Kommentar
19:59 Uhr, 04.04.2014

Dollarschwäche trotz QE-Ausstiegs?

Eigentlich sollte der US-Dollar aufwerten. Die US Notenbank wird aller Voraussicht nach im Oktober keine zusätzlichen Wertpapiere mehr ankaufen.

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Ende Q1 bis Anfang Q2 2015 könnte es die erste Leitzinsanhebung geben. Tendenziell steigen die Zinsen in den USA also. In Europa, Japan und fast dem ganzen Rest der industrialisierten Welt fallen die Zinsen tendenziell. Damit wird der USD eigentlich attraktiver. Aber weit gefehlt. Der USD zeigt gegenüber dem australischen Dollar seit Ende Januar eine fast schon ausgeprägte Schwäche. Über 7% beträgt die Abwertung inzwischen. Es könnten weitere 4% folgen.

Gegenüber dem kanadischen Dollar sieht es ein bisschen anders aus. Hier wertete der CAD zunächst noch gegenüber dem USD ab. Zuletzt gewann der CAD aber wieder an Stärke. Bisher sind es nur gut 2,5%. Nachdem das Währungspaar nun aber unter die Aufwärtstrendlinie gefallen ist, steht zu befürchten, dass auch hier der USD weiter verliert.

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Das passt eigentlich nicht in das große Bild der Dollaraufwertung. Der Makrotrend (Zinswende in den USA) sollte eigentlich wie in der Vergangenheit für eine anhaltende Dollarstärke sorgen. Dieser Trend ist aktuell unterbrochen. Das heißt natürlich nicht, dass er nicht irgendwann eine Fortsetzung findet. Von einer raschen Wiederaufnahme würde ich allerdings nicht ausgehen. Denn: Australien und Kanada haben zuletzt sehr gute Wirtschaftsdaten geliefert. In Kanada wurden im März fast doppelt so viele Arbeitsplätze geschaffen wie erwartet. In den USA wurden die Erwartungen gerade so erfüllt. Oder anders ausgedrückt: in den USA hätten 350.000 Stellen geschaffen werden müssen, um so gut abgeschnitten zu haben wie Kanada. Denkt man dieses Spiel weiter, dann kann eine Entwicklung erahnt werden, die Kanada relativ zu den USA besser dastehen lässt. In Australien ist die Situation nicht anders. Hier wurde eine deutliche Abschwächung der Wirtschaft in 2014 erwartet. Bisher deuten die Daten darauf hin, dass die Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt. Die Zinsen könnten sehr viel früher und deutlicher steigen als in den USA. Der potentielle Zinsvorteil der USA ist damit wieder futsch.

Es sind nicht nur Ausnahmen wie Australien und Kanada, die gegenüber den USA aktuell besser performen. Auch auf der Seite der Schwellenländer hat sich viel getan. Das besonders gescholtene Brasilien mit seiner Währung Real erlebt ein kleines Comeback. In der Spitze legte die Währung gegenüber dem USD fast 10% zu. Von Dollarstärke also keine Spur. Die indische Rupie konnte seit dem Tief Ende August 2013 fast 16% zulegen. Dabei gehört Indien wie auch Brasilien zu den "fragilen 5". Der Begriff wurde geprägt um eine Ländergruppe zu beschreiben, die besonders unter den Zinswende in den USA leiden sollte, weil sie teils hohe Handelsbilanzdefizite ausweisen, hohe, in Fremdwährung notierende Schulden haben, besonders von ausländischen Direktinvestitionen abhängen und hohe Inflation haben. Neben Brasilien und Indien gehören auch Indonesien, Südafrika und die Türkei dazu. Nach Panikverkäufen der türkischen Lira zu Jahresbeginn konnte die Währung inzwischen wieder 11% aufwerten. Ein Ende der Bewegung ist noch nicht in Sicht.

Fairerweise muss man sagen, dass die Schwellenländer mit massiven Leitzinsanhebungen der Abwertung ihrer Währungen einen Riegel vorgeschoben haben. Die türkische Notenbank verdoppelte den Leitzins beinahe. Insgesamt lassen sich gegenüber jeder Währung Gründe finden, weshalb sie gegenüber dem USD aufwerten sollte. Einige Währungen haben gerade erst den Weg nach oben frei gemacht - wie z.B. der neuseeländische Dollar.

In den meisten Ländern ist die wirtschaftliche Situation nicht so schlecht wie gedacht. Das ist ein Grund. In einer weiteren Gruppe von Ländern, meist Schwellenländer, wurden die Leitzinsen angehoben. Das ist der zweite Grund. Aber ist das wirklich schon alles? Geht es den USA nicht angeblich wieder besser? Befindet sich das Land nicht im Aufschwung? Hat die Fed nicht die Zinswende eingeleitet? Schwimmt das Land nicht in Öl und kann es sogar noch exportieren?

Es wirkt schon etwas bizarr, dass der USD gerade jetzt wieder an Wert verliert, da die Wirtschaft doch angeblich vor Stärke aus allen Nähten platzt. Die Story hält irgendwie nicht. Man könnte fast meinen, es sei etwas faul...

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2 Kommentare

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  • von Sivers
    von Sivers

    Vielleicht sollte man gedanklich einfach noch einige Schritte weiter gehen..

    Was wird passieren wenn Russland und der Iran sich bezüglich ihrer Erdölgeschäfte einig werden und diese Nicht mit dem US$ abgewickelt werden? http://de.ria.ru/zeitungen/20140404/268205763.html

    Welche Auswirkung hat die Tatsache das der Yuan bald in Deutschland gehandelt wird..?http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/erster-handelsplatz-im-euroraum-handelszentrum-fuer-chinesischen-yuan-in-frankfurt-12869343.html

    http://www.taz.de/!135909/

    Welche anderen Faktoren können die Dominanz des US$ "anknabbern", oder ihn gar ins Wanken bringen..?

    20:26 Uhr, 06.04.2014
  • student
    student

    Wer lügt, muss die ganzen wirtschaftlichen und währungspolitischen Verhältnismäßigkeiten auch mit manipulieren. Wenn aus den BRIC-Staaten massenhaft Dollars abgezogen und zurück in die USA fließen, steigt da nicht die Geldmenge ? Ist die Schwäche des Dollar nicht auch ein Zeichen dafür, dass immer weniger Rohstoffe und Waren damit gehandelt werden ? Wenn die Golfstaaten ihr Geld in Europa investieren und Airbus-Flugzeuge kaufen, kann man das in Euro.

    Wenn China zunehmend in Afrika investiert und Abkommen schließt, wird das kaum in Dollar sein. Wenn jemand mit der US-Außenpolitik nicht einverstanden ist, dann kann man als Amerikaner mit dem Wahlzettel die Regierung abwählen, die Nicht-Amerikaner können demgegenüber das US-Geld ablehnen und in "stabilen" Euro oder Yuan handeln.

    01:13 Uhr, 05.04.2014

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Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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