Kommentar
14:03 Uhr, 02.01.2019

Dieses DAX-Kaufsignal ging so richtig nach hinten los!

Der langfristig erfolgreichste Indikator für die Entwicklung des deutschen Aktienmarktes hat die Anleger Anfang November in die Falle gelockt. Dennoch spricht einiges dafür, dass Anleger auch künftig einen Vorteil davon haben, wenn sie sich nach dem Gebert-Indikator richten.

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  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Keine Frage: Das Timing hätte kaum schlechter sein können! Ausgerechnet Anfang November hat der langfristig erfolgreichste Indikator für die Entwicklung des deutschen Aktienmarktes, der sogenannte Gebert-Indikator, ein Kaufsignal für den DAX geliefert. Zunächst konnte der Index zwar zulegen, anschließend ging es aber mit Karacho nach unten.

Aktuell notiert der DAX rund 900 Punkte unter dem Niveau Anfang November, zu dem Anleger, die der Gebert-Strategie folgen, in den Index eingestiegen wären. Da ist es nur ein kleiner Trost, dass Anleger mit dem Gebert-Indikator immerhin die Kursverluste im Oktober und auch bereits den Abverkauf Anfang des Jahres erfolgreich umschifft hätten.

Anleger brauchen einen langen Atem

An der langfristigen Überlegenheit der Gebert-Strategie gegenüber einem dauerhaften Buy-and-hold-Ansatz ändert auch die jüngste Phase allerdings nichts. Von Anfang 1993 bis Ende 2018 hätten es Anleger mit der Gebert-Strategie ungehebelt auf einen Gesamtgewinn von rund 2.300 Prozent gebracht. Wer einfach immer im DAX investiert war (Buy-and-hold-Strategie), zum Beispiel über einen Indexfonds oder ein Zertifikat, hätte es in der gleichen Zeit vor Kosten nur auf einen Gewinn von weniger als 600 Prozent gebracht. Aus 1.000 Euro, die Anfang 1993 investiert wurden, wären im ersten Fall rund 24.700 Euro und im zweiten Fall rund 6.900 Euro geworden.

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Wer der Gebert-Strategie folgen will, muss einen langen Atem haben und darf sich auch dann nicht ärgern, wenn der DAX wie seit dem Gebert-Kaufsignal Anfang November hunderte oder gar tausende Punkte verliert und man dennoch im deutschen Aktienmarkt investiert bleibt. Langfristig hat der Gebert-Indikator eine deutlich Outperformance gegenüber einem reinen Buy-and-hold-Investment im DAX gezeigt und es ist zumindest wahrscheinlich, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Aber eine Garantie gibt es dafür selbstverständlich nicht.

So wird der Gebert-Indikator berechnet

Der sogenannte Gebert-Indikator wurde vom Physiker Thomas Gebert bereits in den 1990er Jahren unter der Bezeichnung "Börsenindikator Deutschland" entwickelt. Heute wird der Indikator meist als "Gebert-Indikator" bezeichnet. Der Gebert-Indikator sollte nicht mit anderen Börsenstrategien verwechselt werden, die Gebert in den vergangenen Jahren entwickelt hat.

Der Gebert-Indikator basiert auf drei fundamentalen und einem saisonalen Kriterium. Dabei kann der Gebert-Indikator zwischen null und vier Punkten schwanken. Steht der Indikator auf drei oder auf vier Punkten, ist der Anleger im DAX investiert (zum Beispiel über einen ETF oder ein Indexzertifikat). Steht der Indikator auf null oder einem Punkt, ist der Anleger nur im Geldmarkt investiert bzw. parkt sein Geld auf einem Giro- oder Tagesgeldkonto. Bei zwei Punkten wird die bisherige Positionierung beibehalten. Der Punktestand wird jeweils zum Monatsanfang überprüft.

Wie werden die einzelnen Punkte nun berechnet? Um die Punkte zu vergeben oder nicht zu vergeben muss der Anleger nur vier einfache Fragen beantworten:

