Dow Jones Industrial Average® - Der Faktor „Saisonalität“
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Der Faktor „Saisonalität“
Als zusätzliche Orientierungshilfe ziehen wir im Jahresausblick regelmäßig saisonale Kursverläufe bzw. zyklische Einflussfaktoren heran. Insbesondere der Dekaden- und der US-Präsidentschaftszyklus als die wichtigsten beiden Zyklen überhaupt werden dabei analysiert. Wenngleich die „Prognosequalität“ dieser Einflussgrößen 2021 nicht die Güte der Vorjahre erreichte – schließlich fiel die im 3. Quartal des letzten Jahres erwartete Korrektur moderat (DAX®) bzw. kaum wahrnehmbar (S&P 500®) aus –, liefern solche Verlaufsvergleiche oftmals doch wichtige Hinweise auf mögliche Wendepunkte. Aber schon das Herausarbeiten von Phasen, in denen Anleger mit saisonalem Rückenwind rechnen können, stellt einen echten Mehrwert dar. Das Beispiel des abgelaufenen Jahres zeigt allerdings deutlich, dass die folgenden Aussagen niemals 1:1 auf das Jahr 2022 übertragen werden sollten, sondern stets auch einen Abgleich mit der konkreten charttechnischen Situation erfordern. Gemessen am durchschnittlichen Verlauf des Dow Jones® in „2er-Jahren“ – also 1902, 1912, 1922, … 2012 – stechen im Anschluss an einen unspektakulären Jahresauftakt vor allen die Perioden von Ende März bis Ende Juni sowie die heißen Sommermonate hervor (siehe Chart).
Dow Jones Industrial Average® (Daily)
Quelle: Macrobond, HSBC / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart Dow Jones Industrial Average®
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Dürreperiode im Frühjahr – echte Sommerrally?
Im Frühjahr droht den US-Standardwerten demnach eine echte Dürreperiode, ehe im Sommer im Gegensatz zu dem sonst gängigen Verhaltensmuster sogar mit zyklischem Rückenwind zu rechnen ist. Gerade die Phase Juli/August bietet saisonale Chancen. Die letzten vier Monate ist dann wieder nicht allzu viel zu holen, sodass per Saldo ein unspektakuläres „2er-Jahr“ zu Buche steht. Kein grundsätzlich anderes Bild zeichnet der US-Präsidentschaftszyklus. 2022 ist ein sog. Zwischenwahljahr, welches innerhalb des 4-jährigen Wahlzyklus sicher nicht zu den Leckerbissen für Investoren*innen zählt. So verläuft das 1. Halbjahr nach dem Motto „außer Spesen nichts gewesen“. Per Ende September liegt der Dow Jones® im Zwischenwahljahr dann typischerweise sogar unterhalb der Jahresauftaktnotierung (siehe Chart). Erst die klassische Jahresendrally im 4. Quartal sorgt nach dem bis dato „volatilen Nullsummenspiel“ für ein versöhnliches Jahresende. Als saisonale Schnittmenge zwischen beiden Verlaufsvergleichen bleibt das herausfordernde Frühjahr, ein stabiler Sommer sowie ein fast identischer Gesamtertrag von lediglich gut 3 % in Erinnerung. Auch die „Saisonalität“ tritt also auf die Euphoriebremse. Anleger*innen sollten deshalb 2022 keinen „Champagnerjahrgang“ erwarten.
Dow Jones Industrial Average® (Daily)
Quelle: Macrobond, HSBC / 5-Jahreschart im Anhang
Saisonale Schnittmenge: Frühere Korrekturgefahr?
