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13:20 Uhr, 21.09.2015

Einbrechende VW-Vorzugsaktie reißt DAX mit in den Abgrund

Der Abgas-Skandal von VW zieht den DAX am Montag in Mitleidenschaft. Der Wolfsburger Konzern hatte am Wochenende zugegeben, Abgastests bei Diesel-Fahrzeugen in den USA manipuliert zu haben.

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Die drohende Milliardenstrafe in den USA wegen manipulierter Abgastests lässt das DAX-Schwergewicht - die Vorzugsaktien von Volkswagen - heute in der Spitze um knapp 23! Prozent einbrechen. Dieser Umstand geht natürlich auch der Performance im Gesamtindex nicht spurlos vorbei. Der DAX eröffnete am Montagmorgen bereits schwächer und blieb den gesamten Vormittag im roten Terrain stecken. Am Mittag tendiert das Börsenbarometer mit 0,70 Prozent tiefer bei 9.844 Punkten. Darüber hinaus beschäftigt den deutschen Aktienmarkt weiter die ausgebliebene Zinswende in den USA, da dies dem Euro auch in den kommenden Wochen weiteren Auftrieb geben könnte. Auch die Aussicht auf bald höhere Zinsen in den USA verflüchtigt sich. Dieser Umstand macht den exportlastigen Werten im DAX zu schaffen. Zudem bleibt auch das Thema Griechenland nach dem Wahlsieg der linken Syriza auf der Agenda.

Charttechnik

Die schwächere Eröffnung im DAX fand heute keinen direkten Anschluss. Der Index versucht sich zu stabilisieren, hat jedoch bei 9.900 und knapp 10.000 Punkten seine nächsten, entscheidenden Widerstände. Unterhalb dieser muss jeder Zeit mit einem Ende der Erholung und neuen Tiefs gerechnet werden.

Thema des Tages

Nach dem unerwartet deutlichen Sieg der Linkspartei Syriza bei der Parlamentswahl in Griechenland soll Alexis Tsipras schon am Montagabend vereidigt werden. Die Syriza-Partei hat 35,5 Prozent der Stimmen auf sich vereint, die „Unabhängigen Griechen“ lagen knapp über der Drei-Prozent-Hürde. Zusammen kommen sie dadurch auf rund 155 der 300 Sitze im Plenum. Zweitstärkste Kraft ist mit 28,1 Prozent die Nea Dimokratia. „Die Wähler haben uns "ein klares Mandat gegeben, für den Stolz unseres Volkes zu kämpfen“, sagte Tsipras. Um aus der Krise zu kommen, gebe es aber keine „magischen" Lösungen.

Die Expertenmeinungen über das Ergebnis fielen unterschiedlich aus. Die britische Großbank HSBC bewertete den Wahlsieg Syrizas als grundsätzlich marktfreundlich. Er beseitige einige Unsicherheiten über die Regierungsbildung und unterstreiche Griechenlands Zusage, in der Eurozone zu bleiben", heißt es in einer Studie. Auf der anderen Seite betonte die HSBC aber auch, dass die Regierung wohl eine nur dünne Parlamentsmehrheit haben werde, um die zahlreichen anstehenden Herausforderungen anzugehen. Kritisch kommentierte die Commerzbank Ausgestattet mit einem frischen Wählermandat dürfe der alte und voraussichtlich neue Ministerpräsident Alexis Tsipras hart mit den Geldgebern ringen, um die Spar- und Reformauflagen möglichst aufzuweichen, so Chefvolkswirt Jörg Krämer-

Tsipras war im August als Ministerpräsident zurückgetreten, nachdem ihm im Streit um die Auflagen der internationalen Geldgeber ein Teil der Abgeordneten des Linksbündnisses die Gefolgschaft verweigert hatte.

Aktien im Blick

Die bereits eingestandenen Manipulationen bei Abgastests in den USA drücken die VW-Aktie am Montag auf den tiefsten Stand seit mehr als drei Jahren. Zeitweise bricht das Papier um knapp 23 % ein. Ein solcher Kursausschlag ist bei einem DAX-Unternehmen höchst außergewöhnlich. Der Ruf des Unternehmens habe schweren Schaden genommen und der Absatz könnte weiter zurückgehen, schreibt die Commerzbank. Die mögliche Höchststrafe von 18 Milliarden US-Dollar entspräche bei einem Euro-Kurs von 1,13 Dollar 33,50 Euro je Aktie, haben die Analysten errechnet.

Die Aktie von Dialog Semiconductor schmiert um 24,77 % ab. Der Halbleiterhersteller will sich in den USA verstärken und den Konkurrenten Atmel für 4,6 Mr. Dollar übernehmen. Der Kaufpreis erscheint vielen Experten als zu hoch.

Ein gesenkter Gewinnausblick lässt die Aktie von Tom Tailor um akt. 15,89 % in die Tiefe rauschen. Auch ElringKlinger, die bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr ihr Ziel für den bereinigten operativen Gewinn 2015 kappte, büßen 18,67 % ein.

Konjunktur

Die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft weiter im Aufschwung. "Die zuletzt recht kräftige Aufwärtsbewegung der gesamtwirtschaftlichen Aktivität in Deutschland dürfte sich im Sommer fortgesetzt haben", heißt es im Monatsbericht vom Montag.

Nach Schätzungen der EU-Grenzschutzbehörde Frontex warten allein an der türkischen Westküste derzeit bis zu 500.000 Flüchtlinge darauf, die Überfahrt nach Griechenland anzugehen, wie "Die Welt" berichtet.

Währungen

Zum Wochenbeginn kann sich der Euro zum US-Dollar nicht mehr über der Marke von 1,14 Dollar halten. Zu Wochenbeginn kam die Gemeinschaftswährung in der Spitze bis auf 1,1310 US-Dollar zurück, gegen Mittag zeigt sich das Cross EUR/USD aber praktisch unverändert bei 1,1287. Der Wahlausgang in Griechenland prallte am Wechselkurs überraschend ab. Die jüngsten Aussagen des Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank (EZB), im Bedarfsfall das EZB-Ankaufprogramm auszuweiten, dämmten den Höhenflug des Euro ein.

Der australische und der neuseeländische Dollar mussten Verluste einstecken. AUD/USD ist um 0,29 % auf 0,7168 zurückgegangen und NZD/USD hat sich um 0,79 % auf 0,6346 verbilligt. Die Westpac Banking Corporation hatte berichtet, dass der Index zum Konsumklima in Neuseeland im 3. Quartal auf 106 gefallen ist, nachdem er zuvor auf 113 Zählern gestanden hatte.

Rohstoffe

Am vergangenen Freitag waren die Ölpreise noch um etwa eineinhalb Dollar gefallen. Am Markt wurde zum einen der festere Dollar als Grund genannt, der Rohöl für viele Investoren verteuert und deren Nachfrage belastet habe. Am Montag zeigten sich die Preise erholt. Brent kostet am Mittag 48,17 US-Dollar. Das waren 73 Cent mehr als zum Fixing vor dem Wochenende.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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