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10:00 Uhr, 12.03.2024

DIHK: Kostenersparnis zunehmend Grund für Auslandsinvestitionen

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Sinkende Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland, aber auch eine schwache Konjunktur und geopolitische Risiken bestimmen nach einer neuen Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) die Auslandsinvestitionen deutscher Industrieunternehmen. Auch eine zunehmende Zahl an Handelshemmnissen müssten die Unternehmen in ihre Standortentscheidungen einbeziehen. Demnach wollten geringfügig mehr Unternehmen als im Vorjahr im Ausland investieren. Immer weiter in den Vordergrund dränge sich dabei statt der Expansion die Kosteneinsparung, so das Ergebnis einer Sonderauswertung der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage vom Jahresbeginn 2024.

"Die Erschließung neuer Märkte sorgt grundsätzlich für zusätzliche Impulse bei Investitionen und Beschäftigung im Inland. Über lange Jahre kommen und kamen Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen immer auch dem Standort Deutschland zugute", sagte Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung, bei der Vorstellung der Sonderauswertung. "Doch das Blatt ist dabei, sich zu wenden: Immer mehr Betriebe investieren mittlerweile im Ausland, weil für sie der Standort Deutschland zu teuer und kompliziert ist. Die wandern auf Kosten des Standorts Deutschland ab. Das ist ein alarmierendes Signal und zeigt, dass Deutschland als Produktionsstandort wieder attraktiver werden muss."

Von den Industrieunternehmen mit Investitionsplänen im Ausland nannten in der Erhebung, für die die DIHK die Investitionspläne von rund 1.900 deutschen Industrieunternehmen im Ausland analysiert hat, 35 Prozent "Kostenersparnis" als Hauptmotiv. "Einen solch hohen Wert gab es zuletzt im Jahr 2008", so Nothnagel. Bei den kleineren Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten sei dieser Anteil mit 37 Prozent fast so hoch wie im Jahr 2004, als Deutschland der "kranke Mann Europas" gewesen sei. "Das ist leider eine Reaktion auf die sich verschlechternden wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen im Land", sagte Nothnagel.

Insgesamt wollten der Umfrage zufolge zu Jahresbeginn 2024 nur 42 Prozent der Industriebetriebe im Ausland investieren. Das sei zwar eine geringfügige Steigerung im Vergleich zum Vorjahr, allerdings habe der Anteil nur 2023 und 2009 niedriger gelegen als aktuell. Bei der Ausweitung ihrer bestehenden Auslandsinvestitionen hielten sich die Unternehmen ebenso zurück. Nur noch 30 Prozent nach 31 Prozent im Vorjahr wollten ihre Auslandsinvestitionsbudgets erhöhen. Hingegen sehe mit 23 Prozent fast jeder vierte Betrieb Kürzungen vor. "Die Investitionsbudgets insgesamt sind belastet. Hohe Kosten, strukturelle Unsicherheit durch die Geopolitik, Digitalisierung und Energiepreise hinterlassen ihre Spuren. Das schlägt auch auf das Auslandsengagement durch", sagte Nothnagel.

In den Zielregionen der Auslandsinvestitionen zeige sich die anhaltende Diversifizierung und Neusortierung der Lieferketten. Der asiatisch-pazifische Raum ohne China gewinne weiter an Bedeutung. Knapp ein Drittel (32 Prozent nach 29 Prozent) der Unternehmen mit Auslandsinvestitionen will laut der Umfrage dort investieren. In Nordamerika und China bleibe das Engagement im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert hoch. Die Eurozone bleibe zwar die wichtigste Zielregion für die deutschen Unternehmen, verliere aber etwas an Bedeutung, 65 Prozent wollten dort investieren, im Vorjahr seien es noch 71 Prozent gewesen.

"Generell zeigt unsere Umfrage, dass dringender Handlungsbedarf in Deutschland besteht. Hohe Energiepreise und Arbeitskosten, Fachkräftemangel, aber auch zunehmend die ausufernde Bürokratie machen den Unternehmen hierzulande zu schaffen", erklärte das DIHK-Hauptgeschäftsführungsmitglied. "Umsteuern ist das Gebot der Stunde, bevor die industrielle Struktur in Deutschland nachhaltig geschwächt wird."

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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