Nach diesem Zwischenfazit könnten Investoren*innen auf die Idee kommen beide Zyklen zusammenzuführen und mit dem „2er Zwischenwahljahr“ die exakte, saisonale Schnittmenge zu bilden. Statistisch betrachtet fallen die beiden bekanntesten Zyklen alle 20 Jahre zusammen. Die Historie des Dow Jones® über die letzten 120 Jahre bietet also lediglich sechs Beobachtungspunkte. Ungeachtet dieses statistischen Makels bestätigt das „2er-Zwischenwahljahr“ die bisherigen Erkenntnisse aus der isolierten Betrachtung des Dekaden- und des US-Präsidentschaftszyklus. Einzig die Frühjahrskorrektur setzt hier bereits früher – konkret bereits im März ein. Dafür fällt die Sommerrallye etwas schwächer aus. Das Gesamtergebnis liegt aber erneut bei den bereits bekannten gut 3 % Kurszuwachs. Im letzten Schritt unseres saisonalen Abgleichs haben wir die monatlichen Renditen und Trefferquoten des „2er Jahres“ bzw. des „Zwischenwahljahres“ mit den jeweiligen Pendants der gesamten Historie verglichen. Im Ergebnis müssen wir die Warnung vor dem Frühjahr erneuern, denn sowohl die Wertentwicklung als auch die Trefferquoten beider Zyklen fallen im April, Mai, Juni schwächer als im Durchschnitt aus. Negative Chartmuster sollten dann auf besonders fruchtbaren, saisonalen Boden fallen.
Dow Jones Industrial Average® (Daily)
Quelle: Macrobond, HSBC / 5-Jahreschart im Anhang
Objektive Stopps für 2022
Bisher haben wir die Herausforderungen des neuen Jahres besonders betont. Da wir ein „Jahr des Kapitalerhalts“ erwarten, erscheint ein sinnvolles Risikomanagement wichtiger denn je. Wir wollen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zwei Verfahren an die Hand geben, mit deren Hilfe sich Stop-Loss-Marken objektiv – d. h. ohne Ermessensspielräume – ganz konkret bestimmen lassen. Beginnen möchten wir mit der Quartalsregel von William D. Gann – einem Verfahren zur Trendbestimmung. Demzufolge liegt ein Aufwärtstrend vor, wenn der aktuelle Wochenschlusskurs eines Aktienindex oder generell eines Basiswertes über dem tiefsten Wochenschlusskurs des aktuellen Quartals und des Vorquartals liegt. Entsprechend muss von einer Trendwende ausgegangen werden, wenn der tiefste Wochenschlusskurs der laufenden 3-Monats-Periode bzw. des Vorquartals unterschritten wird. Auf diese Weise lässt sich die Gann-Regel zur interpretationsfreien Bestimmung von Absicherungsniveaus einsetzen. Die nebenstehende Tabelle fasst die sich daraus ergebenden, objektiven Stopp-Marken für verschiedene Aktienindizes zusammen. Darüber hinaus bietet Ganns-Systematik die Möglichkeit im Sinne eines klassischen Trailing-Stops im weiteren Jahresverlauf die Absicherungen nach klaren Vorgaben nachzuziehen.
Gann-Quartalsregel (Weekly)
Quelle: Refinitiv, HSBC / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart Gann-Quartalsregel
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Unbestechliche Risikobegrenzung – Teil 2
In diesem Zusammenhang sorgt eine alte Tradingweisheit für eine zusätzliche Orientierungshilfe. Wird das Dezembertief im 1. Quartal des Folgejahres verletzt, so stellt dieses Abgleiten einen echten Belastungsfaktor dar. Entsprechend können Investoren*innen die Lows vom Dezember als enge Absicherung auf der Unterseite heranziehen, zumal diese Vorgehensweise im Jahr 2022 dem möglichen saisonalen Verlaufsmuster eines Schwächeanfalls im Frühjahr hervorragend Rechnung trägt. Insgesamt bemerkenswert finden wir die recht geringen Unterschiede zwischen beiden Verfahren. Mit anderen Worten: Die Dezembertief- sowie die Gann-Methodik kommen zu vergleichbaren Stopps. Besonders hervorheben möchten wir die Absicherungen bei der zweiten und dritten Reihe in Deutschland, denn beim MDAX® und SDAX® würde ein Unterschreiten der objektiven Stop-Loss-Marken das Risiko einer Toppbildung deutlich anschwellen lassen. Beim Dow Jones® und beim DAX® harmonieren die objektiven Absicherung zudem sehr, sehr gut mit den entsprechenden Jahres-Pivot Punkten bei 34.059 Punkten bzw. 15.103 Punkten (Stand: 8. Dezember).
