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10:43 Uhr, 09.11.2012

Dividendenprognose: Ausschüttung europäischer Unternehmen bleibt stabil

Stuttgart (BoerseGo.de) - Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die meisten europäischen Firmen trotz Eurokrise im kommenden Jahr ihre Ausschüttungen für das Geschäftsjahr 2012 stabil halten oder sogar moderat erhöhen können. „75 Prozent der Ernte sind bereits eingefahren“, kommentiert Berndt Maisch, Fondsmanager des LBBW Dividenden Strategie Euroland, die Gewinnentwicklung der Dax-und Eurostoxx-50-Werte. Einzig im Einzelhandel, dessen Erfolg maßgeblich vom Weihnachtsgeschäft abhänge, der Telekommunikationsbranche sowie in der Automobilindustrie sieht der Experte noch Unsicherheiten.

Obwohl das laufende Geschäftsjahr für viele europäische Unternehmen nicht einfach sei, spiele eine Kürzung der Dividende bei den meisten Unternehmen keine Rolle, so der Experte. „Im Optimalszenario sehen wir im kommenden Jahr im Dax keinen einzigen Dividendensenker“, sagt Maisch. Mit Blick auf die Dividende der Dax-Konzerne zeigt sich noch keine Spur einer globalen Wachstumspause. Der Experte sieht nur wenige „Wackelkandidaten“. Wenn Thyssen-Krupp der Verkauf seiner Stahlwerke in den USA und Brasilien gelinge, sei eine Dividendenzahlung sehr wahrscheinlich. Auch bei der Lufthansa könnte eine Dividendenzahlung erfolgen, allerdings sei das Geschäft der Fluggesellschaft sehr zyklisch und entsprechend schwer sei hier eine Prognose.

Unter den im Eurostoxx vertretenen Unternehmen überzeugen vor allem jene, die einen großen Teil ihres Umsatzes im außereuropäischen Ausland erzielen. Besonders interessant seien derzeit Unternehmen aus dem Konsumgüterbereich. „Im Konsumgütersektor dürften die Dividenden zum Teil zweistellig wachsen“, erwartet Maisch. Als ein Beispiel nennt er den spanischen Konzern Inditex, dem unter anderem die Modekette Zara gehört. Das Unternehmen expandiere und wachse stark in China, aber auch selbst im rezessionsgeplagten Spanien, wo kleine Einzelhändler aus dem Markt gehen und Zara deren Platz einnehme.

Als Investor fokussiert sich Maisch vor allem auf Werte, die langfristig stabil steigende Dividendenströme generieren: „Die Perspektive der Unternehmen muss für die kommenden Jahre intakt sein. Eine Dividendenrendite von vier Prozent und ein Dividendenwachstum von zehn Prozent sind uns lieber als eine einmalig hohe Ausschüttung“, betont Maisch. Beispiele hierfür sind der Logistikkonzern Deutsche Post und der niederländische Konsumgüterhersteller Unilever. Beide Konzerne sind global aufgestellt, verzeichnen Marktanteilgewinne und sollten somit auch in den kommenden Jahren stetig wachsen und ihre Dividendenausschüttungen weiter erhöhen können. Interessant sind für ihn auch europäische Werte aus dem Sektor Öl und Gas. Bei ENI und Total dürften die Dividenden auch künftig jährlich zumindest in Höhe der Inflationsraten ansteigen. Nur bei der spanischen Repsol geht er von einer Dividendenkürzung aus, weil dem Konzern durch die Verstaatlichung der argentinischen Beteiligung YPF der Free-Cashflow aus dieser Region fehle.

Lichtblicke gebe es aber auch in Sektoren, die zuletzt stark gelitten haben: So seien bei einigen europäischen Finanzkonzernen wieder Dividendenzahlungen möglich. Die italienische Unicredit und die französische Société Générale könnten die Dividendenzahlungen wieder aufnehmen, erwartet Maisch. Allerdings betont er, dass gerade im Finanzbereich durch Regulierung und staatliche Eingriffe bei den Banken Prognosen schwierig seien.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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