Draghis Medizin sorgt für unangenehme Nebenwirkungen
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Weil die Eurozone von dem seitens der EZB ausgerufenen Inflationsziel in Höhe von 2 % immer noch meilenweit entfernt ist und die Konjunktur nicht recht in Gang kommen will, bröckelt das Vertrauen in die Geldpolitik. Welche weiteren geldpolitischen Maßnahmen wird uns Mario Draghi im Anschluss an die heutige Ratssitzung der EZB auftischen? Dass der EZB-Präsident nachlegen wird, gilt als ausgemachte Sache. Erwartet wird eine weitere Senkung des Einlagezinses für Banken von minus 0,3 % auf mindestens minus 0,4 %.
Dieser Schritt ist bereits an den Märkten eingepreist und ich gehe sogar von minus 0,5 % aus. Denn viele Notenbanker nehmen oftmals einen Währungskrieg zur Ankurbelung der Inflation und Konjunktur billigend in Kauf, obwohl die Halbwertzeit dieser Maßnahme sehr gering ist. Als Alternative bzw. Ergänzung ist allerdings auch eine Ausweitung des QE-Programms, etwa durch eine Laufzeitverlängerung über März 2017 hinaus oder eine Erhöhung des monatlichen Kaufvolumens, das derzeit bei 60 Mrd. € liegt, möglich. Das wäre aber nach meiner Einschätzung keine gute Lösung, da sich die EZB ohnehin schon oftmals ihrer Maximalgrenze von 33 % nähert, bis zu der sie Anleihen eines Landes überhaupt ankaufen darf. Außerdem muss man feststellen, dass der Anleihenmarkt ohnehin schon weitestgehend leergefegt ist.
Der Spielraum, welcher der EZB verbleibt, wird also immer geringer. Zumal trotz radikaler Niedrigzinspolitik die erhofften Wirkungen bisher ausgeblieben sind. So freuen sich Investoren zwar über Geldspritzen, die den Aktienmarkt anheizen sollen, zweifeln aber vielfach an der Wirksamkeit der anhaltenden Geldschwemme und stellen sich die Frage, ob es gelingen kann, diese schadlos wieder zu beenden. Eine Exit-Strategie ist allerdings nicht existent.
Nicht nur hier offenbaren sich die unangenehmen Nebenwirkungen, welche die expansive Geldpolitik mit sich bringt. Längst schlagen die Maßnahmen auf die Erträge von Versicherern und Kreditinstituten durch, so dass die Sparkassen-Finanzgruppe verständlicherweise vor weiteren expansiven Maßnahmen der EZB warnt. „Vor allem leistet die EZB mit übereilten geldpolitischen Maßnahmen einer Krisenstimmung und damit einem weiteren Vertrauensverlust im Euroraum Vorschub“, heißt es in einem Positionspapier der Chefvolkswirte der Sparkassengruppe. Daher legen sie der EZB nahe, sich stattdessen für einige Zeit von dem hoch gesteckten Ziel der angestrebten Inflationsrate zu verabschieden. In einer Zeit ausgeprägter Wirtschaftsschwäche sei dieses Ziel ohnehin nur schwer zu erreichen. Außerdem droht die Glaubwürdigkeit der Notenbank Schaden zu nehmen, wenn sie permanent trotz höchstem Aktionismus ihre eigenen Ziele verfehlt. Darüber hinaus rechnen die Volkswirte ohnehin für den Euroraum damit, dass sich die Inflationsraten spätestens 2018 dem Zielwert 2 % nähern würden – und zwar ohne zusätzliche Maßnahmen, allein schon über die Basiseffekte. Dann hätte die EZB ihr Pulver umsonst verschossen und jede Menge Kollateralschäden verursacht.
Für heute dürfte zumindest insofern die Sache klar sein, dass Draghi die Märkte nicht enttäuschen will – so wie er es im Dezember getan hat, als die EZB den Einlagezins auf minus 0,3 % senkte und das QE-Programm bis März 2017 verlängerte. Doch den Marktteilnehmern war dies zu wenig und infolgedessen drehten damals die Aktienkurse Richtung Süden ab.
Die spannende Frage für heute wird nun sein, ob dieses Mal die hohe Erwartungshaltung der Börsianer und Investoren erfüllt werden kann oder es zum Déjà-vu kommen wird.
Fed hält sich aus dem Vorwahlkampf raus
Die Notenbanken sind bereits seit mehreren Jahren zu marktbeherrschenden Größen an den internationalen Finanzmärkten geworden, weshalb die geldpolitischen Entscheidungen immer mehr an Bedeutung gewinnen. Waren in dieser Woche die Blicke der Börsianer noch auf die Europäische Zentralbank (EZB) gerichtet, so wird in der kommenden Woche die Zinsentscheidung der US-amerikanischen Notenbank (Fed) im Fokus der Investoren sein.
