Kommentar
09:00 Uhr, 22.12.2008

Ein außergewöhnliches Börsenjahr geht zu Ende - Das schlimmste Börsenjahr seit 1931

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Sehr geehrte Privatanleger,

ein aufregendes Jahr geht zu Ende. Gemeinsam haben wir das schlimmste Börsenjahr seit 1931 überstanden. Bereits in Januar und März gab es verrückte Tage und Ausverkäufe, bereits damals waren viele Aktien extrem billig. Und dann kam der „heiße“ Herbst. Mittlerweile sind die Märkte in vielen Ländern auf das Niveau von 1998 zurückgefallen – für Langfristanleger waren die letzten zehn Jahre, mit Ausnahme der Dividenden, verlorene Jahre.

In solchen Zeiten ist es gut sich zu vergegenwärtigen, dass nur derjenige an der Börse Erfolg haben wird, der erstens weiß, was er tut und zweitens eine langfristige Strategie verfolgt. Schon wenn Sie in den Jahren 2000 und 2007 einige Aktien verkauft und die Liquidität etwas erhöht hätten, hätten Sie eine deutliche positive Performance über zehn Jahre. Das wäre auch der Fall, wenn Sie nach dem Jahr 2000 schrittweise eingestiegen wären, als immer weniger Privatanleger Aktien haben wollten.

An diesem Punkt sind wir jetzt wieder. Kaum jemand möchte Aktien haben. Viele verweisen auf die sich verschlechternden Konjunkturdaten. Aber wenn sich allgemein herumgesprochen hat, dass man in einer Rezession ist, dann haben die Kurse sie meist schon vorweggenommen. Und das haben sie! Viele Aktien notieren auf einem Niveau, bei dem die Gewinne dauerhaft um 50 Prozent fallen müssten, damit es gerechtfertigt wäre. Das ist unwahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Gewinne für ein oder zwei Jahre stark einbrechen und sich dann normalisieren werden. Seien Sie also nicht überrascht, wenn die KGV in der nächsten Zeit steigen, obwohl die Kurse niedrig bleiben. Der Nenner (KGV = Kurs / Gewinn je Aktie) verringert sich.

Buffet schrieb, dass er kein Portfolio konstruieren könne, mit dem man gegen alle Katastrophen geschützt sei. Wer Geld anlegt, MUSS Risiken eingehen – auch dann, wenn das Geld nur auf dem Festgeldkonto liegt. Dann nämlich drohen Inflation und Währungsreform. Aber wenn Sie sich „nur“ um Rezession, Unternehmensgewinne und Deflation Sorgen machen, beruhigt Buffett: „Darüber mache ich mir zu diesen niedrigen Preisen keine Sorgen.“ Irgendwann kehrt jede Aktie zu ihrem Inneren Wert zurück. Zwar kann keiner sagen, wann oder wie, aber Benjamin Graham, der Lehrmeister von Buffett, bestätigte: „Das machen Aktien immer. Und ich mache mir keine Gedanken über das Wie.“

Sollten Sie jetzt noch liquide sein, haben Sie noch einige Handelstage, um die jetzige Situation auszunutzen – durch den Kauf von Qualitätsaktien, einen breiten, global streuenden Aktienfonds, Unternehmensanleihen oder Index-ETFs im Aktien- oder Anleihenbereich. Noch können Sie die Abgeltungssteuer umgehen. In wenigen Handelstagen ist diese Gelegenheit vorbei.

Gegen Ende des Jahres ist es auch gut, sich zu erinnern, dass Geld zwar wichtig, aber nicht das Wichtigste ist. Familie, Gesundheit, Erfüllung sind wichtiger. Wenn Sie Ihre Finanzentscheidungen getroffen haben, ist eine gewisse Gelassenheit diesbezüglich sehr hilfreich. Das heißt nicht, dass Sie diese Entscheidungen nicht ernst nehmen sollten. Aber es gibt gewisse Dinge, die in unserer Hand sind, wie zum Beispiel die sorgfältige Strukturierung des Portfolios und gewisse Dinge, die es nicht sind, wie zum Beispiel die kurz- bis mittelfristige Kursentwicklung.

Ich wünsche Ihnen fröhliche und besinnliche Weihnachtstage sowie Gesundheit, Erfolg und Glück im neuen Jahr!

Mit den besten Grüßen,

Ihr Prof. Dr. Max Otte

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