Droht jetzt der totale Crash?
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Man möchte derzeit nicht in der Haut von EZB-Präsident Mario Draghi stecken. In der vergangenen Woche verkündete Draghi, dass die EZB im Oktober ihre Anleihekäufe weiter zurückfahren und dann zum Jahreswechsel komplett beenden wird. Das absehbare Ende der Flut an billigem Geld könnte eigentlich ein Grund zur Freude sein, schließlich könnte man die Abkehr von den Anleihekäufen als Hinweis interpretieren, dass die Wirtschaft in der Eurozone inzwischen nicht mehr auf die Unterstützung durch die EZB angewiesen ist.
Doch die Sache hat einen Haken: Die Wirtschaftsdaten zeigen nicht etwa eine Belebung der Konjunktur in der Eurozone, sondern das genaue Gegenteil. Nachdem sich die Wirtschaft in der Eurozone in den vergangenen Jahren deutlich von der Euro-Krise erholen konnte, gerät die Konjunktur inzwischen sichtbar ins Stocken. Das konnte natürlich auch Draghi in der vergangenen Woche nicht ignorieren. Doch der EZB-Präsident verwies darauf, dass es sich wohl um eine temporäre Schwäche handele, die das zugrunde liegende Wachstum nicht gefährde.
Gewitterwolken am Konjunkturhimmel
Immer mehr zeichnet sich allerdings ab, dass die "temporäre Schwäche" wohl gar nicht so temporär ist, wie Draghi das gerne hätte. Reihenweise senken inzwischen die Wirtschaftsforscher ihre Wachstumsprognosen. Und auch die Wirtschaftsdaten legen eine Interpretation nahe, die der EZB überhaupt nicht schmecken kann: Der Konjunkturzyklus in der Eurozone hat inzwischen seinen Höhepunkt überschritten und es steht die nächste Abschwungphase ins Haus. Das ifo-Institut warnte erst heute vor "Gewitterwolken am deutschen Konjunkturhimmel" und senkte seine Wachstumsprognose deutlich.
Eigentlich sollte sich eine Notenbank mit ihrer Geldpolitik antizyklisch verhalten: Gerät die Konjunktur ins Stocken, dann werden die Leitzinsen gesenkt. Sind Wachstum und Inflation hingegen robust, dann werden die Zinsen angehoben um eine Überhitzung und Blasenbildung zu verhindern. Doch die EZB scheint den geeigneten Zeitpunkt zum Ausstieg aus der Anti-Krisen-Politik verpasst zu haben.
Die Erholung der Konjunktur in der Eurozone in den vergangenen Jahren hätte eigentlich die geeignete Basis für eine schrittweise Straffung der Geldpolitik darstellen können. Doch die schwächelnde Inflation machte der EZB einen Strich durch die Rechnung. Vorrangiges Ziel der EZB ist laut ihrem Mandat die Preisstabilität. Unter Preisstabilität versteht die EZB dabei eine Inflationsrate, die mittelfristig unter, aber nahe zwei Prozent liegt. Nur, wenn dadurch das Ziel der Preisstabilität nicht beeinträchtigt wird, darf die EZB mit ihrer Geldpolitik auch die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Eurozone unterstützen.
Sind die EZB-Entscheidungen "Schall und Rauch?"
Inzwischen zieht die Inflation an, doch ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem das Wachstum deutlich schwächelt. Und so kommt die absehbare Straffung der Geldpolitik in der Eurozone, zu der ab Mitte des kommenden Jahres auch wieder Leitzinserhöhungen gehören dürften, zur absoluten Unzeit. Das gilt vor allem deshalb, weil die Konsequenzen aus dem aktuellen Handelsstreit zwischen den USA und dem Rest der Welt noch überhaupt nicht absehbar sind und auch nicht klar ist, ob die neue politische Unsicherheit in Italien neben dem Vertrauensverlust der Wirtschaft auch tatsächlich schaden kann.
Wie mein Kollege Simon Hauser auf seinem Guidants-Desktop anmerkt, zeigt ein Echtzeit-Indikator der UBS, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Eurozone im zweiten Quartal sogar um 0,2 Prozent schrumpfen könnte. "Von wegen Ausstieg aus QE und Normalisierung der Geldpolitik: Vor diesem Hintergrund ist das alles Schall und Rauch", schreibt Hauser. "Draghi sollte lieber anfangen zu überlegen welche Assets er als nächstes wegkaufen kann. Gibt's überhaupt noch welche?"
Der ehemalige US-Finanzminister Lawrence Summers warnte am Montag in einem Bloomberg-Interview vor einer zu starken Straffung der Geldpolitik durch die Notenbanken. Die Industrieländer seien schlecht vorbereitet auf eine weitere Rezession. Im Zweifel seien die Gefahren durch einen wirtschaftlichen Einbruch viel größer als die negativen Effekte, die durch ein leichtes Überschießen der Zwei-Prozent-Marke bei der Inflation auftreten könnten, so Summers.