Nach den zuletzt positiven US-Konjunkturdaten spricht zwar einiges für eine erfolgreiche Stimulierung der US-Wirtschaft und somit auch für eine mögliche Zinsanhebung in den USA. Doch wäre dieser Schritt verfrüht, zumal die Zinsanhebung vom Dezember vergangenen Jahres noch zu frisch ist, und man die Finanzmärkte nicht übereilt vor neue Herausforderungen stellen sollte. Die Wirtschaftsdaten signalisieren zwar, dass die erste Zinsanhebung gut verdaut wurde, aber wie so oft ist weniger auch mal mehr. Daher dürfte die US-Notenbank kommende Woche ihr Pulver nochmals trocken halten.
Sicherlich spielt auch die nahende US-Präsidentschaftswahl am 8. November eine nicht zu unterschätzende Rolle bei zukünftigen Zinsentscheidungen in den USA. In der Vergangenheit hat es die Fed stets vermieden, sich mittels Geldpolitik direkt oder indirekt zur aktuellen Wirtschaftspolitik zu äußern und auf diesem Weg eine Bewertung vorzunehmen. Noch hat man die Zeit, um in aller Ruhe die weitere Entwicklung aller marktbestimmenden Komponenten der Zinspolitik auszuwerten und zu analysieren, um gegebenenfalls im Juni reagieren zu können. Neben den Rohstoffpreisen und der damit zusammenhängenden Inflation sind auch andere Komponenten wie beispielsweise die Arbeitsmarktdaten zu berücksichtigen. Auch die Tatsache, dass sich Auswirkungen der Fed-Beschlüsse nicht nur auf den Wirtschaftsraum der USA beschränken lassen, müssen die Notenbanker in ihr Kalkül mit einbeziehen. Die Volkswirtschaften in China, Russland und den Schwellenländern würden unter einer erneuten US-Zinsanhebung massiv leiden und zur Stützung ihrer eigenen Währung gezwungen sein.
Somit bleibt es auch nach der Zinsentscheidung der EZB spannend und erst am kommenden Mittwoch wissen wir, welche Gedanken sich die Fed-Mitglieder unter dem Vorsitz ihrer Präsidentin, Janet Yellen, gemacht haben. Die Geldpolitik der ruhigen Hand ist gefragt und es bleibt uns nur zu hoffen, dass dies auch auf die Reaktionen der Marktteilnehmer zutrifft.
Boxkampf um die Heta
Für den Fall, dass die Gläubiger der Hypo-Bad-Bank Heta einem Schuldenschnitt nicht zustimmen, will der Kärntner Landeshauptmann, Peter Kaiser (SPÖ), „die Boxhandschuhe“ anziehen, wie er sagt. Bisher sei man mit Samthandschuhen vorgegangen. Denn kommt es zu keiner Einigung, steht Österreich ein Novum bevor: Die erste Pleite eines Bundeslandes.
Am morgigen Freitag läuft das Angebot aus Kärnten für die Heta-Gläubiger ab, das Letztere bislang ablehnen. Kärnten, das Nachbesserungen definitiv ausschließt, droht damit ein jahrelanger Rechtsstreit, dem allerdings nun tatsächlich eine Insolvenz vorangehen könnte. Das Bundesland Kärnten haftet für Anleihen der ehemaligen Hypo Alpe Adria i.H.v. 11 Mrd. €. Mehrere Investorengruppen hatten zuvor das aufgebesserte Angebot für den Rückkauf ihrer Heta-Anleihen abgelehnt. Eine große Gläubigergruppe, der u.a. die Commerzbank, die HSH Nordbank und die Deutsche Pfandbriefbank angehören, hält Heta-Papiere im Volumen von über 5 Mrd. €. Doch das Angebot kann nur wirksam werden, wenn zwei Drittel zustimmen und somit kann diese Gruppe alleine den Deal platzen lassen. Und auch die deutschen Versicherer pochen auf Erfüllung der unwiderruflichen Garantie des Bundeslandes und lehnen infolgedessen ebenfalls das Angebot Kärntens über eine finanzielle Beteiligung i.H.v. 1,2 Mrd. € ab. Hierin sieht Kärnten nämlich die Schmerzgrenze dessen, was es leisten könne. Und nur für dieses Angebot gibt es für Kärnten die Kreditierung durch den Bund. Das Angebot läuft am 11. März aus. Danach gibt es keine Chance mehr für die Gläubiger, doch noch zuzustimmen.
