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10:26 Uhr, 09.04.2013

Die Wiederauferstehung des Dollars

Zürich (BoerseGo.de) - „Der Dollar ist unsere Währung, aber er ist euer Problem“, so der berühmte Ausspruch von John Connally, US-Finanzminister unter Präsident Richard Nixon, gegenüber einer Delegation europäischer Finanzminister Ende 1971 in Rom. Die anschließende, jahrzehntelange Schwäche der weltweit wichtigsten Reservewährung könnte sich nun jedoch ihrem Ende zuneigen – eine Chance für Anleger, wie Christophe Bernard, Chefstratege bei Vontobel in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Seit den späten 1960er-Jahren hätten die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Vereinigten Staaten und ihren Handelspartnern über das nach Ende des Zweiten Weltkriegs etablierte Bretton-Woods-System, also das internationale Währungssystemvon festen Wechselkursen, zugenommen. Nachdem die US-amerikanische Regierung die Goldkonvertibilität des US-Dollars am 15. August 1971 einseitig aufgekündigt und damit das Festkurssystem im Rahmen des Bretton-Woods-Mechanismus beendet habe, sei eine Phase anhaltender US-Dollar-Schwäche gefolgt. Zwei markante Beobachtungen unterstrichen diese Entwicklung: Im März 2013 habe ein Anleger für den Kauf einer Feinunze Gold 1600 US-Dollar benötigt, gegenüber 35 US-Dollar vor August 1971. Und: Der aktuelle Dollar/Franken-Wechselkurs betrage 0,95, verglichen mit damals 4,30, heißt es.

„Unserer Meinung nach dürfte der US-Dollar nun aber von seinem ‚Totenbett‘ auferstehen. Es gibt kaum Zweifel, dass der Doppelauftrag der US-Notenbank, sowohl für Beschäftigung als auch für eine niedrige Inflation zu sorgen, zu einer expansiven Geldpolitik geführt hat, zumindest relativ zu anderen bedeutenden Zentralbanken. Diese Ausrichtung, die zur Schwäche des US-Dollars beitrug, wurde zum Markenzeichen von Alan Greenspans Amtsperiode als Notenbankchef, die von 1987 bis 2006 reichte, sowie auch seines Nachfolgers Ben Bernanke. Darüber hinaus hat das hohe, strukturelle US-Leistungsbilanzdefizit zur Talfahrt des Greenback beigetragen“, so Bernard.

Seit dem Ende der Konvertibilität habe es jedoch auch zwei Phasen gegeben, in denen der US-Dollar Stärke gezeigt habe: Die erste sei mit der Zinserhöhungspolitik zur Ausmerzung der Inflation (1980-1984) durch den früheren US-Notenbankpräsidenten Paul Volcker zusammengefallen, die zweite sei die Folge von massiven Kapitalzuflüssen in die USA während des Technologiebooms von 1995 bis 1999 gewesen, heißt es.

„Wir glauben, dass die US-Währung vor einer erneuten Stärkephase steht. Unsere Prognose basiert auf folgenden Annahmen: 1) Mit dem kräftigen Wachstum der Öl- und Gasproduktion aus unkonventionellen Quellen könnten die USA bis 2020 bei der Energieversorgung autark werden. Das Leistungsbilanzdefizit könnte sich dadurch in einen Überschuss verwandeln;

2) Dank deutlich niedrigerer Energieeinstandskosten werden die USA in wichtigen verarbeitenden Industrien wettbewerbsfähiger, ziehen Auslandskapital an und geben Unternehmen Anlass, ihre Outsourcing-Pläne zu überdenken. 3) Das Pfund, der Yen und der Euro dürften auf mittlere Sicht mit ernsten Problemen zu kämpfen haben. Zudem ist der Schweizer Franken ‚nolens volens‘ an die europäische Währung gebunden. Es gibt daher keine wirkliche Alternative zum US-Dollar als Weltreservewährung, zumindest im Bereich der Papierwährungen“, so Bernard.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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