Kommentar
08:25 Uhr, 28.04.2018

Die Zölle kommen! Und die Jobs?

Die Bundesregierung geht davon aus, dass die US-Zölle auf Stahl und Aluminium ab 1. Mai auch für Europa gelten werden. Für die EU ist das schlecht, aber ist es für einen US-Jobboom überhaupt gut?

Die kurze Antwort lautet ganz klar: Nein. Das ist nicht ganz intuitiv. Derzeit werden die Güter ja importiert und diese werden von Menschen hergestellt. Kommt die Produktion ins Heimatland zurück, sollten auch die Jobs folgen. Die Logik scheint ziemlich klar und eindeutig.

In der Praxis ist die Sache komplizierter. Die Grafik bringt das auf den Punkt. Seit Ende der 90er Jahre ist die Produktion in den USA um 20 % gestiegen. Gleichzeitig ist die Beschäftigung um ein Drittel zurückgegangen. Es wird mit immer weniger Personen immer mehr produziert. Das nennt man Produktivität.

Die Produktivität ist rasant gestiegen. Trotzdem kann man auf Arbeitnehmer nicht komplett verzichten. Ein paar tausend Jobs würden vermutlich zurückkommen. Dies hilft dann allerdings nicht denjenigen, die auf die Rückkehr der Jobs hoffen. Die Art der Arbeit hat sich stark gewandelt.

Vor 30 Jahren brauchte es in der Produktion viele Arbeitnehmer, die einfache Tätigkeiten ausübten. Die Produktion half wenig qualifizierten Menschen ein anständiges Einkommen zu verdienen. Genau das soll es wieder geben, wird es aber nicht.

Je einfacher ein Produkt ist, desto eher lässt es sich ohne Menschen herstellen. Die Produktion ist vollautomatisch. Werden zukünftig wegen der Zölle auf Stahl und Aluminium wieder vermehrt Schrauben in den USA hergestellt, wird das keinen Jobboom auslösen.

Auch bei komplexeren Produkten braucht es immer weniger Input vom Menschen. Der Input, der benötigt wird, ist dann häufig nicht ganz einfach. Es geht darum Maschinen durch maßgeschneiderte Software zu steuern. Nicht jeder ist dazu in der Lage. Das durchschnittliche Qualifikationsniveau in der Produktion ist in den letzten Jahrzehnten massiv gestiegen.

Damit gibt es einen positiven Effekt auf den Jobmarkt, allerdings nicht für die, die es am meisten benötigen. Der Handelskonflikt versucht etwas wiederherzustellen, das unwiederbringlich verloren ist (massenweise Jobs für Geringqualifizierte).

Die Effekte können für die USA positiv sein. Produktivität kostet erst einmal. Es muss investiert werden. Ob das unter hoher politischer Unsicherheit auch wirklich getan wird, bleibt abzuwarten. Geht alles glatt, sollte jedoch ein Investitionsboom stattfinden.

Das ändert nichts daran, dass das Grundproblem bestehen bleibt und welches durch Zölle gelöst werden sollte. Es war eines der Wahlversprechen, Jobs für die von der Gesellschaft zurückgelassenen Menschen zu schaffen. Das werden auch Zölle kaum bewerkstelligen.

Das Problem ist komplexer und ein brennendes Thema. Je mehr automatisiert werden kann, desto mehr hochqualifizierte Arbeitnehmer braucht es. Nicht jeder hat die Chance auf eine entsprechende Qualifizierung. Genau bei diesen Menschen ist die Unzufriedenheit groß – und das vollkommen zurecht. Das muss angegangen werden. Trump versucht es über Zölle. Das kann etwas bringen, vermutlich aber nicht das, was es soll.

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1 Kommentar

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  • Löwe30
    Löwe30

    Was man allerdings auch in der Grafik gut sehen kann ist, dass die Produktivität seit 2010 kaum noch gestiegen ist, denn auch die Zahl der Beschäftigten ist gestiegen. Und das obwohl wir uns mitten in der größten industriellen Revolution in der Menschheitsgeschichte befinden, nämlich der Digitalisierungsrevolution.

    17:13 Uhr, 30.04. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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