Dezember-Regel (Daily)
Quelle: Refinitiv, HSBC / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart Dezember-Regel
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Heikin Ashi: Die nächste Warnung
Durch den Abgleich mit dem konkreten DAX®-Chartverlauf wollen wir im Folgenden noch deutlich konkreter werden. Die Notwendigkeit sich mit dem Risikomanagement auseinanderzusetzen, unterstreicht auch der Heikin Ashi-Chart der deutschen „blue chips“. Bei dieser auf Durchschnittsbildung beruhenden Chartdarstellungsform liegen auf Monatsbasis eine ganze Reihe von sog. „Kreisel“-Mustern vor (siehe Chart). Die kleinen Kerzenkörper sowie die markanten Dochte und Lunten zeugen von einer nachlassenden Aufwärtsdynamik. Beide Phänomene treten häufig im Vorfeld von Trendwechsel auf – die Farbwechsel zwischen den einzelnen Kerzen stellen dabei ein zusätzliches Warnsignal dar. So jetzt aber wirklich konkret: Die oben angeführten, objektiven Stopp-Marken bei gut 15.100 Punkten harmonieren recht gut mit den jüngsten Verlaufstiefs zwischen 15.015 und 14.816 Punkten. Seit Mai hat der DAX® hier insgesamt vier Mal Unterstützung gefunden. Ein Bruch dieser Bastion würde unter dem Strich eine Topformation vervollständigen (siehe Chart). Überdies wäre dann auch der Rückfall unter eine aus dem Jahr 2015 stammende Trendlinie (akt. bei 14.995 Punkten) zu beklagen, wodurch sich die charttechnische Schlagseite weiter vergrößern würde.
DAX® (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Test der Ausbruchsmarken bei 13.800/13.500?
Um die Relevanz der Schüsselunterstützung bei 14.800 Punkten zu untermauern, ist der Point & Figure-Chart des DAX® prädestiniert. Unterhalb dieser Signalgröße entsteht auch im Verlauf dieser in Europa etwas in Vergessenheit geratenen Chartdarstellungsform ein Ausstiegssignal. Aus der Höhe der Topbildung im klassischen Chartverlauf ergibt sich im Fall einer negativen Weichenstellung ein Abschlagspotential von rund 1.400 Punkten. Im Umkehrschluss würde dies eine Belastungsprobe des alten „Deckels“ aus den Jahren 2017/18 sowie 2020 in Form der ehemaligen Ausbruchsmarken bei 13.500/13.800 Punkten nahelegen. Ein erfolgreich Pullback an die alte Widerstandszone wäre im langfristigen Kontext sogar positiv zu werten. Schließlich würde dadurch der zuvor gesehene Ausbruch bestätigt. Pointierter ausgedrückt: Diese Schlüsselzone dürfte letztlich die Schwelle zwischen einem gesunden Kräftesammeln einerseits und einer scharfen Korrektur mit Crashpotenzial anderseits markieren. Die langfristige 200-Wochen-Linie (akt. bei 12.932 Punkten) definiert bei einem Rebreak der o. g. Ausbruchsmarken die nächste, technisch bedeutsame Unterstützung.
