Dow Jones mit schlechtester Halbjahresbilanz seit 1970
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In der Berichtswoche kam es an den internationalen Aktienmärkten erneut zu Kursverlusten. Die Gründe waren wiederum schwache Konjunkturdaten, Inflationsängste gepaart mit einem nahe der Rekordstände notierenden Ölpreis sowie anhaltende Ängste vor einem weiteren Kapitalbedarf bzw. umfangreichen Abschreibungen im Bankensektor. In Europa erhöhte die EZB wie erwartet den Leitzins, signalisierte jedoch, dass zunächst keine weiteren restriktiven Zinsschritte erfolgen werden.
USA: DJIA mit schlechtester Halbjahresbilanz seit 1970
Die US-Aktienmärkte mussten in der Berichtswoche erneut eine negative Entwicklung hinnehmen. Gemessen am Dow Jones Industrial Index (DJIA) fiel der Verlust im internationalen Vergleich jedoch recht gering aus, wobei aber durch den Independence Day ein Handelstag weniger gezählt wurde. Allerdings kann dieses Wochenergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass der DJIA historisch gesehen in diesem Jahr bereits kräftig Federn lassen musste. So ergab sich im Juni mit einem Kursrückgang von gut zehn Prozent der höchste Monatsverlust seit September 2002. Darüber hinaus zählt die Halbjahresbilanz 2008 mit einem Minus von über 14 Prozent zu den schlechtesten seit 1970.
Damit aber noch nicht genug. Letzten Mittwoch tauchte der DJIA in einen Bear Market ab, d.h. er unterschritt seinen am 09. Oktober 2007 erreichten absoluten Höchststand um 20 Prozent. Seit dieser Zeit haben die dreißig im DJIA gelisteten Unternehmen zusammen 1,1 Billionen USD eingebüßt. Die Historie zeigt zudem, dass seit 1960 Bear Markets im Durchschnitt 14 Monate anhielten und ein Wertverlust von gut 30 Prozent entstand. Alles in allem keine guten Aussichten für die kommenden Wochen.
Zu den schlechtesten Performern in der Abwärtsbewegung zählten American International Group (AIG), das weltweit größte Versicherungsinstitut, sowie General Motors (GM). Beide haben im 12-Monatsvergleich rund 54 bzw. 60 Prozent verloren. AIG wurde durch die US-Subprimekrise deutlich belastet und GM litt unter einem zunehmend schwächer werdenden US-Automobilmarkt.
Die Gründe für die nun seit Monaten anhaltende Kurstalfahrt sind nach wie vor eine schwache Konjunktur, Inflationsgefahren gepaart mit einem explodierenden Ölpreis und Negativnachrichten aus dem Bankensektor. Hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage in den USA ist das Wort Stagflation (abnehmendes Wachstum bei steigender Inflation) mittlerweile in aller Munde. Der jüngste, erneut schwache Arbeitsmarktbericht hat die missliche makroökonomische Situation nochmals verdeutlicht.
In der laufenden Woche wird die Q2-Berichtssaison eingeläutet. Alcoa wird traditionell den Reigen eröffnen. Es folgt General Electric, deren Ergebnis für das Marktgeschehen allerdings weitaus bedeutender sein dürfte. Insgesamt erwarten Analysten für Q2 einen Gewinnrückgang im S&P 500 von 10,5 Prozent nach einem Minus von über 16 Prozent in Q1.
Euroland: Leitzins erhöht
Auch die europäischen Aktienmärkte mussten in der letzten Handelswoche Kursverluste hinnehmen. Gemessen am DJ Euro Stoxx 50 hat sich auch hier mittlerweile ein Bear Market eingestellt. Gleiches gilt für den heimischen DAX.
In der Berichtswoche standen Banktitel zeitweise unter erheblichem Abgabedruck. Belastend wirkte vor allem eine Studie von Goldman Sachs, dass europäische Banken noch einen theoretischen Kapitalbedarf von 60 bis 90 Milliarden Euro haben. Britische Institute wurden noch zusätzlich durch die in Großbritannien sinkenden Häuserpreise in Mitleidenschaft gezogen. Auch Autoaktien standen auf den Verkaufslisten der Anleger. Hier wirkte sich der nahe seinen Rekordständen notierende Ölpreis weiterhin negativ aus. Zudem ist die Automobilbranche den gestiegenen Stahlpreisen ausgesetzt. Laut "Auto Motor und Sport" müssen sich europäische Automobilhersteller auf bis zu 60 Prozent höhere Stahlpreise einstellen.
Gefragt waren hingegen Telekomwerte. Hier hatte Morgan Stanley den gesamten europäischen Sektor auf "attractive" von "in-line" hoch gestuft. Zudem hatte France Telecom ihren milliardenschweren Übernahmeplan für den nordischen Konkurrenten TeliaSonera aufgegeben, was vom Markt ebenfalls honoriert wurde.
Das herausragende Ereignis in der Berichtswoche war jedoch die EZB-Sitzung. Wie erwartet wurde der Hauptrefinanzierungssatz um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent heraufgesetzt. Anschließende Äußerungen von Notenbankchef Trichet, die dahingehend interpretiert wurden, dass demnächst keine weiteren Leitzinserhöhungen zu erwarten sind, wurden an den Aktienmärkten mit Kurssteigerungen begrüßt.
Ausblick
Die laufende Handelswoche ist abgesehen von dem Verbrauchervertrauensindex der Uni Michigan relativ arm an Konjunkturdaten. Auf Unternehmensseite beginnt mit den Ergebnissen von Alcoa und GE hingegen die Q2-Berichtssaison. Man darf gespannt sein, in welcher Tonlage der Reigen eröffnet wird.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 174,5 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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