Nun spekulieren viele Anleger darauf, dass Österreich dem Bundesland zu Hilfe kommt, um dessen Insolvenz zu verhindern. Doch zuvor wird die zuständige Finanzmarktaufsicht (FMA) einen Schuldenschnitt bei der Bad Bank machen, der spätestens Ende Mai erfolgen muss. Bis dahin läuft das über die Heta verhängte Schuldenmoratorium. Auch eine Rückzahlung sämtlicher Heta-Anleihen ist bis dahin gestoppt.
Würden die Gläubiger das Angebot über insgesamt 7,8 Mrd. € annehmen, verzichteten sie auf rund 3 Mrd. €. Das Bundesland argumentiert, dass bei einem Rechtsstreit am Ende für alle Forderungen weniger bleiben als bei einer Annahme des vorliegenden Angebots. Verlässlichkeit sieht anders aus!
BaFin legt die Daumenschrauben an
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) zieht für insgesamt 15 deutsche Institute die Daumenschrauben an. Weil sie als national systemrelevant gelten, müssen diese Institute weitere Kapitalpuffer anlegen, die über die Mindestanforderungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hinausgehen. So hat die BaFin die entsprechenden Banken, zu denen die BayernLB, Commerzbank und Deutsche Bank sowie die DekaBank, aber auch die LBBW gehören, aufgefordert, innerhalb einer Übergangsfrist einen Kapitalpuffer zwischen 50 und 150 Basispunkten aufzubauen, wie die „Börsenzeitung“ schreibt.
Die Gruppe der betroffenen Institute deckt sich weitestgehend mit dem Kreis der bereits 2013 als national systemrelevant definierten Häuser, ausgenommen der Töchter ausländischer Großbanken. Daher trifft die Forderung nach einem Zusatzpuffer die Banken auch nicht ganz unvorbereitet. So haben bereits mehrere der relevanten Institute damit begonnen, ihre Eigenkapitalquoten über das von der EZB geforderte Maß hinaus auszubauen, um zukünftig Krisen besser überstehen zu können.
London verschärft Strafrecht für Banker
Ausgerechnet (oder gerade) Großbritannien, wo die Bedeutung der Finanzwirtschaft überdurchschnittlich ist und auf eine lange Tradition verweisen kann, hat einen neuen Straftatbestand für Banker eingeführt. Spitzenbanker, die künftig - Finanzjongleuren gleich - fahrlässig hohe Summen verzocken, drohen nun bei „rücksichtslosem Fehlverhalten“ Haftstrafen von bis zu sieben Jahren oder unbegrenzte Geldbußen.
Der neue Straftatbestand zeigt laut dem konservativen Finanzminister George Osborne, dass Großbritannien die „Lehren aus der Vergangenheit gezogen hat”. Man habe die Bankenregulierung reformiert, um ein stärkeres und sicheres Finanzsystem zu schaffen, argumentiert er. Demnach müssen die Banker in der Londoner City nun mit einigen „der härtesten Sanktionen in der Welt rechnen“.
Mit den strengen Regeln reagiert London auf eine der Hauptforderungen einer parlamentarischen Kommission, die nach dem Skandal um die Manipulation des globalen Referenzzinses Libor eingesetzt worden war. In der Folge des Liborskandals hatten Banken insgesamt 9 Mrd. US-Dollar an Strafen gezahlt, darunter die Deutsche Bank. Auch hat ein Londoner Gericht mittlerweile eine erste Haftstrafe in der Zinsaffäre verhängt. So muss der ehemalige UBS-Banker Tom Hayes wegen seiner Rolle bei den Libor-Manipulationen sogar für 11 Jahre ins Gefängnis.
EZB nimmt italienische Banken unter die Lupe
Die Europäische Zentralbank (EZB) nimmt die Kapital- und Liquiditätsniveaus mehrerer italienischer Banken verstärkt unter die Lupe. Dies meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Angesichts einer Schuldenlast von rund 200 Mrd. € hatten Zweifel an der Stabilität der betroffenen Institute deren Aktienkurse geschwächt.
Die EZB überprüft den Meldungen zufolge täglich die Liquidität unter anderem der Banken Monte dei Paschi di Siena und Banca Carige. Bisher hatte die EZB mehrere Institute, in deren Bilanzen sich ein Berg fauler Kredite gebildet hat, zur Stärkung ihrer Kapitalpolster gedrängt. Grundsätzlich gehört die Überwachung von Kapital- und Liquiditätsniveaus zur gängigen Praxis der EZB. Auch die Banca Popolare di Vicenza und Veneto Banca soll die EZB im Visier haben, wie die Zeitung „La Repubblica“ schreibt.
