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10:03 Uhr, 24.03.2009

DIW Berlin fordert schnelle Schaffung einer Bad Bank

Berlin (BoerseGo.de) - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) dringt auf die schnelle Schaffung einer Bad Bank in Deutschland. "Bisher ist es in Deutschland nicht gelungen, die Krise im Finanzsektor zu beherrschen," sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. "Wir müssen die giftigen Wertpapiere schnell aus dem System herauslösen, damit die Banken endlich wieder ihre dienende Rolle für die Realwirtschaft einnehmen können."

Die Bankenkrise sei noch nicht bewältigt, erläutert Zimmermann. Dies zeige auch ein Blick auf die Zahlen: Das gesamte Kapital der hiesigen Banken betrage mit Rücklagen derzeit etwa 415 Milliarden Euro. Allein die Ausfälle aus den Problemaktiva würden hingegen auf 200 bis 300 Milliarden Euro geschätzt - das sind zwischen acht und zwölf Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Ausfälle in dieser Größenordnung - derzeit keineswegs unrealistisch - würden eine starke Erosion der Kapitalbasis der Banken bedeuten, so das DIW Berlin. Und sie würden die gesamte Wirtschaft schwer treffen.

Werden die drohenden Ausfälle nicht beherrscht, so drohe folgendes Szenario: Die Aufsichtsbehörden seien gezwungen, eine Bank zu schließen, deren Kernkapital unter die Grenze von vier Prozent fällt. Die Erwartung einer drohenden Schließung würde die Marktteilnehmer verunsichern und die betroffenen Banken von den Kapitalströmen weiter isolieren. Banken müssen ihre Kreditvergabe reduzieren, wenn ihnen das nötige Eigenkapital zur Unterlegung fehlt. Damit wachse die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen außerhalb des Bankensektors in eine Kreditklemme geraten.

Angesichts dieser drohenden Entwicklung verfolgt das DIW Berlin mit seinem Modell für eine Bad Bank drei zentrale Ziele: "Im Vordergrund steht, dass die Banken endlich wieder ihren Job machen - dies gelingt nur, wenn wir die unkalkulierbaren Risiken aus dem System herauslösen", sagte DIW-Forschungsdirektorin Dorothea Schäfer. Zweitens seien die Gesamtkosten aus der Bankenrettung für den Steuerzahler zu minimieren. "Drittens schließlich dürfen wir Bankmanagern keinerlei Anreiz bieten, sich bei hoch riskanten Geschäften auf den Staat als Retter zu verlassen," so Dorothea Schäfer.

Unterdessen sehen offenbar auch die privaten Banken weiter gute Chancen für eine sogenannte Bad Bank für toxische Wertpapiere. Das Thema werde in den kommenden Wochen auf der Agenda der Bundesregierung nach oben rücken, sagte der scheidende Bankenverbandspräsident Klaus-Peter Müller gegenüber dem "Handelsblatt". Bundeskanzlerin Angela Merkel jedenfalls wolle sich um das Thema toxische Wertpapiere "nicht herumdrücken". Die Regierung werde sich dabei für eine "faire Lastenverteilung" einsetzen. Wenn die Banken ihre Bilanzen von toxischen Wertpapieren säubern, dürften die Steuerzahler nicht die schlechten Risiken tragen, hieß es.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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