Nachricht
09:08 Uhr, 14.09.2009

DIW: Finanzkrise kostet jeden Bundesbürger 3.000 Euro

Berlin (BoerseGo.de) - Die durch die Finanzkrise ausgelöste Rezession wird Deutschland bis Ende kommenden Jahres rund eine Viertel Billion Euro an Wohlstandsverlusten kosten. Das hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) exklusiv für den Tagesspiegel geschätzt. Je Bundesbürger wäre das ein Schaden von etwa 3.000 Euro. "Der Abschwung war außergewöhnlich scharf, ohne die Finanzkrise wäre es bei weitem nicht so schlimm gekommen", sagte DIW-Konjunkturexperte Stefan Kooths der Zeitung.

Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008 gilt als Auslöser des schwersten weltweiten Konjunktureinbruchs seit Jahrzehnten. Nach Einschätzung von Kooths hätte es vermutlich aber ohnehin eine milde Rezession gegeben. In diesem Fall wäre die deutsche Wirtschaft 2009 noch schwach gewachsen und in 2010 möglicherweise leicht geschrumpft. Nun kalkuliert die Bundesregierung offiziell mit einem BIP-Rückgang von sechs Prozent. Andere Experten gehen von nur noch gut vier Prozent aus, nachdem die Wirtschaftsleistung zuletzt wieder leicht zugelegt hatte. 2010 rechnen viele Ökonomen wieder mit einem geringen Wachstum.

Erst 2011 wird die deutsche Wirtschaft wieder auf einem ähnlichen Niveau produzieren wie vor der Krise - frühestens, erwartet das DIW. "Wenn bis Ende 2011 die schlimmsten Einbußen wettgemacht sein sollen, braucht es dafür zwischenzeitlich kräftige Wachstumsraten. Die Antriebskräfte für diese Aufholjagd müssten vor allem aus dem Ausland kommen. Ob sich die Weltwirtschaft schnell genug erholt, ist aber noch keineswegs sicher", warnt Kooths. "Im nächsten Jahr werden die Unternehmen wohl noch deutlich unterausgelastet sein - deshalb werden sie beim Personal empfindlich kürzen." Er warnte den Bund davor, zu früh mit der Haushaltskonsolidierung zu beginnen. "Damit würde er das Wachstum erneut schwächen - dann gäbe es zusätzliche Einkommensverluste, und die Krise käme uns noch teurer zu stehen."

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten