DWS sieht Wachstum von 1,8 Prozent in Euroland
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Die DWS blickt verhalten in das Rentenjahr 2005. "Die globale wirtschaftliche Wachstumsdynamik ist rückläufig", so Heinz Fesser, der für das Rentenfondsmanagement zuständige Geschäftsführer der DWS. Stimmungsindikatoren wie der IFO-Index in Euroland oder der Tankan in Japan erreichen weltweit derzeit vorübergehende Höchststände oder befinden sich bereits wieder im Fallen.
Trotz steigender Rohstoffpreise erwartet der Leiter des Rentenfondsmanagements der DWS die weltweite Inflation langfristig auf niedrigem Niveau: "Die traditionellen Inflationstreiber sind weiterhin außer Kraft gesetzt" so Fesser. So sind der Entwicklung der Lohnstückkosten in den Industriestaaten gewisse Grenzen gesetzt, da vor allem Asien Überkapazitäten an Produktionsfaktoren aufweist. Zudem kann der aus den steigenden Rohstoffpreisen resultierende Preisdruck (auf Vorprodukte) nur bedingt weitergegeben werden.
Von der Anlage in Anleihen der USA rät Fesser ab. Das Leistungsbilanzdefizit hat neue Rekordhöhen erreicht – ein Ende ist nicht in Sicht. "Für 2005 gehen wir von einem abnehmenden Wirtschaftswachstum der USA aus; nach 3,9 Prozent für 2004 erwarten wir für das kommende Jahr nur noch 3,3 Prozent", erklärt Fesser. Er erwartet in den USA zwar weitere Zinserhöhungen, allerdings in geringerem Maße als in üblichen Zinszyklen. "Bei einer Verschuldung von 300 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ist die US-Wirtschaft zinssensibler denn je" erklärt Fesser, "ein zu starkes Anziehen der Zinsschraube könnte die Wirtschaftsdynamik zum Kippen bringen". Er erwartet für 2005 ein Zinsniveau von 2,5 bis 3 Prozent und den US-Dollar bei einem Stand von 1,35. Ein besonderes Risiko stellt der Konsum dar. Besonders da die Sparquote des amerikanischen Konsumenten – seit Jahren die Stütze der Volkswirtschaft –immer weiter abnimmt und derzeit bei unter 2 Prozent liegt.
Euroland weist einige positive Faktoren auf. Der Konsum wird durch anziehende Immobilienpreise positiv beeinflußt und läßt auch aufgrund der hohen Sparquote weiteres Potential zu. In Deutschland bemüht man sich nach wie vor um einen Strukturwandel. "Allerdings", so Fesser, "sind diese ersten Bemühungen zu Reformen nur der erste Schritt in die richtige Richtung; weitere Reformen müssen folgen." Für die Gesamtregion Euroland erwartet die DWS in 2005 ein Wachstum von 1,8 Prozent. Die EZB dürfte im ersten Halbjahr mit einem Zinsschritt der Vorgabe der USA folgen. "Dies ist weniger fundamental-ökonomisch begründet, sondern vielmehr aus Furcht vor Übertreibungen an den Anlagemärkten zurückzuführen", führt Fesser aus. Konkret erwartet die DWS für 2005 ein Zinsniveau von 2,25 bis zu 2,50 Prozent, am Markt werden sogar bis zu 100 Basispunkte Zinserhöhung eingepreist.
Asien wird für Anleger immer wichtiger. Der Anteil der Region am globalen Weltwirtschaftswachstum hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Aufgrund der hohen Dynamik greifen die lokalen Regierungen inzwischen korrigierend am Markt ein. In China etwa werden Kreditvergaben eingeschränkt, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu vermeiden. Generell ist die Region laut Fesser auf lange Sicht "ein Muß". Allerdings bewertet die DWS die Emerging Markets allgemein als sehr aussichtsreich. Begründet wird dies mit dem Aufwertungsdruck der lokalen Währungen sowie mit einer allgemeinen Qualitätsverbesserung der Schwellenländer.
Gut unterstützt sind nach Ansicht der DWS Unternehmensanleihen. Hier hat sich zum einen die Rating-Qualitat der Unternehmen nachhaltig verbessert, zum anderen genießen die Unternehmen zur Zeit eine sehr vorteilhafte Liquiditätsversorgung aus operativem Cash-Flow. Eine signifikante Spreadausweitung nur aufgrund von Zinserhöhungen ist in der jetzigen Konstellation nicht zu erwarten.
