Kommentar
16:16 Uhr, 06.03.2024

Diese Anleger haben noch richtig viel Geld

Privatanlegern geht langsam das Geld aus, welches den Markt noch weiter in die Höhe treiben könnte. Dafür gibt es eine Gruppe, die noch viel Luft hat.

Damit Aktienkurse steigen, muss es Anleger geben, die bereit sind, für eine Aktie einen höheren als den aktuellen Preis zu bezahlen. Geht Anlegern das Geld aus, um immer höhere Preise bezahlen zu können, stockt der Aufwärtstrend. Auf diesen Punkt bewegen sich US-Privatanleger zu. Darüber hatte ich berichtet.

Zum Glück gibt es eine Gruppe, die noch viel Geld hat. Dabei handelt es sich nicht um Privatanleger oder institutionelle Anleger wie Fonds, sondern um die Unternehmen selbst, um deren Aktien es geht. Corporate America schwimmt im Geld. Die Geldreserven, die mehr oder minder sofort für Ausschüttungen an Aktionäre bereitstehen, liegen inzwischen bei ungefähr vier Billionen USD (Grafik 1).

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Das übertrifft die bisherigen Rekorde deutlich. Zu wesentlichen Teilen ist es auch Cash, welches tatsächlich ausgeschüttet werden kann. Microsoft und Alphabet allein halten zusammen ungefähr 250 Mrd. USD an Reserven. Cash, welches in der Bilanz auftaucht, muss nicht notwendigerweise für Ausschüttungen verfügbar sein. Der Cashbestand erhöht sich auch, wenn gerade durch eine Anleihe Geld aufgenommen wurde. Das erklärt zum Teil den Anstieg der Reserven im Jahr 2020.


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Inzwischen sind die Bilanzen wieder gesünder und ein Großteil der Schulden ist zurückgezahlt. In dieser Zeit von Mitte 2020 bis Ende 2022 stagnierten die Reserven. Jetzt steigen sie rasant, was bei einem operativen Gewinn aller S&P 500 Unternehmen von 1,8 Billionen USD kein Wunder ist.

US-Unternehmen belohnen Anleger gerne, in dem sie die Dividenden langfristig steigern und je nach verfügbaren Mitteln Aktien zurückkaufen. Aktienrückkäufe sind volatil und schwankten in den vergangenen Jahren zwischen 110 Mrd. und 280 Mrd. USD je Quartal (Grafik 2). Dividenden wurden gemächlich gesteigert. Rückgänge gibt es selten.

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Derzeit werden pro Quartal Dividenden in der Höhe von 160 Mrd. USD ausgeschüttet und Aktien im Wert von 200 Mrd. USD zurückgekauft. Um ein Jahr zu finanzieren, benötigen Unternehmen 1,44 Billionen. Der aktuelle Cashbestand reicht 2,8 Jahre, um das Tempo an Dividenden und Rückkäufen zu halten (Grafik 3). Das ist im Vergleich zu den vergangenen 25 Jahren ein hoher Wert.

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Ob Unternehmen eigene Aktien zurückkaufen sollten, wenn die Bewertungen rekordverdächtig hoch sind, sei dahingestellt. Zum Glück der Privatanleger kümmern sich Topmanager selten um die Bewertung und kaufen gerne dann am meisten Aktien zurück, wenn es die Vernunft eigentlich verbietet. Der Aktienmarkt kann trotzdem korrigieren. Generell aber haben Unternehmen bei Rückkäufen noch einen langen Atem.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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