Diese besondere Art der Zuwendung wirft zusammen mit der Einschätzung der EU-Finanzminister, dass Italien mit seinem diesjährigen Haushalt gegen die Defizitregeln der Währungsgemeinschaft verstoßen wird, ein besonderes Licht auf das südeuropäische Land.
Coca Cola löscht Durst
In der Hoffnung, dass viele Investoren - entsprechend der Werbung - mit Coca Cola den Moment genießen, hat sich der US-amerikanischen Hersteller von Erfrischungsgetränken entschlossen, eine Unternehmensanleihe am Kapitalmarkt zu begeben.
So wurde ein 8 1/2-jähriger 600 Mio. € schwerer Bond (A18YV1) mit Fälligkeit am 11.11.2024 und einer jährlichen Zinszahlung von 1,875 % aufgelegt. Der Emissionspreis (99,671 %) entsprach einem Spread von +150 bps über Mid Swap. Coca Cola entschied sich bei dieser Anleihe für eine 100.000er Mindeststückelung und zielt somit verstärkt auf institutionelle Kunden ab.
Aber es gab auch einen Emittenten, der sich bei seinen Anleihen für die „privatanleger-freundliche“ Stückelung von 1.000 € entschied. So stillte der deutsche Kunststoffhersteller Covestro seinen Kapitaldurst mit einem Dreierpack an neuen Anleihen zu jeweils 500 Mio. €. Zuerst wurde ein 2-jähriger Floater (A169MF) zu pari begeben. Gezahlt wird bis zum Laufzeitende am 10.03.2018 ein vierteljährlicher Kupon in Höhe des 3-Monats-Euribor +60 bps. Der zweite Bond wurde als 5 1/2-jährige Anleihe (A169MG) mit Fälligkeit am 07.10.2021 und einem jährlichen Kupon von 1 % aufgelegt. Der Emissionspreis von 99,586 % entsprach einem Spread von +146,6 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe. Das Tripple komplettiert eine 8 1/2-jährige Anleihe (A169MH) mit Fälligkeit am 25.09.2024. Der Bond wurde mit 99,736 % emittiert und mit einem jährlichen Zins i.H.v. 1,75 % ausgestattet. Dies entsprach einem Aufschlag von +182 bps über der vergleichbaren Bundesanleihe. Die beiden zuletzt genannten Anleihen verfügen über ein optionales Kündigungsrecht zu Gunsten des Emittenten (Make-Whole-Option).
Euro im Bann der EZB
In der vergangenen Berichtswoche hatte die europäische Gemeinschaftswährung ihrem amerikanischen Pendant wenig entgegenzusetzen und stand klar auf der Verliererseite. Der Start in die neue Handelswoche jedoch verlief für die Einheitswährung Europas deutlich freundlicher. Der Euro war aufgrund der Verunsicherung um die Wirtschaft Chinas als sicherer Hafen gesucht. So stieg der Eurokurs in der Spitze bis auf 1,1057 USD, nachdem er die Woche zuvor noch um die Marke von 1,0850 USD gehandelt wurde. Im Vorfeld der heutigen EZB-Ratssitzung halten sich die Anleger etwas bedeckt und harren der Dinge, die da noch kommen werden. Aktuell notiert der Euro bei 1,0980 USD.
Aus Sorge um China standen gegenüber dem Greenback insbesondere Währungen unter Druck, die wirtschaftlich eng mit dem Reich der Mitte verbunden sind. So verlor beispielsweise der australische Dollar im Vergleich zum Greenback erheblich an Wert und notierte sogar bei 0,7527 AUD, einem Niveau das zuletzt Anfang Juli vergangenen Jahres erreicht wurde. Aber zur Freude Australiens gibt es noch Euroland. Gegenüber dem Euro konnte der Aussie-Dollar kräftig zulegen und markierte mit 1,4591 AUD sogar ein neues Jahreshoch.
In der Gunst der Privatanleger standen in dieser Handelswoche Währungsanleihen lautend auf australische Dollar, brasilianische Real sowie norwegische Kronen. Die Palette der ebenfalls stark nachgefragten US-Dollar-Anleihen wurde am gestrigen Mittwoch um 7 Anleihen von Berkshire Hathaway erweitert, wovon ab heute bereits 5 Anleihen von uns gepreist werden. Die Emissionen im Gesamtvolumen von 9 Mrd. USD waren 3-fach überzeichnet.
Klaus Stopp, Leiter Skontroführung Renten der Baader Bank
Rechtliche Hinweise/Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenskonflikten der Baader Bank AG:
http://www.baaderbank.de/disclaimer-und-umgang-mit-interessenskonflikten/
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