  • Leitzins: War die letzte Leitzinsänderung der EZB eine Zinssenkung? Falls ja, dann gibt es einen Punkt. Wenn die letzte Zinsveränderung durch die EZB eine Erhöhung war, gibt es null Punkte. Da die letzte Zinsveränderung der EZB eine Leitzinssenkung war (bereits im Jahr 2016), gibt es für dieses Kriterium aktuell weiterhin einen Punkt.
  • Inflationsrate: Ist die von Eurostat ermittelte Inflationsrate für die Eurozone (HCPI, harmonisierter Verbraucherpreisindex) tiefer als im entsprechenden Monat des Vorjahres? Wenn die Frage mit "ja" beantwortet werden muss, gibt es einen Punkt, sonst null Punkte. Vorläufige Inflationsdaten werden nicht berücksichtigt, sondern nur die endgültigen Daten. Da die Inflationsrate in der Eurozone zuletzt deutlich höher lag als vor einem Jahr, gibt es für dieses Kriterium aktuell keinen Punkt.
  • Euro/Dollar-Wechselkurs: Steht der Euro/Dollar-Kurs heute tiefer als vor einem Jahr? Wenn er tiefer steht, gibt es einen Punkt, sonst null Punkte. Auf Basis des Euro-Referenzkurses der EZB stand der EUR/USD-Wechselkurs Ende Oktober mit 1,1318 niedriger als ein Jahr zuvor (1,1638), weshalb es für dieses Kriterium einen Punkt gibt.
  • Saisonalität: Befinden wir uns aktuell im Zeitraum zwischen 1. November und 30. April? Falls ja, gibt es einen Punkt, sonst null Punkte. Für die Saisonalität gibt es nun im November erstmals wieder einen Punkt, weshalb der Gebert-Indikator nun auch das Kaufsignal liefert.

Gebert-Indikator: Anleger bleiben auch im Januar investiert

Mit jeweils einem Punkt für Leitzins, Euro/Dollar-Wechselkurs und Saisonalität ergibt sich für den Gebert-Indikator auch im Januar ein Punktestand von drei Punkten, womit Anleger, die sich nach der Gebert-Strategie richten, im DAX investiert bleiben.

Das aktuelle Kaufsignal dürfte zudem noch für mehrere Monate Bestand haben. Die EZB hat angekündigt, den Leitzins bis mindestens „über den Sommer 2019“ auf dem aktuellen Niveau zu halten. Damit dürfte dieser Punkt noch für etliche Monate garantiert sein. Der Saisonalitätspunkt bleibt bis Ende April erhalten. Da nach dem Gebert-Indikator zwei Punkte ausreichen, um die bisherige Positionierung beizubehalten, kann der Gebert-Indikator voraussichtlich frühestens im Mai 2019 wieder ein Verkaufssignal liefern.

Fazit: Das Gebert-Kaufsignal hat die Anleger am deutschen Aktienmarkt zuletzt in die Irre geführt. An der langfristigen Outperformance ändert das aber nichts. Anleger, die der Gebert-Strategie folgen, müssen auch Kursverluste von hunderten oder gar tausenden Punkten im DAX verkraften können, ohne in Panik zu geraten. Wie jede Strategie erfordert auch die Gebert-Strategie einen langen Atem. Eine Garantie, dass die Strategie auch in Zukunft funktioniert, gibt es zudem nicht. Die langfristige Outperformance macht es aber zumindest wahrscheinlich, dass Anleger auch künftig gut beraten sein werden, sich an der Gebert-Strategie zu orientieren.


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7 Kommentare

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  • SebastianH
    SebastianH

    Ich spare langfristig >20 Jahre in ETF´s und richte mich dabei an den Gebert- Indikator. Ich bin raus, bin zur Hälfte in einen Short- ETF auf den Dax und bin allerdings aufgund des aktuellen Marktumfeldes nicht wieder long gegangen.

    Man muss natürlich jede Entscheidung hinterfragen.

    12:54 Uhr, 03.01.2019
  • Ski-Ghost
    Ski-Ghost

    Sorry, aber von einem Indikator, der erst mehrere tausend Punkte in die falsche Richtung läuft, von dem halte ich nicht viel. Und dass langfristig Aktien punkten, weiß man auch ohne diesen Indikator.

    18:57 Uhr, 02.01.2019
  • HerthaBSC
    HerthaBSC

    Happy new year !

    Der Vollständigkeit halber ist zu erwähnen, daß Herr Gebert einen 16-Wochen-Zyklus entwickelt hat. Dies bedeutet zum Beispiel, daß in seinem Musterdepot auch in kürzeren Zeitebenen gehandelt und ggf. umgeschichtet wird.

    18:39 Uhr, 02.01.2019
  • geho
    geho

    Die Welt ändert sich immer schneller und vielleicht ist irgendwann auch der Punkt erreicht wo die vier Bewertungspunkte nicht mehr ausreichen...

    14:11 Uhr, 02.01.2019
  • Marco Soda
    Marco Soda

    Der langfristig erfolgreichste Indikator für die Entwicklung des deutschen Aktienmarktes hat die Anleger Anfang November in die Falle gelockt.

    An der langfristigen Überlegenheit der Gebert-Strategie gegenüber einem dauerhaften Buy-and-hold-Ansatz ändert auch die jüngste Phase allerdings nichts

    Zweimal wurde vom Autor " langfristig " benutzt, nun 2 Monate sind bestimmt nicht als langfristig zu betrachten oder ???

    14:09 Uhr, 02.01.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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