellten Erwartungen sind in den letzten Wochen deutlich rückläufig. Die Berichterstatter befürchten, dass sich der Rückgang der prognostizierten Gewinne einiger deutscher Firmen, die sowohl Infrastrukturprodukte als auch andere Waren und Dienstleistungen in größerem Umfang an diese Märkte exportieren, fortsetzen wird. Die Angst vor einer längerfristigen globalen Rezession gründet sich möglicherweise auf Tatsachen und steht im Gegensatz zu reinen Marktgerüchten. Die meisten großen Wirtschaftsmächte werden im kommenden Jahr ohne Zweifel einen wie auch immer gearteten Abschwung erfahren.
Schließlich - und in eher technischer Hinsicht - wurde die Volatilität der letzten Zeit zum großen Teil durch die Auflösung von Positionen aufgrund in Bedrängnis geratener Hedgefonds verursacht. Dies könnte sich noch eine Weile so fortsetzen, da Hedgefonds immer mehr unter Tilgungsdruck stehen. Natürlich handelt es sich hier gewissermaßen um eine notwendige negative Entwicklung, da die Märkte diese Auflösung von Positionen durchlaufen müssen, um eine Form von längerfristigem Gleichgewicht zu finden. Kurzfristig jedoch wird dadurch ein noch stärkerer Kursdruck auf die bereits volatilen Märkte ausgeübt.
Zusätzlich zu diesen Gründen allgemeinerer Art musste der deutsche Markt unter einigen börsenspezifischen Faktoren leiden: Erstens wurde die Stimmung der Anleger durch die Schwierigkeiten des Immobilienriesen Hypo Real Estate stark gedrückt, wobei die Ankündigung eines Rettungspakets in Höhe von € 50 Milliarden und die Intervention der Regierung die Nerven der Anleger noch nicht vollständig beruhigen konnten. In einigen Quartalen bestand auch die Sorge, dass bestimmte deutsche Banken weitere Abschreibungen für die kommenden Tage ankündigen würden. Einige Anleger waren der Meinung, dass insbesondere der Bankenriese Deutsche Bank kurz vor besagter Ankündigung stehe. Die Deutsche Bank hat jedoch in der Zwischenzeit mitgeteilt, dass die Gerüchte jeglicher Grundlage entbehren und auf die Stabilität ihrer Kapitalreserven hingewiesen. Trotz dieser Dementis haben Gerüchte über mögliche systemische Probleme deutscher Banken den Markt verunsichert. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Zuversicht in diesen Sektor zurückkehrt.
Der Zeitraum, nicht der Zeitpunkt ist entscheidend
Unserer Meinung nach ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, "in den Sturm hinein" Verkäufe zu tätigen. Es ist hingegen wichtig, dass sich die Anleger nicht zu sehr auf die täglichen Ebbe- und Flutbewegungen konzentrieren, sondern ihre Entscheidungen unter eher langfristigen Gesichtspunkten treffen. Einige der lukrativsten Tage an den Märkten fallen nämlich in diese Phasen größter Herausforderungen, und jetzt zu verkaufen würde möglicherweise eine Gefährdung der langfristigen Investitionsgewinne mit sich bringen.
Fazit
Die letzten Tage bedeuteten für die deutschen Anleger ohne Zweifel eine extreme Herausforderung. Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass es immer Schwankungen geben wird, und dass es in Zeiten wie diesen am sichersten ist, standfest zu bleiben, da sich beim jetzigen Verkauf der Wertpapierbestände Verluste herauskristallisieren könnten. Trotz des momentanen Aufruhrs gibt es viele attraktiv bewertete deutsche Unternehmen, und viele Probleme, die im Augenblick den deutschen Markt beeinträchtigen, haben nur wenig mit Deutschland und eher mit Themen zu tun, die jenseits des Atlantiks aktuell sind.
Zusätzlich ist die deutsche Wirtschaft im Wesentlichen immer noch gesund, und es ist keine Immobilienkrise wie in den USA oder Großbritannien zu verzeichnen. Außerdem scheinen die Probleme, die die deutschen Banken betreffen, weit weniger vielfältig zu sein als diejenigen ihrer amerikanischen Pendants. Obwohl sich die deutsche Wirtschaft etwas verlangsamt hat, bleibt sie doch stabil, und Deutschland ist immer noch die weltgrößte Exportnation. Es gibt also reelle Gründe dafür, optimistisch zu sein. Die nächsten Wochen werden voraussichtlich weiterhin eine Herausforderung darstellen, die längerfristigen Aussichten sind jedoch stabil, und wenn Sie bei Ihren Investitionen bleiben und nicht in Panik geraten, sollten Sie davon profitieren, wenn sich die Märkte wieder erholen.
Autorin: Alexandra Hartmann, Fondsmanagerin des Fidelity Euro Blue Chip Fund
Quelle: Fidelity
Die 1946 gegründete US-Investmentgesellschaft Fidelity ist das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 35.000 Mitarbeiter an 36 Standorten und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung. Die deutsche Niederlassung Fidelity Investment Services GmbH in Frankfurt betreut ein Fondsvermögen für private Anleger von 12,25 Mrd. Euro, vertreibt 104 Publikumsfonds direkt sowie über mehr als 600 Kooperationspartner und beschäftigt 210 Mitarbeiter (Stand: 31.12.2007).
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