DIW zieht positive Euro-Bilanz - EZB muss unabhängig und glaubwürdig bleiben
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BERLIN (Dow Jones) - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zieht 25 Jahre nach Einführung des Euros eine positive Bilanz der Gemeinschaftswährung. Gleichzeitig mahnt das Institut im Euroraum eine Zusammenarbeit von Europäischer Zentralbank (EZB), nationalen Regierungen und der EU-Kommission an, um die zentralen Herausforderungen Klimakrise, hohe Schuldenstände, digitale Währung und Ungleichheit im Euroraum anzugehen. Die EZB dürfe dabei allerdings ihre Mandatsgrenzen nicht überschreiten, sondern müsse ihre Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit wahren, so das DIW. Insgesamt habe die EZB das Ziel der Preisstabilität im Euroraum weitestgehend erreicht. Der Euro habe sich außerdem seit 1999 als internationale Währung behaupten können.
Die Studie, die vom DIW in Zusammenarbeit mit externen Experten verfasst wurde, ergab, dass die Inflation in Deutschland seit der Einführung des Euro sehr viel weniger schwankte als in den 50 Jahren mit der D-Mark zuvor. Bis zur Finanzkrise im Jahr 2008/09 lag die Inflation im Euroraum sehr nahe ihrem Ziel von 2 Prozent. Nach vereinzelten Jahren mit negativer Inflation schoss seit Mitte 2021 die Teuerungsrate im Euroraum weit über die 2-Prozent-Marke.
Nach Ansicht von DIW-Ökonomin Kerstin Bernoth scheint die EZB die Inflation nun zwar im Griff zu haben, aber sie werde in den kommenden Monaten weiter intensiv daran arbeiten müssen, die Inflationsrate noch näher an ihr Ziel von 2 Prozent heranzuführen. Die Heterogenität der Inflationsraten zwischen den Euro-Mitgliedstaaten nehme deutlich zu, was eine einheitliche Geldpolitik erschwere.
Als Ursache für diese Entwicklung nannte sie unter anderem die unterschiedlichen finanzpolitischen Maßnahmen im Euroraum. "Dies unterstreicht, wie wichtig ein gewisses Maß an wirtschaftspolitischer Koordinierung insbesondere in einer Währungsunion ist", sagte Bernoth.
EZB muss Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit bewahren
Die derzeit diskutierte Reform des europäischen Finanzrahmens sei von großer Bedeutung für den Zusammenhalt des Währungsraums, wie der Bericht betonte. Insbesondere die hohen Schuldenstände in einzelnen Ländern stellten eine Herausforderung für Preisstabilität dar. Die starken wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen Geld- und Finanzpolitik könnten zu Spannungen bei der Risiko- und Kostenteilung führen, die letztlich den politischen und öffentlichen Willen für ein gemeinsames Europa untergraben könnten.
"Dabei muss die EZB die Grenzen ihres Mandats achten und ihre Unabhängigkeit schützen, weil sie andernfalls langfristig ihre Glaubwürdigkeit einbüßen könnte", so Bernoth. Die EZB benötige die Unterstützung der Regierungen der Mitgliedstaaten und der EU-Kommission, um effektiv die anstehenden Herausforderungen zu meistern und den Zusammenhalt des Euroraums zu gewährleisten
EZB soll Klimarisiken einpreisen
Die Co-Autorin der Studie, Sara Dietz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, betonte, dass die EZB bei den anstehenden Herausforderungen für die Preis- und Finanzstabilität im Rahmen ihres Mandats agieren sollte. "Klimarisiken muss die EZB ebenso einpreisen wie jeder andere Finanzmarktakteur", sagte Dietz. Es sei begrüßenswert, dass die EZB Anreize setze, den grünen Fußabdruck von Finanzprodukten transparenter zu machen. Jedoch mahnt sie, dass die EZB im Rahmen ihrer grünen Geldpolitik ihre Mandatsgrenzen nicht überschreiten dürfe.
"Es bleibt primär die Aufgabe von Regierungen und der EU, gesellschaftspolitische Zielsetzungen, wie den Kampf gegen den Klimawandel, zu verfolgen", betonte Dietz. Auch das Projekt Digitalisierung müsse durchdacht vorangetrieben werden und Kosten und Nutzen sorgfältig abgewogen werden.
Die Studie wurde von DIW-Ökonomin Bernoth sowie von Sara Dietz von der Ludwig-Maximilians-Universität München, Rosa Lastra von der Queen Mary University of London und Atanas Pekanov vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung verfasst.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
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