DIHK: Interesse an Unternehmensgründung sinkt auf historischen Tiefstand
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Das Interesse an einer Unternehmensgründung ist in Deutschland aufgrund der konjunkturellen Lage und struktureller Hemmnisse auf einen historischen Tiefstand gesunken. Das ergab eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und der IHKs von fast 1.000 angehenden Unternehmern. Gleichzeitig bewerten angehende Jungunternehmerinnen und -unternehmer den Gründungsstandort Deutschland schlechter denn je. Der DIHK fürchtet daher um die Zukunft des Standorts Deutschlands. Notwendig sei ein Abbau der Bürokratie.
Laut Umfrage erhält Deutschland als Standort in diesem Jahr mit der Note 3,6 gerade einmal ein "ausreichend" - ein deutlicher Rückgang gegenüber den Vorjahren. Dabei hatte der Gründungsstandort Deutschland im Urteil der Jungunternehmer schon zuvor mit 3,3 (2020 und 2021) beziehungsweise 3,4 (2022 und 2023) lediglich als "befriedigend" abgeschnitten.
"Ich mache mir große Sorgen um unseren Standort", erklärte DIHK-Präsident Peter Adrian mit Blick auf die Ergebnisse des DIHK-Reports Unternehmensgründung 2024. "In der Industrie sehen wir schon fast einen Abschied auf Raten durch verstärkte Produktionseinschränkungen und Abwanderungstendenzen. Wenn jetzt auch noch immer weniger Menschen hierzulande Unternehmen gründen wollen, gehen uns wichtige Potenziale für Wachstum und Innovationen verloren."
DIHK sieht bedenkliche Entwicklung
Adrian hält die Entwicklung auch deswegen für sehr bedenklich, weil sich der Rückgang des Gründungsinteresses nicht allein durch demografische Veränderungen erklären lasse. "Enorm gestiegene Kosten zum Führen von Betrieben und das Dickicht bürokratischer Regelungen ersticken aktuell die Lust am Unternehmertum. Die Signale für eine bessere Standortpolitik könnten kaum deutlicher sein", so Adrian.
Neben der konjunkturellen Lage hielten insbesondere die hohe Regulierungsdichte sowie hohe Kosten viele potenzielle Gründerinnen und Gründer davon ab, sich selbstständig zu machen.
Damit Gründen wieder attraktiver wird, sind nach Meinung von drei Vierteln der Befragten schnellere und einfachere Regularien nötig, so die DIHK. Zwei Drittel forderten ein einfacheres Steuerrecht. Weit oben auf die To-do-Liste der Politik gehören demnach außerdem ein besserer Zugang zu öffentlichen Fördermitteln, niedrigere Energiepreise und mehr Verständnis für das Unternehmertum in der Gesellschaft, wie die DIHK erklärte.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/hab
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