DAX® (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
So geht Risikomanagement in 2022
Der DAX®-Kursindex schafft es nicht jedes Jahr in unseren großen Jahresausblick. Doch 2022 übernimmt die Entwicklung der deutschen Standardwerte ohne Berücksichtigung der Dividenden eine wichtige Frühwarnfunktion. Deshalb lesen Sie dieses Mal vollkommen zurecht über den eher „ungewohnten“ DAX®-Kursindex. Schließlich pendelt das Aktienbarometer seit Monaten um die alten Ausbruchsmarken in Form der Hochpunkte von 2015 und 2018 bei 6.340/6.444 Punkten (siehe Chart). Gleichzeitig blieb dem DAX®-Kursindex die Rückkehr in den 2009er-Aufwärtstrend (akt. bei 6.966 Punkten) mehrfach seit April 2021 verwehrt. Unter dem Strich gelang zwar der Vorstoß in „uncharted territory“, doch dieser steht weiterhin auf wackeligen Beinen. Um die Gefahr eines Fehlausbuchs gar nicht erst aufkommen zu lassen, gilt es ein Abgleiten unter die Verlaufstiefs von Mai und Oktober bei 6.282/6.262 Punkten unbedingt zu verhindern. Da bei einer negativen Weichenstellung zudem eine Topbildung vervollständigt wäre, bietet sich die angeführte Zone als engmaschige, strategische Absicherung an. Der Hauptnutzen der Analyse des DAX®-Kursindex liegt im neuen Jahr darin, dass hier im Falle einer ernsthaften Korrektur die Ampel vermutlich mit als erstes auf „rot“ springt.
DAX® Kursindex (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart DAX® Kursindex
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
China: Ein Rettungsanker?
Wo könnte im neuen Jahr (charttechnische) Hilfe herkommen? Bei der Beantwortung dieser Frage ist der Blick nach Osten entscheidend: Nach einer verlorenen Dekade – genau genommen sogar mehr als 10 Jahre – schickt sich der Shanghai Composite an, eine große Bodenbildung abzuschließen. Hierfür ist ein Sprung über die Hürden aus den Hochs von 2015 und 2021 bei 3.685/3.732 Punkten vonnöten (siehe Chart). Einen Fingerzeig in Sachen Befreiungsschlag liefert die seit Februar ausgeprägte und bereits nach oben aufgelöste Korrekturflagge (obere Begrenzung akt. bei 3.477 Punkten). Aus der Höhe der langjährigen, unteren Umkehr ergibt sich im Erfolgsfall ein kalkulatorisches Anschlusspotential von rund 1.200 Punkten. Auf dem Weg zum Ausschöpfen dieses Kurspotentials definiert das Hoch vom Juli 2015 bei 4.184 Punkten ein wichtiges Etappenziel, welches darüber hinaus durch das Kursziel aus der seit Anfang des Jahres bestehenden Schiebezone bestätigt wird. Um die aktuelle Ausbruchschance nicht leichtfertig zu verspielen, gilt es in Zukunft, die Kreuzunterstützung aus der o. g. Flaggenbegrenzung und den horizontalen Marken bei knapp 3.500 Punkten nicht mehr nachhaltig zu unterschreiten.
Shanghai Composite (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart Shanghai Composite
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Emerging Markets mit Nachholpotenzial?
Vom Shanghai Composite ist es nur ein kleiner Schritt zu den charttechnischen Perspektiven des MSCI Emerging Markets. Zum Abschluss unseres großen Jahresausblicks machen wir es uns traditionell zur Aufgabe besondere Märkte mit besonderen Chancen aufzuzeigen. 2022 stellt dabei keine Ausnahme dar, zumal die Frage nach dem MSCI Emerging Markets in Kundenpräsentationen eigentlich immer gestellt wird. Dem kommen wir in diesem Jahr zuvor – und zwar vollkommen zu Recht, denn die Schwellenländer befinden sich aktuell in einer charttechnisch doppelt spannenden Ausgangslage. Doch der Reihe nach: Im 1. Quartal 2021 gelang dem MSCI Emerging Markets mit 1.449 Punkten ein neues Allzeithoch. Seither durchläuft das Schwellenländerbarometer eine Korrekturphase. Charttechnisch verläuft diese jedoch durchaus konstruktiv. So kann die beschriebene Atempause bisher als lehrbuchmäßiger Pullback an das 2011-Hoch bei gut 1.200 Punkten interpretiert werden. Gleichzeitig vollzieht sich das Durchatmen seit Februar in Form einer möglichen Korrekturflagge (siehe Chart). Entsprechend würde eine „bullishe“ Auflösung dieses Konsolidierungsmusters (obere Begrenzung akt. bei 1.302 Punkten) für ein prozyklisches Einstiegssignal sorgen.
