Kommentar
14:10 Uhr, 02.12.2021

Ein Nachruf auf das Shortselling (Leerverkäufe)

"Shorten" ist aus der Mode gekommen und das nicht erst, seitdem sich Privatanleger organisieren.

Erwähnte Instrumente

  • Herbalife Ltd
    ISIN: KYG4412G1010Kopiert
    Kursstand: 37,360 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Herbalife Ltd - WKN: A0DNX7 - ISIN: KYG4412G1010 - Kurs: 37,360 $ (NYSE)

Aktien oder auch andere Anlageklassen leerzuverkaufen genoss bei den meisten noch nie einen guten Ruf. Es hat etwas Gehässiges. Man spekuliert immerhin auf fallende Kurse und der Kurs eines blühenden Unternehmens fällt nicht. Kurse fallen vor allem dann, wenn ein Unternehmen nicht wachsen kann oder schrumpft. Wer Leerverkäufe tätigt, wettet am Ende darauf, dass es einem Unternehmen schlecht geht. Darauf zu wetten, dass die Lage schlechter wird oder dass ein Unternehmen in die Insolvenz muss, ist moralisch nicht ganz einwandfrei. Das Problem liegt dabei nicht darin, dass Aktien leerverkauft werden. Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden und sich entsprechend positionieren. Das kann long oder short sein. Problematisch wird es dann, wenn Investoren ihre Positionierung bewerben. Einige Shortseller veröffentlichen dazu lange Exposés und schalten sogar Werbung. Berühmt ist ein Fall, bei dem ein Hedgefonds (von Carl Icahn) eine Longposition auf Herbalife hielt und Bill Ackmans Hedgefonds Pershing Square eine Shortposition. Ackmans Fonds nutze Google Ads, um zu bewerben, weshalb er Recht hat. Er war überzeugt, dass Herbalife ein Schneeballsystem ist und das Unternehmen unweigerlich kollabieren wird. Herbalife gibt es heute immer noch, fast ein Jahrzehnt später.

Öffentliche Attacken können zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Wird ein Unternehmen, welches sich z.B. Geld am Kapitalmarkt beschaffen will, attackiert, scheitert die Kapitalaufnahme möglicherweise. Ein Bankrott wird provoziert.

Trotzdem handelt es sich um einen Graubereich. So mancher Shortseller hat Anleger vollkommen zu Recht vor betrügerischen Unternehmen gewarnt. Sie haben realen Betrug aufgedeckt.

Shortselling ist daher nicht per se gut oder schlecht. In den letzten Monaten muss man sich über diesen Aspekt ohnehin immer weniger Gedanken machen. Shortselling ist aus der Mode gekommen. Im Mittel ist die Shortquote auf S&P 500 Aktien sehr tief (Grafik 1). Zuletzt war sie kurz vor dem Platzen der Internetblase so tief.


Fehlende Leerverkäufe können auf Euphorie hindeuten. Bären haben das Handtuch geworfen. Wenn auch der letzte Anleger von steigenden Kursen überzeugt ist und gekauft hat, wer soll dann noch die Kurse in die Höhe treiben?

Das ist eine berechtigte Frage. Doch niemand kann mit Sicherheit sagen, dass das aktuell tiefste Shortniveau seit über 20 Jahren ein Umkehrpunkt ist. Blickt man weiter zurück (Grafik 2), findet man problemlos tiefere Shortquoten. Zugegeben, Aktien leerzuverkaufen war vor 50 Jahren nicht so leicht wie heute.


Leerverkäufe sind in den USA seit etwas über 80 Jahren möglich. In der Anfangszeit durfte jedoch nur leerverkauft werden, wenn der Kurs der Aktie zuvor stieg. Unter diesen Bedingungen ist verständlich, dass die Shortquoten nicht in den Himmel wuchsen.

Unter der Berücksichtigung sich wandelnder Umstände und Regulierung, ist die Shortquote tief. Das führt im Zweifelsfall zu besonders starken Korrekturen, wenn sie erst beginnen.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Juancor
    Juancor

    Wenn ich mich richtig erinnere, waren das ShortSeller die auf die Probleme bei Wirecard hingewiesen haben....und das nicht ganz zu Unrecht wie sich später gezeigt hat

    14:58 Uhr, 02.12.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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