Trotz der unruhigen Aktienmärkte 2004 bewertet die DWS die Aussichten auf das kommende Jahr für die Anlageklasse Aktien als positiv. Weltweit verfügen Unternehmen über vergleichsweise hohe Liquidität und verwenden diese sowohl auf eine steigende Anzahl von Aktienrückkäufen wie auch auf die Ausschüttung von höheren Dividenden. "Die Anleger haben die Zeichen der Zeit erkannt und konzentrieren sich wieder auf fundamentale Aspekte wie die Dividendenrendite", bemerkt Klaus Kaldemorgen. Der für das Aktienfondsmanagement zuständige Geschäftsführer der DWS erklärt, daß die niedrigen Kapitalmarktrenditen eine Herausforderung an die Anlagepolitik darstellen und Anleger Risiken besonders vorsichtig abschätzen sollten. Vor allem der Bewertungsdruck an den Aktienmärkten stelle eine Gefahr dar. Zudem warnt Kaldemorgen: "Die Achillesferse der Wirtschaft ist der Konsum". Die Gründe dafür sind vielfältig: Zum einen besteht die schwelende Konkurrenz um Arbeitsplätze mit Billiglohnländern, zum anderem weisen die Realeinkommen kein Wachstum auf. Auch die steigende Belastung der Bevölkerung durch erhöhte Energie- und Gesundheitskosten hemmen den Konsum. In Deutschland herrscht zudem Unsicherheit über die politischen Rahmenbedingungen und die wirtschaftlichen Perspektiven, in den USA dagegen drückt die hohe Verschuldung bei steigenden Zinsen auf die Konsumfreude.
Regionenspezifisch bewertet Kaldemorgen wie sein Kollege auf der Rentenseite die Schwellenländer im allgemeinen sowie China im besonderen als aussichtsreich. "Bis spätestens 2050 hat China die USA als größte Volkswirtschaft überholt, Indien und Japan folgen auf den Plätzen 3 und 4", prognostiziert der Aktienchef. Während Japan am globalen Bruttosozialprodukt (BSP) einen Anteil von 15 Prozent hat, beträgt die Aktienmarktkapitalisierung nur zwölf Prozent: Auch Asien hat einen höheren Anteil am globalen BSP (11 Prozent) als an der Marktkapitalisierung (7 Prozent). In den USA ist das Verhältnis hingegen umgekehrt, der Anteil am weltweiten BSP mit 31 Prozent deutlich niedriger als an der Marktkapitalisierung mit 44 Prozent. Diese ungerechtfertigte Diskrepanz sieht die DWS im Abnehmen begriffen. Auch Brasilien bietet aufgrund des starken Bevölkerungswachstums und der Entwicklungen in der Landwirtschaft weiteres Potential. Rußland hingegen wird vor allem aufgrund der Rohstoffreserven nach wie vor als aussichtsreich bewertet.
Auf Sektorenebene bevorzugt Kaldemorgen Industriewerte, die von einem schwächer erwarteten US-Dollar und Kapitalinvestitionen im Bereich Investitionsgüter profitieren. Selektiv stellen auch Rohstoffwerte, zum Beispiel in den Nischen Papier, Chemie und Landwirtschaft, ein vielversprechendes Investment dar. Ölwerte bleiben aufgrund der starken Nachfrage aus China ein gutes Investment: "Die Nachfrage Chinas am globalen Ölmarkt wuchs in den vergangenen Jahren jährlich um elf bis 14 Prozent, weltweit hingegen wächst die Nachfrage nur um zwei bis drei Prozent" erklärt Kaldemorgen seine Zuversicht. Auch der Umstand, daß China 40 Prozent seines Öl- und Gasbedarfs importiert, zeigt für den Aktienexperten das Potential der Anlageklasse Rohstoffe. Zudem spricht die Bevölkerungsentwicklung für Investments in Werte aus dem Bereich Biotechnologie und Medizintechnik. Abraten würde Kaldemorgen dagegen von Pharmawerten, da die Unternehmen dieses Sektors jährlich gleich mehrere bahnbrechende Medikamente entwickeln müßten, um ihre aktuellen Bewertungen zu rechtfertigen. Vorsichtig ist er auch bei Technologiewerten. "Technologieaktien sind wieder sehr ambitioniert bewertet", betont der Geschäftsführer der DWS. Langfristig rechnet Kaldemorgen mit einer positiven Wertentwicklung der Aktienmärkte: "Eine Hausse wie Ende der 90er werden wir so schnell nicht wiedersehen, aber 7 bis 9 Prozent pro Jahr sind durchaus realistisch."
Quelle: DWS
Die DWS (Die Wertpapier Spezialisten), Fondstochter der Deutschen Bank, ist im Publikumsfondsgeschäft mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 120 Mrd. Euro Marktführer in Deutschland. Der Marktanteil in Deutschland liegt in etwa bei 24,5 %. Europaweit zählt die DWS über 4 Millionen Kunden. Die DWS Fonds-Palette deckt alle Regionen und Branchen, viele Anlageformen und Anlagestile ab.
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