Fazit: Die EZB läuft Gefahr, ausgerechnet in dem Moment eine Straffung ihrer Geldpolitik einzuleiten, in der auch das Wachstum ins Stocken gerät. Damit droht auch den Finanzmärkten große Gefahr. Denn die ultralockere Geldpolitik war letztlich der wichtigste Antrieb für den Bullenmarkt der vergangenen Jahre.
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@Löwe30: Sie haben in einem Zeitfenster von 1809 bis 1832 eine Statistik in einer großen Industrienation gefunden, wo das funktioniert hat. Das wird es die Lösung sein. rofl.
Also ich behalte lieber meine Aktien als mir Dosenfutter zu kaufen 😀
@ amateur
Dosenfutter hält länger als manch einer für möglich halten würde.
@ dandy
"für mittelfristig orientierte Investoren beginnt langsam die Zeit der Ernte".
Hoffentlich ist damit nicht der Einstieg in diese Illusionsmärkte gemeint. Die "Apokalypse" beginnt nämlich gerade erst, sich warmzulaufen. Politisch, ökonomisch und gesellschaftlich....
"Verteidigungsmassnahmen fuer Besitz und Familie" - Was rauchen Sie für´n Zeug?...Übrigens: Hr. Hoose hat vor 8 Jahren schon Dosenfutter für den Keller empfohlen - müsste jetzt auch verschimmelt sein...
Wer sich zum jetzigen Zeitpunkt die letzten Jahre nicht mit Hartgeld , Saatgut , Vorraeten , Land eingedeckt hat sowie die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat und immer noch in Ffm city wohnt und keine Verteidigungsmassnahmen fuer Besitz und Familie getroffen hat ....... Ist selbst schuld !!! Denken und ueberlegen hat nichts mit dem neusten I phone oder Netflix Abo zu tun !!!! Zero Mitleid with these folks..........
"Während die EZB erst plant QE zu beenden, hebt die US-Zentralbank (FED) bereits den Leitzins an"
Richtig in USA ist die Inflation auch höher als in EU.
Während die EZB erst plant QE zu beenden, hebt die US-Zentralbank (FED) bereits den Leitzins an. Da es seit 1971 (dem Schließen des „Goldfensters“ durch Präsident Nixon) jedes mal in Folge einer Zinserhöhung zu einer Krise oder einem Crash kam (den entsprechenden Chart dazu gibt es hier: https://www.welt.de/wirtschaft/article177451952/Geldpolitik-Wenn-die-Fed-auf-America-first-setzt-wird-das-zum-Problem.html ), hat ein solches Szenario eine hohe Wahrscheinlichkeit.
Wie die Vergangenheit auch gezeigt hat, bleibt Europa bzw. die EU von einem Beben in den USA nicht verschont.
Die EZB und all die anderen Zentralbanken sollten abgeschafft werden.
Dass auch ohne Zentralbanken die Selbstregulierung des Marktes dazu besser in der Lage ist, zeigten Schottland aber auch die Schweiz.
So lag in den Jahren 1809 bis 1832 die durchschnittliche Rate der Bankkonkurse in England mit einer Zentralbank bei 1,8%, während es in Schottland zur gleichen Zeit 'free banking' gab und diese Raten bei nur 0,8% lag.
In der Zeit des „free banking“ in Schottland gab es keine Zentralbank als „lender of last resort“. „Geriet eine Bank in eine Liquiditätskrise und Private waren nicht mehr bereit, ihr Kredit zu geben, weil sie davon ausgingen, der Kredit wäre nicht mehr ausreichend gedeckt, blieb der Bank nur noch der Konkurs als letzter Ausweg. Dies war heilsam und wirkte stark selbstregulierend, besser jedenfalls als das heutige dichte Netz von staatlichen Vorschriften.“ Quelle und Einzelheiten dazu hier: http://austrian-institute.org/waehrungswettbewerb-ohne-staatliche-regulierung/
Wir leben in einer Welt der Illusionen.
Die Geldpolitik der EZB mit ihrer andauernde Flut billigen Geldes hat die zentrale Allokations- und Signalfunktion des Zinses außer Kraft gesetzt. Sie schafft Zombie-Unternehmen, Zombie-Banken und Zombie-Staaten, die unprofitabel oder sogar bankrott sind, die aber dank dieser niedrigen Zinsen überleben können und deshalb die Dynamik der marktwirtschaftlichen Ordnung unterminieren, da Ressourcen in unrentablen Zombie-Unternehmen gebunden sind. Strukturelle Bereinigungen und Innovationen werden behindert, Produktivitätsgewinne bleiben aus und der Wohlstand verfällt.
Mehr dazu hier: http://austrian-institute.org/waehrungswettbewerb-ohne-staatliche-regulierung/
@XPrometheusX Warum sollte man die Zinsen nicht weiter senken können?