Kommentar
10:22 Uhr, 28.03.2018

Diese Notenbank hat Nerven wie Drahtseile

Wenn es brenzlig wird, intervenieren Notenbanker gerne verbal oder direkt auf dem Markt. Eine Notenbank hätte allen Grund dazu, hält aber still.

Hong Kong hat offiziell keine eigene Zentralbank. Die Hong Kong Monetary Authority fungiert aber als de facto Zentralbank. Sie hält unter anderem den Kurs des Hong-Kong-Dollars zum USD stabil. Der HKD darf in einem engen Band und die Marke von 7,80 herum schwanken. Betrachtet man die Historie (Grafik 1), dann ist der Wechselkurs tatsächlich eine ziemlich flache Linie.

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Die Bindung gilt seit 35 Jahren. Das untere Ende der Range liegt seit 2005 bei 7,75 HKD und das obere Ende bei 7,85 HKD. Bisher wurden diese Werte immer verteidigt. Im Notfall intervenierte die Notenbank.

Zuletzt intervenierte sie im vergangenen Jahr, wenn auch indirekt. Ein kurzfristiger Zinssatz wurde angepasst, um die Abwertung der Währung zu verhindern. Die Zinsen waren von 2009 bis 2016 praktisch gleich mit den US-Zinsen. Seitdem die Fed die Zinsen nun aber regelmäßig anhebt, hat sich die Zinsdifferenz deutlich ausgeweitet. Dies begünstigt eine Abwertung des HKD.

Im Big Picture ist diese Abwertung kaum zu erkennen. In der Detailansicht (Grafik 2) sieht man, dass die Währung seit Ende 2016 deutlich abgewertet hat. Sie steht so niedrig wie seit Einführung der Bindung vor 35 Jahren nicht mehr.

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Trader spekulierten bisher auf eine Abwertung, weil die Zinsdifferenz immer größer wurde. Auch heute noch sind die Shortpositionen nennenswert. Viel Raum bleibt nun aber nicht mehr. Eigentlich müsste sich die Notenbank auf eine Intervention vorbereiten. Verbal beteuert sie aber, dass sie dies nicht tut. Sie will auch nicht wie im vergangenen Jahr bestimmte Zinssätze anpassen, um der Währung unter die Arme zu greifen.

Keiner weiß, was geschehen wird, wenn das obere Ende der Range erreicht ist. Es ist schon jetzt nur noch ein hauchdünner Abstand. Interventionen könnte sich die Notenbank leisten. Sie sitzt auf 443 Mrd. USD Devisenreserven. Sie könnte also problemlos Dollar gegen HKD tauschen und so die Währung stützen.

Bisher macht sie keine Anstalten, das auch wirklich zu tun. Natürlich werden Interventionen selten angekündigt. Vielleicht wird die Dollarbindung aber auch einfach aufgehoben. Hong Kong gehört immerhin zu China, welches die eigene Währung zuletzt wieder aufwerten lies. Ein freier HKD wäre eine Art Hintertür für China.

Wäre die prozentuale Differenz zwischen dem Mittelkurs und dem oberen Rand nicht so gering (0,64 %), könnte man sich fast überlegen auf eine Intervention der Notenbank zu wetten. Das Risiko, dass nicht interveniert wird, mag klein sein, doch die Upside ist stark begrenzt.

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    Nerven aus Stahl oder wie Drahtseile... Sie sind doch sonst so eloquent ;)

    10:29 Uhr, 28.03.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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