Die Zinsen sind immer noch niedrig, wieso sind sie so ein großes Problem?
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Die USA sind in der Zinswende etwas weiter als die Eurozone. Dennoch gilt für beide Regionen, dass die Zinsen immer noch sehr tief sind. In den USA stand der Leitzins zuletzt bei knapp einem Prozent und wurde am Mittwoch wohl auf die Bandbreite 1,5-1,75 % angehoben. Das ist einen Prozentpunkt tiefer als Mitte 2019.
In der Eurozone liegen die Zinsen immer noch auf Rekordtief. Der Einlagensatz ist tief im negativen Bereich und wird wohl erst im September wieder über die Marke von 0 % steigen. Man kann also nicht gerade von historisch hohen Zinsen sprechen. Die von der Notenbank festgelegten Zinsen (kurzfristige Zinsen) sind jedoch nur ein Aspekt.
Viele Kreditzinsen orientieren sich an den Marktzinsen, also den Renditen von Staatsanleihen. Diese Renditen sind bereits deutlicher gestiegen, doch auch hier gilt, dass das absolute Niveau im historischen Vergleich noch niedrig ist (Grafik 1). Die deutsche Bundesanleihe mit 10 Jahren Laufzeit rentiert bei 1,6 %. In den USA liegt der Wert bei 3,2 % (Stand Dienstag).
In den USA muss man nicht weit zurückgehen, um ähnliche Renditen zu finden. In Deutschland muss man immerhin ins Jahr 2014 zurückblicken. Dennoch erscheint die Reaktion des Finanzmarktes überzogen. Vor der Finanzkrise 2008 waren Zinsen und Renditen im Bereich von 3 % tief. Dass heute Panik herrscht, wenn die Rendite bei der Hälfte liegt, erscheint unangemessen.
Zwei Aspekte werden bei dieser Betrachtung gerne vergessen. Neben dem absoluten Zinsniveau zählt auch die Geschwindigkeit, mit der sich der Zins verändert. Bei deutschen Anleihen gab es bisher nur einen Renditeanstieg, der schneller war. Das war Anfang der 80er Jahre (Grafik 2).
In den USA hat der jüngste Anstieg keinen so großen Seltenheitswert, aber auch für die USA gilt, dass der Renditeanstieg schnell erfolgt ist (Grafik 3). Je schneller die Renditen ansteigen, desto größer ist die Bremswirkung für die Wirtschaft. Der Zins für Immobilienkredite hat sich in vielen Ländern verdoppelt. Das kann sich nicht jeder leisten, zumal die Preise hoch sind.
Betragen monatliche Zinszahlung plötzlich 1.000 Euro pro Monat anstatt 500, ist die Bremswirkung groß. Löhne können nicht so schnell mitziehen. Man kann bei einer Zinsverdopplung innerhalb eines halben Jahres auch nicht große Summen ansparen, um z.B. mehr Eigenkapital für den Hauskauf aufzubringen.
Verdoppelt sich der Zins über einen Zeitraum von fünf Jahren, sind in der Zwischenzeit Löhne und Erspartes gestiegen. Das ist nur ein Beispiel, wie ein rasanter Zinsanstieg bremst. Die Geschwindigkeit spielt eine große Rolle. Haushalte und Unternehmen haben bei einem sprunghaften Anstieg keine Anpassungschance.
Clemens Schmale
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Immer wieder interessant Ihre Artikel, Analysen und Meinung. Können Sie nicht mal die Frage beantworten, warum Gold (Silber) nicht steigt? Sie haben früher schon mal gesagt, dass es kein Inflation-Hedge ist, aber dennoch möchte ich die Frage nochmals stellen. Vielen Dank. Marcus Tralau