Eine Geschichte von zwei Banken
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die Silicon Valley Bank (SVB) verkörperte das kühne neue Bild des Finanzwesens. Sie hat Start-up-Unternehmen finanziell unterstützt und war dort, wohin andere Banken sich nicht trauten. Sie war das finanzielle Herz und die Seele für junge Unternehmen. Sie fühlte sich wohl im Umgang mit Unternehmern, weil sie eine Bank für Unternehmer war. Sie war die Bank der neuen Wirtschaft.
Auf der anderen Seite stand die Credit Suisse, ein 167 Jahre altes Institut, das für die finanzielle Stabilität und Seriosität der Schweiz stand. Sie war eine angesehene Institution, nahezu so symbolträchtig für das Land wie das Kreuz auf der Schweizer Flagge. Die hart arbeitende Bevölkerung der Schweiz konnte sich in jeder Wetterlage auf sie verlassen. So hat sie Finanzkrisen sowie zwei Weltkriege überstanden und musste im Gegensatz zur UBS 2008 nicht vom Schweizer Staat gerettet werden. Sie war die Stabilität in Person, eine vertrauenswürdige Institution.
Wie konnten diese beiden Banken, die eine so dynamisch, die andere so traditionell, auf einmal verschwinden? Wie konnte das passieren? Es wird viele Erklärungen geben, viele technische Überlegungen werden erörtert, viele Vorschriften werden untersucht. Aber letztendlich war das Problem schlechtes Management und ein Mangel an gesundem Menschenverstand.
Die Verbindlichkeiten der SVB waren kurzfristig, ihre Aktiva – obwohl liquide – waren langfristig. Die Einlagen stammten von einem relativ kleinen Kreis neuer wohlhabender Einleger. Als die Zinssätze stiegen und sich die wirtschaftlichen Aussichten verschlechterten, zogen die Einleger ihr Geld ab, um ihre Cashflow-negativen Unternehmen zu finanzieren. Die Geschäftsleitung der Bank wollte keine Verluste bei ihrem Portfolio an Staatsanleihen hinnehmen. Die Aufsichtsbehörden hatten sie mehrfach vor ihrem stark unausgewogenen Geschäftsportfolio gewarnt. Das Management, das die Grundprinzipien des Bankgeschäfts fast vorsätzlich missachtete, ignorierte diese Warnungen.
Das Management der Credit Suisse strebte nach den Gewinnen und dem Nervenkitzel des Investment Banking und suchte nach Anerkennung in einer Welt, die nicht die ihre war. Es hatte sich in eine Savanne verirrt, die mit Wesen aus einer anderen Welt bevölkert war. Die First Boston wurde gekauft, die zuvor die noch stärker belastete Donaldson, Lufkin & Jenrette gekauft hatte.
Das Management bewunderte diese vielfältigen Wesen, die sich unauffällig verhielten, die schnell zuschlugen, die geschmeidig und elegant waren und damit ihre grauen sowie behäbigen Artgenossen überlisteten.
Jedes Wesen hatte seine eigene Arroganz. Das eine hatte sich nie im Bankwesen verwurzelt. Das andere hatte seine eigenen traditionellen Wurzeln verloren. Dem einen fehlte, was das andere in Hülle und Fülle hatte. Vielleicht liegt das in der menschlichen Natur.
Inzwischen bewegt sich das Geld nahezu in Echtzeit. Werden wir Garantien für alle Einlagen brauchen, um einen Ansturm auf die Banken zu verhindern? Wer weiß? Etwas Neues und etwas Altes sind nun verschwunden. Eine Epoche ist vorbei, und damit auch der Glaube an zahlreiche wirtschaftliche Aspekte.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.