Kommentar
15:50 Uhr, 25.10.2021

Donnerstag ist der wichtigste Tag dieser Woche für Börsianer

Am Donnerstag gibt die EZB ihren geldpolitischen Entscheid bekannt. Aus diesem Grund ist der Donnerstag allerdings nicht der wichtigste Tag dieser Woche.

Beim geldpolitischen Entscheid der EZB ist nicht mit großen Überraschungen zu rechnen. Bis Dezember bleibt alles so wie es ist, denn erst im Dezember wird über die Zukunft des Pandemiekaufprogramms PEPP entschieden. Thema dürfte allerdings der Rücktritt von Jens Weidmann sein. Als einer der wenigen, der der lockeren Geldpolitik skeptisch gegenüberstand, verliert die EZB wichtige Meinungsvielfalt. Daher wird gewiss auch über Inflation debattiert und anschließen von Journalisten thematisiert werden. Die meisten anderen Notenbanken zeigen sich inzwischen besorgter über die ansteigende Inflationsrate. Die EZB wirkt starr, man könnte auch sagen stur. Viel geschehen wird bei diesem Entscheid jedenfalls nicht. Das Überraschungspotential ist begrenzt. Ganz anders verhält es sich bei einem ganz anderen Ereignis...

Die USA veröffentlichen die Erstschätzung zum Wirtschaftswachstum im abgelaufenen Quartal. Hier könnte eine Bombe platzen.

Die meisten Investmentbanken und Ökonomen erwarten für das Wachstum einen Wert im Bereich von 3,5 % bis 3,8 % auf annualisierter Basis. Das Quartalswachstum, so wie es in Europa berichtet wird, soll demnach zwischen 0,875 % und 0,95 % liegen. Diese Prognosen liegen weit unter den Werten des Sommers. Auf annualisierter Basis wurden zunächst 7 % erwartet.

Der Konsens ist seit August rückläufig und erreichte zuletzt einen Wert, der bei der Hälfte der Ursprungsprognose lag. Das ist bereits eine Enttäuschung, doch wenn eine Enttäuschung erwartet wird, bleibt eine Marktreaktion häufig aus. Handelt es sich um eine unerwartete Enttäuschung, mag das anders aussehen.

Das Modell der Notenbank von Atlanta zeigt aktuell nur noch ein Wachstum von 0,5 % (annualisiert) an (Grafik 1). Das ist ein sehr magerer Wert und nicht mehr weit von Negativwachstum entfernt. Ein anderes Modell, jenes der Notenbank von New York, wurde vorübergehend ausgesetzt.


Bevor die Berechnung ausgesetzt wurde, zeigte auch dort der Trend moderat nach unten. Generell ist die Zuverlässigkeit des Modells der New Yorker Notenbank höher. Zu Beginn einer jeden Prognose ist die Fehleranfälligkeit groß. Es gibt noch wenige Datenpunkte für die Berechnung des Wachstums.

Mit der Zeit und mehr Datenpunkten wird die Genauigkeit besser. Eine Woche vor Veröffentlichung der offiziellen Zahlen liegt der Fehlerbereich bei ±0,7 % (Grafik 2). Theoretisch sollte das Wachstum also zwischen 1,2 % und -0,2 % liegen. Selbst mit diesem Fehlerbereich ist der Wert im besten Fall über zwei Prozentpunkte von der Konsensprognose von Investmentbanken und Ökonomen entfernt.


Der Fehlerbereich des Modells ist ein Durchschnittswert. Bei einzelnen Prognosen ist es möglich, dass der Fehlerbereich größer ist. Deutlich unter den Erwartungen liegendes Wachstum ist nicht garantiert, aber wahrscheinlich. Wenn es am Donnerstagnachmittag zu erhöhter Volatilität kommt, weiß man wenigstens, woran es liegt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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