Kommentar
08:25 Uhr, 30.01.2021

Die Wirtschaft überhitzt!

Beim derzeit laufenden Lockdown denkt man nicht sofort an eine Überhitzung der Wirtschaft. Dabei ist es genau dieser Lockdown, der dazu führt.

Nicht jede Branche kann man als überhitzt bezeichnen. Restaurants, Hotels und viele weitere Branchen sind vom Lockdown stark betroffen. Hier ist eher von einer Unterkühlung zu sprechen. Der Lockdown läuft entlang einer ganz spezifischen Linie. Alles, was mit Dienstleistungen zu tun hat, leidet tendenziell. Güter verkaufen sich hingegen wie warme Semmeln. Das gilt in Deutschland, der Schweiz oder den USA gleichermaßen. Der Güterkonsum stieg innerhalb kürzester Zeit nicht nur einfach wieder auf das Vorkrisenniveau, sondern deutlich darüber. Vor der Krise kauften US-Konsumenten pro Jahr Güter im Wert von 4,5 Billionen. Zuletzt wurde ein Wert von fast 5 Billionen erreicht.


In Deutschland schätzt das statistische Bundesamt, dass der Konsum 2020 um mehr als 4 % gegenüber 2019 gestiegen ist. Von Krise ist da keine Spur. Im Gegenteil, der Güterkonsum boomt. Das hat gute Gründe. Der Dienstleistungssektor, der den größeren Beitrag zum Gesamtkonsum liefert, ist in der Krise. Der Lockdown schränkt Dienstleistungskonsum massiv ein.

In den USA liegt der Dienstleistungskonsum immer noch 600 Mrd. unter dem Vorkrisenniveau. Etwas mehr als die Hälfte davon floss in den Güterkonsum. Unterm Strich wird insgesamt weniger konsumiert. Konsumenten weichen in ihrem Konsumverhalten vermehrt auf Güter aus. Das sorgt für einen beispiellosen Boom, der an seine Grenzen kommt.

Die Güter müssen auch produziert werden. Die Konsumgüterproduktion läuft in den USA auf Hochtouren. Wegen Lieferengpässen kann die Nachfrage nicht immer bedient werden. Zuletzt machten Schlagzeilen auf sich aufmerksam, da sie von mehrtägigen Betriebsschließungen in der Autoproduktion berichteten. Es fehlt an Chips. Die Lieferketten funktionieren noch nicht wieder optimal. Es kommt zu Engpässen.

China ist das einzige Land mit hohen Kapazitäten, das relativ geringe Schwierigkeiten hat. Nicht zuletzt deswegen exportiert China so viel wie nie, obwohl global eine Krise wütet. Solange das Virus nicht unter Kontrolle ist, wird sich die Lage weiter zuspitzen. In den USA überschüttet der Staat die Bürger weiterhin mit Transferleistungen (Grafik 2).


Bekommt der neue Präsident sein eigenes Konjunkturprogramm, wird das verfügbare Einkommen bis Ende 2021 im Durchschnitt 2 Billionen über dem Normalniveau liegen (Grafik 3). Mit 2 Billionen Dollar zusätzlichem Einkommen lassen sich viele Güter kaufen und die Kapazitäten bei Dienstleistungen mehr als ausschöpfen, wenn die Wirtschaft wieder normal läuft.

Aktuell werden vor allem Güter teurer, da sie knapp werden. Bei einer Normalisierung trifft viel Nachfrage auf ein begrenztes Dienstleistungsangebot. Nicht jedes Hotel, jedes Restaurant oder Kino wird wieder öffnen. Die Überhitzung im Güterkonsum fällt derzeit nicht auf, weil der größere Dienstleistungssektor in der Krise steckt. Kommt der Aufschwung mit einer Normalisierung auch dort an, dürften viele überrascht sein, unter welchem Volldampf die Wirtschaft steht.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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