Earth Day 2022
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Fast jede und jeder hat sie mittlerweile unter den Verwandten oder Bekannten: Menschen, die in GeschĂ€ften einkaufen, in denen Waren ohne Kunststoffverpackung angeboten werden oder die sich Nahrungsmittel in mitgebrachte BehĂ€lter abfĂŒllen lassen. Leicht kommt man vor diesem Hintergrund zu der Auffassung, dass sich hier eine immer breitere Front gegen die Plastikflut bildet, die sich in den vergangenen Jahrzehnten ĂŒber den Planeten ergossen hat. GeschĂ€tzt hat die Menschheit seit Beginn der Massenproduktion von Kunststoff vor rund 65 Jahren insgesamt etwa acht Milliarden Tonnen Plastik hergestellt. Nur ein geringer Teil davon wurde entweder recycelt oder verbrannt. Das Gros liegt hingegen auf Deponien oder in der Umwelt â beispielsweise in Form von rund einer Million GetrĂ€nkeflaschen aus Kunststoff, die weltweit jede Minute verkauft werden, oder als Plastik-Einwegstrohhalme, von denen jĂ€hrlich etwa 36,4 Milliarden verbraucht werden.
âObwohl viele Menschen versuchen, dieser Entwicklung mit ihrem Konsumverhalten Einhalt zu gebieten, hat die Industrie seit 2010 etwa 180 Milliarden Dollar in neue Anlagen zur Herstellung von Ausgangsmaterial fĂŒr Kunststoff investiert, was im kommenden Jahrzehnt zu einem Anstieg der Produktionsmenge um 40 Prozent fĂŒhren könnteâ, sagt Tim Bachmann mit Blick auf den âEarth Dayâ oder den âTag der Erdeâ am 22. April. Er managt den Aktienfonds DWS Invest ESG Climate Tech, der in Unternehmen investiert, die Produkte und Dienstleistungen zum Schutz von Klima und Umwelt anbieten.
Bei Papier- und Kartonindustrie steigen die AuftrĂ€ge fĂŒr Verpackungsalternativen
Ein wichtiger Grund fĂŒr den zu erwartenden Anstieg ist die demografische Entwicklung: Weltweit nimmt die Zahl der Single-Haushalte zu, worauf die Industrie mit geringeren FĂŒllmengen reagiert, was den Verpackungsberg, der jetzt schon rund 36 Prozent der globalen Plastikproduktion ausmacht, weiter wachsen lassen wird. Dabei sind die Folgen der VermĂŒllung der Umwelt mit dem biologisch faktisch nicht abbaubaren Kunststoff schon jetzt dramatisch. âDie Aufnahme kleinster Plastikteile aus den Ozeanen ist beispielsweise fĂŒr das Prochlorococcus marinus tödlich. Dieses Bakterium ist wohl nicht nur der zahlenmĂ€Ăig hĂ€ufigste Organismus der Erde, sondern auch verantwortlich fĂŒr die Produktion von schĂ€tzungsweise 20 Prozent unseres Sauerstoffs und die Aufnahme von 20 Prozent allen Kohlendioxidsâ, sagt Bachmann. Insgesamt sind mindestens 15 Prozent aller Arten durch die Aufnahme von oder das Strangulieren durch Kunststoffteile gefĂ€hrdet.
âPlastikverpackungen lassen sich zwar zum Teil durch Alternativen ersetzen. Davon profitiert die Papier- und Kartonindustrie schon heute mit steigenden AuftrĂ€gen und in den USA arbeiten mehrere börsennotierte Unternehmen an biologisch abbaubaren Kunststoffen. Beides können interessante Gelegenheiten fĂŒr Anleger seinâ, erklĂ€rt der Fondsmanager. Weitaus wichtiger ist seiner Meinung nach aber der Ausbau der Infrastruktur fĂŒr ein möglichst umfassendes Recycling. Und dabei handelt es sich um eine komplexe Aufgabe. Denn der PlastikmĂŒll muss nicht nur mit nahtlos integrierter Logistik flĂ€chendeckend eingesammelt, sondern auch penibel nach Zusammensetzung getrennt werden, um recycelt und wiederverwendet werden zu können. âUnd hier ist der Investitionsbedarf immens, was beispielsweise den Anbietern von Sortieranlagen oder PfandrĂŒcknahmesystemen zugutekommen könnteâ, sagt Bachmann.
Weltweit mĂŒssen konservativ gerechnet insgesamt 135 Milliarden Dollar investiert werden, um bei Kunststoffen eine Recycling-Quote von 50 Prozent zu erreichen. Wie wenig davon bislang tatsĂ€chlich auf den Weg gebracht worden ist, zeigt der Blick auf einen der gröĂten Investoren in diesem Bereich, die Alliance to End Plastic Waste, die ĂŒber fĂŒnf Jahre 1,5 Milliarden Dollar einsetzen will. In der EU belĂ€uft sich die KapazitĂ€t, Abfall einsammeln und recyceln zu können, gegenwĂ€rtig auf geschĂ€tzt 36 Prozent der Gesamtmenge. Allerdings mĂŒssten laut Verordnung schon 2025 mindestens 50 Prozent aller Kunststoffverpackungen recycelt werden, bei allen Verpackungen sind bis dahin sogar 65 Prozent gefordert.
Einen weiteren Schub an AttraktivitĂ€t dĂŒrfte das Recycling von Plastik jetzt durch die steigenden Rohstoffpreise erhalten. Denn immerhin werden rund acht Prozent der weltweiten Ălproduktion fĂŒr die Herstellung von Kunststoff verwendet. âUnd da die Ălkonzerne in den vergangenen Jahren wenig in die KapazitĂ€ten investiert haben, dĂŒrfte sich am hohen Ălpreis auch lĂ€ngerfristig wenig Ă€ndernâ, so der ESG-Fondsmanager.

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