MSCI Emerging Markets (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart MSCI Emerging Markets
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Relativ: Eine antizyklische Chance
Mut macht in diesem Kontext, dass der Kurseinbruch des Jahres 2020 letztlich eine „V-förmige“ Umkehr darstellt. Das Kursziel von 1.550 Punkten lässt perspektivisch den diskutierten Flaggenausbruch erwarten. Aus diesem Befreiungsschlag ergibt sich dann wiederum ein rechnerisches Anschlusspotential bis gut 1.600 Punkte. Der beschriebenen Flagge kommt derzeit also die Funktion des entscheidenden Taktgebers zu. Um die Ausbruchschance nicht leichtfertig zu verspielen, gilt es indes die Haltezone aus dem o. g. 2011er-Hoch und der Nackenlinie der beschriebenen V-Formation (1.151 Punkte) nicht mehr zu verletzen. Die absolute Chartbetrachtung ist das eine, die relative Analyse im Vergleich zum MSCI World die andere: Der Ratio-Chart verdeutlicht seit über einer Dekade die schwächere Wertentwicklung der Emerging Markets im Vergleich zur „entwickelten Welt“. Diese Underperformance hat sich im Februar 2021 sogar nochmals deutlich verschärft. Als Konsequenz notiert das Ratio zwischen beiden Indizes auf den niedrigsten Stand seit 2003. Der Haltebereich von Beginn des Jahrtausends könnte nun für eine Trendwende sorgen, zumal der RSI eine positive Divergenz ausweist. Im neuen Jahr könnte der MSCI Emerging Markets deshalb vor einem (relativen) Comeback stehen.
Ratio MSCI EM/MSCI World (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Die Stunde der alten Welt?
Wo wir gerade bei relativen Betrachtungen sind: Die „Mutter aller antizyklischer Gelegenheiten“ stellt der Ratio-Chart zwischen dem Stoxx® Europe 600 und dem S&P 500® dar. Seit dem Jahr 2007 stiehlt die neue Welt den europäischen „blue chips“ die Show. Im Jahr 2015 hat die (Performance-)Krise Europas nochmals deutlich an Dynamik gewonnen, ehe die Corona-Pandemie 2020 als weiterer Brandbeschleuniger fungierte. In der Konsequenz fällt das Ratio seit 15 Jahren. Charttechnisch führt diese Entwicklung sogar zu einem Abgleiten unter die untere Baissetrendkanalbegrenzung seit 2007 (akt. bei 0,1044). Die Dauer des Abwärtstrends sowie die Übertreibung regt nun die Fantasie der Europa-Bullen an. Getreu dem Motto: „Wenn die Nacht am schwärzesten ist, ist der Tag nicht mehr weit“. Um dem Stoxx® Europe 600 aber tatsächlich eine relative Erholungsperspektive zu geben, ist ein Sprung über die letzten Hoch bei gut 0,11 notwendig – verbunden mit einer Rückkehr in den beschriebenen Abwärtstrendkanal sowie einem Bruch des Baissetrends seit 2015. Die divergente Entwicklung verschiedener Indikatoren bzw. der Abwärtstrendbruch im Verlauf der Relativen Stärke (Levy) unterstreichen den spätzyklischen Charakter der Entwicklungen im Ratio-Chart.
