Kommentar
09:40 Uhr, 12.05.2015

Dieser Fed-Indikator macht Sorgen um den Aktienmarkt!

Vergangene Woche feierte der Markt noch die guten Arbeitsmarktdaten für April. Indizes weltweit sprangen aus Freude 1,2 oder 3% nach oben. So gut die Aprilzahlen auch waren, sie geben noch keine Entwarnung.

Unter Fed Chefin Janet Yellen entwickelte die Notenbank ihren eigenen Indikator, um den Arbeitsmarkt zu beschreiben. Das hielt vor allem Janet Yellen für notwendig, da es bisher an einem solchen Indikator fehlte. Es gibt zwar die Arbeitslosenrate, aber diese erzählt bestenfalls die halbe Story. Derzeit liegt die Arbeitslosenrate in den USA offiziell bei 5,4%. Viele Länder träumen von solchen Quoten. Selbst in Deutschland liegt sie höher. Trotzdem ist die Quote nicht optimal. Hätten wir in Deutschland eine Arbeitslosenrate von 5,4%, dann würde die Wirtschaft wohl als stark überhitzt gelten. In den USA muss man immer noch fürchten, dass um die nächste Ecke die nächste Rezession wartet.

Die Arbeitslosenquote ist nur ein Indikator, der den Arbeitsmarkt beschreibt. Das ist nicht genug. Man sieht es schon daran, dass es nicht nur eine, sondern drei verschiedene Arbeitslosenraten in den USA gibt. Die offizielle, die derzeit bei 5,4% steht, ist sehr eng gefasst. Würde man alle Menschen zählen, die arbeiten wollen, aber aus diversen Gründen nicht können, dann kommt man auf ganz anderer Werte. Die breit gefasste Arbeitslosenrate steht bei ca. 10%. Das sind 15 Mio. Amerikaner, die keinen Job haben, obwohl sie grundsätzlich vorhätten zu arbeiten.

Was Arbeitslosenraten anbelangt, gilt unabhängig davon wie man misst: je tiefer desto besser. Es reicht aber noch lange nicht, eine Quote von 2% auszuweisen. Was, wenn die Arbeitslosigkeit so niedrig ist, weil die Partizipationsrate so niedrig ist? In diesem Fall wären wenige Menschen offiziell arbeitslos gemeldet, dafür würden aber insgesamt immer weniger Menschen arbeiten. Im Extremfall könnte es sein, dass die Quote stark fällt, aber die Wirtschaft nicht vom Fleck kommt, weil sich immer mehr Menschen aus dem Arbeitsleben zurückziehen - aus welchen Gründen auch immer.

Um all diese Faktoren zu berücksichtigen, wurde der LMCI (Labor Market Condition Index) eingeführt. Er berücksichtigt 19 Indikatoren, die den Arbeitsmarkt beschreiben. Dazu gehören die üblichen Verdächtigen wie die Arbeitslosen- und Partizipationsrate, aber auch die Anzahl an gearbeiteten Stunden, die Stundenlöhne, wie viele Menschen Vollzeit und Teilzeit arbeiten, wie viele Stellen ausgeschrieben sind usw.

Der LMCI soll ein möglichst umfassendes Bild vom Arbeitsmarkt machen und dieses Bild ist nach dem Index nicht wirklich gut. Die Grafik zeigt den LMCI, der von der Fed bis in die 70er Jahre zurückgerechnet wurde. Momentan befindet sich der Index im negativen Bereich. Das ist kein gutes Zeichen. In der Vergangenheit haben negative Werte für Unruhe an der Börse gesorgt. Nicht jedes Abtauchen in den negativen Bereich führt zu einem Bärenmarkt, aber zumindest muss man mit einer Korrektur und höherer Volatilität rechnen.

Momentan steht die US Volatilität gemessen durch den S&P 500 Volatilitätsindex VIX mit 13 Punkten rekordverdächtig niedrig. Seit Eintrübung des Arbeitsmarktes war die größte Korrektur des S&P 500 im Bereich von 3 bis 4%. Beides zeigt die Ruhe eines Buddha. Das ist sehr ungewöhnlich und vielleicht mehr die Ruhe vor dem Sturm anstatt ein Zeichen unumstößlicher Stabilität des Aktienmarktes.

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5 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Lieber Herr Schmale, nach meinen Berechnungen liegen die Gesammtzahlen der Arbeitslosen und kaum Beschaftigten in den USA eher um 17-19% je nach Berechnung. Wo nehmen Sie denn Ihre 10% her? Aus US Regierungsdaten?

    08:50 Uhr, 12.05.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Zechy
    Zechy

    sehr interessant! Gibt es etwas vergleichbares wie den LMCI für Deutschland und wenn ja, wie heißt der?

    08:20 Uhr, 12.05.2015
  • Austrochris
    Austrochris

    Hallo Herr Schmale ! Die Arbeitsdaten vom Freitag als gut zu bezeichnen ist sehr kühn . wenn man hier ein bisschen in die Tiefe geht , dann waren die grottenschlecht und wurde nur durch Nebenjobs so gut dargestellt . Da hat Zerohedge eine gute Aufstellung gemacht .

    08:19 Uhr, 12.05.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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