DWS erwartet moderates Wirtschaftswachstum
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Die DWS sieht auch für 2003 nur ein moderates Wachstum der Weltwirtschaft. Dies gilt nach Ansicht von Heinz Fesser, Leiter des Rentenfondsmanagements der DWS, insbesondere für Europa und Japan. Am positivsten sind die Aussichten für die USA. Dort rechnet Fesser mit einem Wachstum von ca. 2 Prozent. Ein stärkeres Wachstum setzt voraus, dass wieder mehr investiert wird. Um ihre Kosten senken und im Wettbewerb bestehen zu können, werden Unternehmen in Technologie und damit in ihre Produktivität investieren. "Der private Konsum war bislang die Stütze der US-Konjunktur. Wachstumsdynamik erhalten wir nur durch einen Anstieg der Investitionen und der Staatsausgaben", sagte Fesser anlässlich der Jahrespressekonferenz der DWS in Frankfurt. Positiv wirkt sich in den USA aus, dass der Staat über "deficit spending" Nachfrage schafft.
Diese Rolle können die europäischen Staaten, insbesondere Deutschland, wegen der Restriktionen bei der Neuverschuldung der öffentlichen Hand nicht einnehmen. Fesser weist darauf hin, dass die deutsche Inlandsnachfrage in den letzten zwölf Monaten um 2 Prozent geschrumpft sei und wenig dafür spreche, dass sich dies im kommenden Jahr ändern könnte. Die konjunkturellen Auftriebskräfte sind in Euroland nicht ausreichend, um aus eigener Kraft eine klare Konjunkturwende zu schaffen. Hauptproblem sind die überregulierten und unflexiblen Arbeits- und Gütermärkte. Nur im Zuge einer globalen Erholung wird Europas Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnen. Die Inflation wird vor diesem Hintergrund 2003 zwischen 1 und 2 Prozent liegen, vorausgesetzt dass vom Irak-Konflikt keine größeren ökonomischen Verwerfungen mehr ausgehen und der Ölpreis sich bei rund 22 US-Dollar stabilisiert.
Fesser rechnet in den nächsten Monaten mit weiterhin expansiver Geldpolitik. Eine Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank von 0,5 Prozent dürfte unmittelbar bevorstehen. Für die Rentenmärkte bleibt das Umfeld gut. Den Euro sieht er gegenüber dem US-Dollar leicht steigen. Ausschlaggebend dafür sind die Zinsdifferenzen zu den USA und deren wachsende Leistungs- und Budgetdefizite.
Trotz eines geringen Wirtschaftswachstums haben nach Ansicht der DWS die Aktienmärkte aufgrund niedriger Bewertungen 2003 Aufwärtspotential. "Der Vertrauensentzug der Investoren hat die Aktien stärker nach unten gezogen, als es die wirtschaftliche Entwicklung gerechtfertigt hätte", betonte Klaus Kaldemorgen, Leiter des Aktienfondsmanagements der DWS. Knappes (Risiko-) Kapital, nicht mangelnde Liquidität bestimmen die Kapitalmärkte. Gerade der deutsche Aktienmarkt ist vergleichsweise attraktiv bewertet. Grund für das gedrückte Kursniveau waren vor allem Verkäufe deutscher Versicherungsunternehmen.
Auf Sektorenebene erscheinen Kaldemorgen Pharmaaktien, Energiewerte sowie stark gefallene europäische Versicherungs- und Dienstleistungsunternehmen interessant. Ausgewählte Technologie- und Telekommunikationstitel bieten auf kürzere Sicht Chancen für den risikoorientierten Anleger. Bei Konsumwerten und Banken rät Kaldemorgen zur Vorsicht, da die allgemeine Konsumneigung zur Zeit skeptisch eingeschätzt wird. Die Aktienauswahl sollte sich an den Kriterien Qualität, Bewertung und der Dividendenrendite orientieren. Nur gesunde und gut aufgestellte Unternehmen bieten die Gewähr, auch wirtschaftlich schwierige Zeiten zu überstehen. Die Dividendenrendite entschädigt für die Wartezeit bis zu einem Kursaufschwung.
Die extrem hohe Volatilität der Aktienmärkte wird nach Kaldemorgens Meinung bei einer besseren Abschätzung der konjunkturellen Entwicklung deutlich zurückgehen. Entsprechende Anlagestrategien, die auf einer rückläufigen Volatilität aufbauen, z. B. der Verkauf von Put und Call Optionen, betrachtet er als vielversprechend. Eine risikoärmere Variante, das Aufwärtspotenzial der Aktienmärkte zu nutzen, bieten Wandelanleihen. Neben der Aktienkursentwicklung wird auch eine Entspannung bei der Kreditrisikoeinschätzung deren Wertentwicklung begünstigen.
Seinen Optimismus bezüglich eines kurzfristigen Kursanstiegs an den Aktienmärkten aufgrund niedriger Bewertung und saisonaler Komponenten - Oktober bis Januar sind tendenziell gute Börsenmonate - relativiert Kaldemorgen auf mittlere Sicht. Über die letzten 20 Jahre haben die Aktienmärkte jährliche Renditen von etwa 12 Prozent erbracht. Kurstreiber waren sinkende Zinsen, technischer Fortschritt, steigende Produktivität, Globalisierung und die sogenannte Friedensprämie. Heute ist davon auszugehen, dass, von zyklischen Schwankungen abgesehen, das Ausmaß der Produktivität die durchschnittliche Kursentwicklung bestimmen wird. Der technische Fortschritt wird die Börse zwar weiter beeinflussen, technische Quantensprünge wie der PC, Mobilfunk oder das Internet sind aber derzeit nicht erkennbar. Die Friedensprämie ist bereits durch die Spannungen im mittleren Osten weggefallen.
Quelle: DWS
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