Ratio Stoxx Europe 600/S&P 500 (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart Ratio Stoxx Europe 600/S&P 500
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Nachzügler mit Potenzial und klarem Stopp
Apropos spätzyklisch: Davon kann beim Euro Stoxx 50® keinesfalls gesprochen werden, denn die europäischen "blue Chips" notieren immer noch ein gutes Stück unterhalb des historischen Rekordstandes vom März 2000 bei 5.522 Punkten. Erst im März 2021 gelang zudem der Sprung über die Hürden aus den Hochpunkten von 2020 und 2015 bei 3.867/3.836 Punkten. Dank dieser Weichenstellung kann die Kursentwicklung seit dem Jahr 2013 insgesamt als seitliche Schiebezone interpretiert werden. Aus deren Höhe ergibt sich ein kalkulatorisches Anschlusspotential von 1.100 Punkten, sodass das Aktienbarometer insgesamt noch Luft nach oben besitzt. Diesen Rückschluss lässt auch der Einbruch des Jahres 2020 zu, der unter dem Strich zusätzlich als „V-förmiges“-Umkehrmuster interpretiert werden kann. Die hohe Relative Stärke (Levy) und der Bruch des im Verlauf des Trendfolgers seit 2013 bestehenden Baissetrends sorgen für zusätzlichen Rückenwind. Da wir 2022 aber insgesamt einen eher pessimistischen Blick auf die Aktienmärkte haben, sollte Anleger den folgenden strategischen Stop-Loss unbedingt beachten: Die Kreuzunterstützung aus der alten 2011er-Trendlinie (akt. bei 3.900 Punkten) und den o. g. Hochs muss in Zukunft unbedingt verteidigt werden.
EURO STOXX 50® (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart EURO STOXX 50®
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Fazit und Schlussplädoyer
Die abnehmende Marktbreite, ein hohes Aktienexposure sowie extrem überkaufte Indikatoren machen die Aktienmärkte in neuen Jahr korrekturanfällig. Ein Lackmustest der alten DAX®-Ausbruchsmarken bei 13.800/13.500 Punkten bzw. einen Rückfall unter die 4.000er-Marke beim S&P 500® müssen Anleger*innen im saisonal besonders rückschlaggefährdeten Frühjahr einkalkulieren. In der Konsequenz ergibt sich für uns ein „Jahr des Kapitalerhalts“, in dessen Verlauf die Leidensfähigkeit vieler neuer Marktteilnehmer auf eine harte Bewährungsprobe gestellt werden dürfte. Scharfe Kurseinbrüche, dynamische Gegenbewegung und Kursziele, welche auf beiden Seiten in Rekordtempo abgearbeitet werden, stellen 2022 eher die Regel als die Ausnahme dar. Ein Zitat von Mike Tyson bringt die Herausforderungen auf den Punkt: „Everyone has a plan – until they get punched!“ Ein aktives Money Management hilft in den kommenden 12 Monaten nicht zu sehr unter Druck zu geraten und hat deshalb absolute Priorität. Trotz der verhaltenen Gesamtperspektive wird das neue Jahr immer wieder auch kurzfristige Chancen bieten. Im „HSBC Daily Trading“, auf Instagram und in unseren Video-Formaten werden wir unterjährig darauf eingehen. Bis dahin wünschen wir Ihnen frohe Weihnachten, alles Gute für 2022 und bleiben Sie gesund.
DAX® (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
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2)Transaktionskosten und Ihr Depotpreis (Beispielrechnung in den Wichtigen Hinweisen) sind in der Darstellung nicht berücksichtigt und wirken sich negativ auf die Wertentwicklung der Anlage aus. Lesen Sie bitte die Wichtigen Hinweise, einschließlich der Werbehinweise.
Autor: Jörg Scherer