Kommentar
15:40 Uhr, 05.12.2006

DWS hält Aktien auch 2007 für attraktiv

Die DWS rechnet für 2007 mit insgesamt stabilen Rentenmärkten. Nach Ansicht von Heinz Fesser, für das Rentenfondsmanagement zuständiger Geschäftsführer der DWS und Leiter des weltweiten Rentenfondsmanagements der Deutschen Asset Management, ist die Ausgangslage hierfür eine sich weltweit verringernde Wachstumsdynamik. Vor allem in den USA dürften ein schwächeres Konsumwachstum und niedrigere Investitionen in der privaten Bauwirtschaft für eine Abschwächung des Wachstums sorgen. In Europa hingegen wirkt zwar die Belebung am Arbeitsmarkt positiv für den Konsum, allerdings sorgen die Straffung der Fiskalpolitik sowie die verspäteten Auswirkungen der monetären Geldverknappung auch hier für ein insgesamt schwächeres Wachstum. Für Asien wird erwartet, daß die Wachstumsdynamik etwas nachläßt. Dennoch liegt dort die Wachstumsrate im Durchschnitt deutlich über der der westlichen Industrienationen.

„Die Inflationsgefahren werden vom Markt zurecht als relativ gering eingeschätzt“, so Fesser. In den USA wird sich die Inflationsrate ungefähr auf dem derzeitigen Niveau halten. Unter anderem sollten von den zuletzt deutlich gesunkenen Rohstoffpreisen positive Basiseffekte auf die Inflation ausgehen. In Europa liegt die Inflationsrate derzeit unter 2 Prozent, wird sich allerdings im ersten Halbjahr 2007 aufgrund der Mehrwertsteuer-Erhöhung über die 2-Prozent-Marke bewegen. „Insgesamt wirken die Globalisierungseffekte immer noch stabilisierend auf die Inflation“, so der Rentenexperte.

Die in 2006 deutlich restriktivere Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken wird in 2007 auf einen stabilen Pfad umschwenken. Das Ausmaß der Geldverknappung über weitere Zinserhöhungen scheint auf Euroland limitiert, wo die EZB nach Ansicht von Fesser den Satz auf 3,75 Prozent anheben und dann halten wird. „Die Fed wird erst im zweiten Halbjahr 2007 die Zinsen senken, bis dahin stehen keine Eingriffe der US-Notenbank an“, prognostiziert der Rentenexperte. Die japanische Zentralbank wird auch 2007 ihre vorsichtige Zinserhöhungspolitik fortsetzen. Für die Anlagemärkte dürfte dieses Szenario neutral bis positiv sein.

Zusatzerträge sind 2007 weiterhin durch Anlagen in Schwellenländer-Anleihen möglich. In Asien konnten einige Länder ihre Auslandsschulden nachhaltig reduzieren und haben die Finanzmärkte für ausländische Investoren geöffnet. Attraktiv bleiben lokale Schwellenländer-Anleihen aufgrund der höheren Renditen und dem Währungspotential. „Der US-Dollar wird sich besonders gegenüber Emerging Markets-Währungen abwerten“, so Fesser.

Die DWS sieht die Aktienkurse auch im Jahr 2007 steigen. Diese Zuversicht in die Aktienmärkte schöpft das Fondshaus aus dem Zusammenspiel von starkem Weltwirtschaftswachstum, hoher Liquidität und moderater Bewertung. Zudem sollten einige Faktoren künftig die Märkte weniger belasten, glaubt Klaus Kaldemorgen, Sprecher der Geschäftsführung der DWS und verantwortlich für das weltweite Aktienfondsmanagement der Deutschen Asset Management: „Die Wirtschaftsabschwächung in den USA fällt moderater aus, die Rohstoffpreise geben nach, die Inflationssorgen schwinden und die Zinsen könnten im Jahre 2007 schon wieder fallen“, betont Kaldemorgen.

Ein Risikofaktor bleibt die US-Wirtschaft. Kann die Abschwächung des US-Wirtschaftswachstums von dem Wachstum anderer Regionen aufgefangen werden? Diese Frage wird die Anleger über das gesamte Jahr 2007 beschäftigen. Die meisten Investoren gehen von einem „happy slowdown“ der amerikanischen Wirtschaft aus. Dass der weltweite Wirtschaftsaufschwung dennoch anhält, geht auf das Konto der Schwellenländer. Länder wie China, Indien, Brasilien und Russland bleiben Motor des Wirtschaftswachstums und tragen maßgeblich dazu bei, dass das OECD-Wachstum im nächsten Jahr wieder über 4 Prozent liegen wird. Unterjährige Daten werden jedoch auch im nächsten Jahr zu Verunsicherung an den Aktienmärkten führen: „Die Wirtschaft steht 2007 vor einem Balanceakt. Wächst sie zu stark, droht Inflation, wächst sie zu schwach, droht Rezession“, so Kaldemorgen.

