Dividendenstrategien in Zeiten steigender Zinsen
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Derzeit erfreuen sich festverzinsliche Alternativen im Vergleich zu Aktienanlagen zunehmender Beliebtheit. „Die Geld- und Rentenmärkte bieten nominale Zinssätze, die Sparer in den letzten Jahren sehnsüchtig gesucht haben. Allerdings geraten die realen Renditen, also die inflationsbereinigten Ertragschancen, oft aus dem Blickfeld“, mahnt Meier. „Voltaires Satz das Bessere ist der Feind des Guten rückt daher für uns immer mehr in den Vordergrund.“ Mit anderen Worten: Bewährte Strategien, etwa mit nachhaltigen Dividendentiteln können langfristig zielführender sein als die Verfolgung kurzfristiger Opportunitäten.
Selbst bei den derzeitigen Anleihenrenditen führe eine inflationsbereinigte Betrachtung zu einem realen Kaufkraftverlust. Im Vergleich von Anleihen- mit Dividendenrenditen habe sich die jahrelange große Divergenz deutlich zugunsten von Anleihen verringert. „Dieser erste ‚Wumms‘ ist jedoch kritisch zu betrachten“, betont Meier. Zum einen sollte eine inflationsbereinigte Betrachtung hinzugezogen werden. Schließlich hätten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Dividenden zu erhöhen. Zum anderen stelle die Kombination aus Ausschüttung und Kurschancen einen elementaren Vorteil gegenüber Anleihen dar.
Gestiegene Refinanzierungskosten erfordern noch sorgfältigere Titelauswahl
Der zweite negative „Wumms“ sei ebenfalls auf die gestiegenen Zinsen zurückzuführen. „Die Refinanzierungskosten der Unternehmen sind signifikant gestiegen“, erläutert Meier. Während sich die Unternehmen noch vor wenigen Jahren günstig refinanzieren konnten, hätten sich die Kosten je nach Risikogehalt und Laufzeit mitunter fast verdreifacht. Die gestiegenen Refinanzierungskosten haben erhebliche Implikationen für die Kapitalallokation, so der Experte: „Dies liegt daran, dass Unternehmen einen höheren Anteil ihrer Zahlungsmittelüberschüsse für Zinszahlungen aufwenden müssen; dementsprechend wird also der Anteil für Investitionen, Ausschüttungen und Aktienrückkäufe geringer ausfallen.“ Unternehmen mit hohen Verschuldungsquoten bzw. Refinanzierungskosten müssten somit ihre Dividendenpolitik und die Nachhaltigkeit ihrer Dividenden infrage stellen. „Dies unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit einer fundamentalen Analyse der Dividendenfähigkeit, auch bei der Titelselektion für Dividendenstrategien, denn insbesondere in Zeiten zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit sind Margenresilienz, Anpassungsfähigkeit und -geschwindigkeit sowie bilanzielle Solidität entscheidende Faktoren bei der Unternehmensauswahl.“
„Der Übergang von Nullzinsen auf ein höheres Zinsniveau ist auch unter Risikogesichtspunkten problematisch“, analysiert der Experte. Die historische und in Lehrbüchern postulierte negative Korrelation zwischen Anleihen und Aktien sei aktuell nicht gegeben, ordnet Meier ein. Besonders seit der Zinswende sei die Korrelation positiv, was bedeute, dass eine höhere Risikodiversifikation über Anleihen nicht effizient gestaltet werden könne. Nach einer 30-jährigen Hausse bei Anleihen zeichne sich der erste mehrjährige Bärenmarkt ab. Marktteilnehmer sollten daher bei hohen Renditen für langfristige Anleihen vorsichtig sein.
Dividendentitel bieten einzigartige Vorteile für den Vermögensschutz
„Die aktuellen widrigen Bedingungen am Kapitalmarkt mit der Tendenz zu einem langfristig höheren Zinsniveau stellen einen vermeintlichen Gegenwind für dividendenorientierte Strategien dar“, resümiert Meier. „Dennoch sollten Anleger nicht in alte Gewohnheiten verfallen und die mittel- bis langfristigen Vorteile von Aktien außer Acht lassen.“ Aktien hätten sich in der Vergangenheit als hervorragender Vermögensschutz erwiesen und würden dies voraussichtlich auch in Zukunft tun. Gegenüber nominalen Anleihen seien inflationsbereinigte Zinstitel keine echte Alternative. „Dagegen bieten Dividendentitel Anlegern nicht nur Kurschancen, sondern auch die Möglichkeit, an Ausschüttungen teilzuhaben“, betont Meier. „Bei der Auswahl von Dividendentiteln ist nicht nur die absolute Dividendenhöhe und ‑zahlung wichtig, sondern auch die langfristige Ausschüttungsfähigkeit unter Berücksichtigung hoher Zinsaufwendungen und konjunktureller Herausforderungen.“ Zudem seien viele traditionelle Dividendenzahler in defensiven Sektoren aktiv und würden die Dividendenfähigkeit in stürmischen Zeiten auf einem soliden Fundament aufbauen.
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