Kommentar
14:50 Uhr, 10.01.2003

DIT zu den US-Konjunkturmaßnahmen

Die Pläne der Regierung Bush liegen auf den Tisch: Mit massiven Steuersenkungen von rund 670 Milliarden US-Dollar, verteilt auf die nächsten zehn Jahre, will sie gegensteuern gegen eine konjunkturelle Abkühlung. Verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten für die Unternehmen sind in der Blaupause ebenso enthalten, wie eine weitere Senkung der Einkommenssteuer und eine Anhebung des Kinderfreibetrages.

2001 wurden die Steuern zum letzten Mal gesenkt. Noch muss das Vorhaben durch die politischen Mühlen - die Demokraten haben bereits ihre weniger umfangreichen Gegenvorschläge auf den Tisch gelegt - aber die Stoßrichtung ist klar: Die Bürger sollen mehr konsumieren, damit der Staat seine Aufgaben erfüllen kann. Mehr Wachstum - gegen Steuern, so das wirtschaftspolitische Paradigma dahinter. Der Löwenanteil des Pakets (geschätzte 300 Milliarden US-Dollar) soll durch die Abschaffung der Besteuerung von Aktiendividenden entfallen. Der Anfang vom Ende der Mehrfachbesteuerung: Bisher werden die Unternehmensgewinne auf der Ebene der Unternehmen besteuert und dann noch einmal beim Investor in Form der Steuer auf Dividenden. Wer Dividenden besteuert, besteuert ohnehin mehrfach: Das investierte Kapital stammt aus bereits versteuertem Einkommen, der Ertrag daraus wird besteuert, ohne Berücksichtigung der "Inflationssteuer", beim Konsum fallen Verbrauchssteuern an. Mit dem Entfallen der Dividendensteuer müsste steuersystematisch auch die so genannte "capital gains tax" gestrichen werden. Sie ist eine Steuer auf den Wertzuwachs von Aktienkursen, die bei Realisierung der Kursgewinne anfällt. Was aber sind Kursgewinne anderes als zukünftige Dividendenzahlungen, abdiskontiert auf ihren Gegenwartswert? Noch ist es zu früh für eine abschließende Wertung der Pläne, aber zwei Entwicklungslinien zeichnen sich ab:

- Konjunktur: Die neu gewonnene Kaufkraft und die investiven Erleichterungen stimulieren das Wachstum. Das "Council of Economic Advisors" (CEA) geht schon jetzt davon aus, dass die Steuersenkungen in den USA über die nächsten drei Jahre 2,1 Millionen neue Jobs schaffen werden. Insgesamt könnte es in diesem Jahr zu einem Wachstumsplus von 0,4 Prozentpunkten kommen, im nächsten Jahr sogar von über einem Prozentpunkt.

- Finanzmarkt: Unter Aspekten des aktuellen Markettimings ist der Effekt des Steuerpakets fürs erste durch. Jetzt richtet sich der Blick auf den politischen Prozess. Ausgang ungewiss. Was allerdings gewiss zu sein scheint: Die entfallende Dividendenbesteuerung sorgt für eine langfristige, strukturelle Änderung. Je stärker der Druck ist, Erträge auch auszuschütten, desto stärker ist die Bodenhaftung: Ertragsrealität statt Kursfantasie heißt die Devise. Dabei werden insgesamt jene Unternehmen gewinnen, die über eine hohe Dividendenrendite bei guten Bewertungen verfügen.

Quelle: dit

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