Kommentar
13:53 Uhr, 11.01.2003

DWS - Jahresrückblick/-ausblick

Am Ende des Tunnels wird langsam Licht erkennbar. So lässt sich die Situation an den Aktienmärkten kurz vor der Jahreswende beschreiben. Nach einer rasanten Talfahrt über 18 Monate hat im Oktober eine Erholung eingesetzt, deren Nachhaltigkeit und Ausmaß allerdings noch unklar sind. Wie auch immer, der Aktien-Jahrgang 2002 war - gelinde gesagt - enttäuschend. Dass 2002 dagegen ein gutes Rentenjahr war, versteht sich angesichts der globalen Konjunkturschwäche und des Renditerückgangs in Folge gesunkener Zinsen fast von selbst.

Vertrauenskrise und Konjunktursorgen

Hatte das Aktienjahr nach der "Erholung" von den Auswirkungen der Terroranschläge des 11. Septembers 2001 noch einigermaßen positiv begonnen, ging es seit dem Frühjahr an Wall Street und in Europa - Japan hatte schon vorher zur Talfahrt angesetzt - kräftig bergab. Ausgelöst wurde der Kursrutsch in erster Linie von den Bilanzierungsskandalen und den Insolvenzen (Enron, Worldcom) in den USA, die das Vertrauen der Anleger in die Aktienmärkte massiv erschüttert haben. Auch in Europa "platzte die Spekulationsblase" des Technologie- und Telekommunikationsbereichs. In der Folge wurden auch die Standardwerte in Mitleidenschaft gezogen. Sorgen über die Konjunkturentwicklung bis hin zu Rezessionsängsten - mehr noch in Europa als in den USA -, überwiegend schlechte Unternehmensnachrichten, die Rückführung der Aktienbestände institutioneller Anleger sowie die Gefahr eines Krieges im Irak verstärkten den Negativ-Trend.

Besonders heftig traf es den deutschen Aktienmarkt: Der DAX notierte am 9. Oktober 2002 mit 2.598 Punkten auf einem 6-Jahres-Tief; seit dem 2. Weltkrieg waren in keinem Industrieland die Aktienkurse in kurzer Zeit so stark gefallen wie hierzulande.

Nach den Tiefstständen von Anfang Oktober ging es an den internationalen Aktienbörsen teilweise kräftig bergauf - nicht zuletzt auf Grund einer markttechnischen Gegenreaktion, aber auch wegen besserer Konjunkturperspektiven vor allem in den USA. Neuerliche unter Erwartung gebliebene Wirtschaftsdaten, einzelne negative Unternehmensmeldungen und die wieder gestiegene Kriegsgefahr im Irak haben aber in den ersten Dezember-Tagen zu Rückschlägen geführt und den Optimismus hinsichtlich einer Jahresend-Rally gedämpft. Gleichwohl könnte das "Tal der Tränen" durchschritten sein.

Bilanz 2002: Was an den Kapitalmärkten aus 100.000 Euro wurde

"Sicherer Hafen"

Zu Beginn des Jahres geäußerte Erwartungen von Zinsanhebungen haben sich im weiteren Verlauf verflüchtigt und sind bald in Zinssenkungsphantasie umgeschlagen. Schließlich sahen sich US-Notenbank und Europäische Zentralbank im November bzw. Dezember veranlasst, jeweils mit einem großen Zinsschritt nach unten auf die konjunkturelle Wachstumsschwäche zu reagieren. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Aktiemarkt-Schwäche zeigten die globalen Anleihemärkte 2002 ein differenziertes, aber insgesamt positives Bild. Insbesondere Staatsanleihen aus den Industrieländern bestätigten ihre Funktion als "sicherer Hafen" und brachten den Anlegern auf Grund des Renditerückgangs deutliche Kurssteigerungen.

Aktien langfristig attraktiv

Auch drei schlechte Aktienjahre in Folge sollten nicht den Blick auf die langfristige Attraktivität eines Investments in die Dividendenpapiere versperren. Zwar hat das Jahr 2002 kräftig ins Kontor gehagelt und den langjährigen Durchschnitt der Wertsteigerung nach unten gezogen, dennoch liegt zum Beispiel beim DAX die durchschnittliche Performance seit 1982 bei beachtlichen 9,5 % pro Jahr. Zum Vergleich: Mit deutschen Renten konnten die Anleger, gemessen am REX-Index, im gleichen Zeitraum durchschnittlich 7,8 % pro Jahr verdienen (Stand: jeweils 29. November 2002).

Hoffen auf Wirtschaftsaufschwung

Zu Beginn des neuen Jahres könnte sich die moderate Kurserholung an den Aktienbörsen in Europa und den USA fortsetzen, wobei wir mit einer nach wie vor relativ hohen Volatilität, also auch mit zwischenzeitlichen Rückschlägen, rechnen. Ein nachhaltiger Börsenaufschwung setzt die Aussicht auf eine Verbesserung fundamentaler Wirtschaftsdaten voraus. Und da könnten die USA in einer besseren Ausgangsposition als Europa zu sein. Andererseits ist das Bewertungsniveau europäischer, vor allem deutscher Aktien auf Grund der relativ hohen Risikoabschläge günstiger, so dass sich auf dem alten Kontinent ein größeres Kurspotenzial ergeben könnte. Die erfolgten Zinssenkungen könnten nur eine begrenzt stimulierende Wirkung auf die Aktienmärkte haben, denn den meisten Unternehmen fehlt es derzeit primär nicht an Liquidität, sondern eher an Käufern für ihre Produkte und Dienstleistungen.

Die Perspektiven für die Rentenmärkte hängen von Tempo und Ausmaß der konjunkturellen Erholung sowie der weiteren Entwicklung auf den Aktienmärkten ab. In den USA könnten die Anleihekurse zunächst seitwärts bis leichter tendieren. In Europa rechnen wir auf 3-Monats-Sicht mit einem weiteren Renditerückgang und damit steigenden Kursen, vor allem am kurzen Ende. Risiken gehen von einer sich verstetigenden Konjunkturerholung in den USA aus.

Quelle: DWS

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