Während die Konsumnachfrage in den USA bereits ausgereizt ist, sind es die Investitionen, die weltweit zu einem robusten Wachstum führen. Die Investitionen von Unternehmen werden nach Auffassung Kaldemorgens zunehmen und die Aktienmärkte stimulieren. „Fremdkapital kostet derzeit 4 Prozent, während Eigenkapital mit 25 Prozent rentiert. Diese Differenz treibt die Unternehmen und Beteiligungsgesellschaften zu immer größeren Übernahmen“, sagt der DWS-Stratege und verweist auf gleich vier große Übernahmen an einem gewöhnlichen Börsentag, wie dem 21. November: Freeport-McMoRan bot für Phelps Dodge 25,9 Mrd. USD, Nasdaq für LSE 5,1 Mrd. USD, Bank of America für Charles Schwabs Privatbanktochter 3,3 Mrd. USD und Blackstone für Equity Office Properties Trust 20 Mrd. USD. Der DWS-Mann prognostiziert: “2007 wird nach 2006 wieder ein Rekordjahr für Unternehmensübernahmen.” Gleichzeitig empfiehlt Kaldemorgen Privatanlegern, sich stärker an Unternehmen zu beteiligen, sprich Aktien oder Anlageprodukte auf Aktien zu kaufen.

Die DWS wird auch im Jahr 2007 die Schwellenländer übergewichten. „Emerging Markets sind aus den Depots der Anleger heute nicht mehr wegzudenken. Länder wie China und Indien sind mittlerweile gereift, haben eine starke Binnenwirtschaft und sind zu einem soliden Investment geworden“, bemerkt Kaldemorgen. „Die Schwellenländer treten heute politisch selbstbewusster auf, gestalten die weltwirtschaftliche Dynamik mit, bilden Allianzen untereinander, und ihre Unternehmen drängen mit Übernahmen in die Industrieländer.“ So biete die Wirtschaftskraft der aufstrebenden Länder noch viel Potential für eine höhere Kapitalisierung an den Aktienmärkten. Mit Blick auf die niedrige Bewertung der Emerging Markets ist der Aktienexperte zuversichtlich was weitere Kursanstiege angeht: „Die Hausse stirbt nie in der Normalität, sondern in der Übertreibung. Eine Übertreibung sehe ich aber derzeit nicht.“

Eine weitere Entwicklung, auf die auch Vermögensverwalter schauen, ist die Ressourcenknappheit. Die schwindenden Vorräte an fossiler Energie und Wasser sowie die begrenzten landwirtschaftlichen Anbauflächen zwingen zu großen Investitionen. Gewinner sind hier Unternehmen aus Branchen wie Wind- und Solarenergie, Wasserkraft, Agrochemie sowie Hersteller von Landmaschinen und von Produkten wie Mineraldünger oder Saatgut. Positiv sieht die DWS den Sektor Infrastruktur, da die Investitionen der Schwellenländer in den Ausbau von Energie und Verkehrsinfrastruktur hoch bleiben werden. Übergewichten wird die DWS auch Finanzwerte. Besonders Finanzdienstleister aus den aufstrebenden Ländern weisen derzeit eine hohe Gewinndynamik auf, allen voran aus Ländern wie China, die ihren Finanzmarkt weiter öffnen und deregulieren. Positiv bewertet Kaldemorgen auch die Aussichten für Technologieunternehmen: Ausweitung der IT-Ausgaben, deutlich reduzierte Bewertung und Produktoffensiven, wie etwa Microsofts neues Betriebssystem Vista, sollten der gesamten Branche Auftrieb verleihen. Aktien von Versorgern, Rohstoff- und Telekommunikationswerte werden von der DWS untergewichtet. Erstere sind mittlerweile teuer, während bei Telekommunikationsunternehmen der massive Wettbewerb die Gewinnaussichten schmälert.

Für das Jahr 2007 erwartet die DWS bei Aktien Kursgewinne zwischen 10-15 Prozent. „Etwa 10 Prozent werden die Unternehmensgewinne im Schnitt wachsen. Das sollte der Aktienmarkt nachvollziehen. Wenn Zinssenkungen ein Thema werden, sind weitere 5 Prozent Kurszuwachs möglich.“

Quelle: DWS

Die im Jahr 1956 gegründete DWS (Die Wertpapier Spezialisten), Fondstochter der Deutschen Bank, ist im Publikumsfondsgeschäft mit einem verwalteten Vermögen von 95,2 Mrd. Euro Marktführer in Deutschland. Der Marktanteil in Deutschland liegt in etwa bei 24,3 % (per Ende März 2005). Allein in Deutschland zählt die DWS über 3 Millionen Kunden. Die DWS Fonds-Palette deckt alle Regionen und Branchen, viele Anlageformen und Anlagestile ab.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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