Fundamentale Nachricht
08:16 Uhr, 31.07.2017

Ein Plädoyer für die Disziplin

Fondsmanager können LGIM-Experte Ben Bennett zufolge durch die Beibehaltung der Liquidität in den Portfolios jetzt die Vorteile von preiswerten Bewertungen in der Zukunft nutzen.

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London (GodmodeTrader.de) - Im vergangenen Jahr haben globale Kreditmärkte eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit gezeigt. „Angesichts der nach wie vor existierenden makrostrukturellen Fragestellungen des Marktes sind Fondsmanager allerdings gut beraten, die gängige Praxis der Übernahme übermäßiger Kreditrisiken zum genau falschen Zeitpunkt zu vermeiden“, findet Ben Bennett, Head of Credit Strategy im Fixed Income-Team des Vermögensverwalters Legal & General Investment Management (LGIM).

Rückblickend auf die jüngste Marktgeschichte macht der Experte eine stark positive Korrelation zwischen Credit Spread-Streuung und dem absoluten Niveau der Credit Spreads aus. „Die Höhe der Veränderung zwischen der Performance verschiedener Unternehmen und Branchen auf den Kreditmärkten stand in engem Zusammenhang mit der Entwicklung der zusätzlichen Rendite, die Kredite im Vergleich zu den zugrundeliegenden Staatsanleihen geboten haben“, erklärt Bennett.

Wenn die Credit Spreads breit gestreut seien, sei das Niveau der Streuung in den Märkten ebenfalls hoch. „Fondsmanager neigen in erster Linie dazu, sich in diesen Zeiten auf eine Portfolio-Outperformance zu konzentrieren, und zwar durch eine Kombination aus guter Aktien- und Sektorauswahl. Doch sobald Credit Spreads weniger breit aufgestellt sind und die Volatilität sinkt, zeigt die Erfahrung, dass auch die Streuung auf den Kreditmärkten geringer wird. Das bedeutet, dass sich auch die potenzielle Rendite aus guter Aktien- und Sektorauswahl verringert“, so der Experte. Bemerkenswert sei, dass die globale Investment-Grade-Credit Sector Spread-Streuung auf den niedrigsten Stand seit sieben Jahren gesunken ist. „Dies deutet auf eine sehr geringe Chance für eine profitable Sektorauswahl hin“, schlussfolgert Bennett.

„Eine Kombination aus niedrigen Spreads, geringer Volatilität und geringer Marktstreuung ermutigt die Fondsmanager oft, Risiken zu Portfolios hinzuzufügen, um ihre Alpha-Ziele zu erreichen. Dies kann jedoch dazu führen, dass Investment-Grade-Kreditmanager das Risikospektrum im Hinblick auf hohe Erträge revidieren“, so Bennett weiter. Die daraus resultierenden Portfolios seien in einer Phase eng gestreuter Credit Spreads riskanter. Gleichzeitig operierten Portfoliomanager in Assetklassen, mit denen sie weniger vertraut seien.

Solange die Kreditmärkte nachgiebig blieben, könne diese Entwicklung weitgehend unter dem Radar verlaufen und sogar zu noch engeren Credit Spreads führen, während sich die Jagd nach der Rendite verstärke. Doch sobald die Märkte eine Wendung nähmen, sei das Potenzial für aggressive Bewegungen größer, da jene „Rendite-Touristen“ auf einmal alle gleichzeitig zu den Ausgängen laufen würden.

„In den vergangenen Jahren haben Fondsmanager häufig übermäßige Kreditrisiken zum genau falschen Zeitpunkt übernommen“, sagt Bennett. „Befanden sich Credit Spreads in der Vergangenheit auf dem heutigen Niveau, waren die Renditen aus den Krediten mit übermäßigem Risiko in den folgenden zwölf Monaten im Durchschnitt geringfügig negativ. Dabei bestand jedoch ein materielles Risiko eines signifikanten zweistelligen Drawdowns – und zwar in jenem Moment, in dem jeder zur selben Zeit versucht, das Risiko zu reduzieren.“

„Sobald Credit Spreads enger gestreut waren und die sektorale Diversifizierung abnahm, haben viele Fondsmanager mehr Risiko aufgenommen. Wir hingegen sind davon überzeugt, dass es von äußerster Bedeutung ist, im heutigen Umfeld die Disziplin bei Investments beizubehalten. Das gilt vor allem im Hinblick auf die makrostrukturellen Probleme, die nach wie vor nicht gelöst sind“, sagt Bennett. Ein allzu kurzsichtiger Ansatz zur Erreichung kurzfristiger Alpha-Ziele könne letztlich ein übermäßiges Portfolio-Risiko bei sehr engen Spread-Streuung zur Folge haben. „Das führt in dem Moment, in dem langfristige strukturelle Probleme zum Tragen kommen, zu einer signifikanten Underperformance. Stattdessen können Fondsmanager durch die Beibehaltung der Liquidität in den Portfolios jetzt die Vorteile von preiswerten Bewertungen in der Zukunft nutzen – dann, wenn alle anderen versuchen, das Risiko zu reduzieren“, schließt der Experte.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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