Kommentar
09:12 Uhr, 24.02.2018

Die Wahrheit über das Sparen

So manche Fakten stellen sich mit neuen Erkenntnissen als falsch heraus. Manchmal genügt ein einfacher Chart, um Weisheiten auf den Kopf zu stellen.

Wenn es um die US-Wirtschaft geht, stehen ein paar Dinge fest. Die USA sind ein Konsum- und kein Produktionsland. Konsum muss finanziert werden. Reicht das Vermögen nicht aus, dann muss halt Kredit aufgenommen werden. Soweit, so gut.

Nun sinkt die Sparquote in den USA unaufhörlich weiter. Sie ist nur noch knapp über der Marke von 2 %. Der Durchschnittsamerikaner spart also nur 2 % seines Einkommens. Es braucht 50 Jahre, um ein Jahresgehalt anzusammeln. Das ist länger als die meisten Arbeitsleben. Wie gut die Menschen dann in der Rente leben, kann man sich vorstellen.

Aktuell macht das niemanden Sorgen, denn wenn konsumiert wird – selbst wenn es nicht nachhaltig ist – wächst zumindest die Wirtschaft und alle freuen sich. Langfristig drücken zu niedrige Sparquoten das Wachstum. Wer nur noch von der Hand in den Mund lebt, kann kaum Konsumfeuerwerke starten. Zudem rächen sich geringe Rücklagen im Alter. Der Konsum muss deutlich zurückgehen. Da die Gesellschaft im Durchschnitt immer älter wird, graben die niedrigen Sparquoten den Rentnern die Konsummöglichkeiten ab.

Es ist also nur eine Frage der Zeit bis aus dem soliden Wachstum niedriges wird. Schon jetzt lässt sich erahnen, dass das hohe Konsumwachstum so nicht ewig weitergehen kann. Die niedrige Sparquote ist ein gewaltiger Schönheitsfleck des aktuellen Wachstums. Dachten wir bisher zumindest.

Grafik 1 stellt die Sparquote dem Vermögen gegenüber und siehe da, beide sind hochgradig korreliert. Die Sparquote sinkt mit steigendem Vermögen. Noch nie waren US-Haushalte so reicht wie jetzt. Entsprechend ist auch die Sparquote niedrig. Wer viel Geld hat, muss nicht sparen. So einfach ist die Rechnung.

Die niedrige Sparquote ist vielleicht gar nicht ein so großes Problem wie wir immer dachten. Selbst wenn gar nicht mehr gespart wird, gibt es noch knapp 100 Billionen Dollar an Vermögen, welche in den Konsum fließen könnten. Also alles kein Problem?

Der Teufel steckt wie immer im Detail. Die Sparquote ist vor allem im Bereich der niedrigen Einkommen kaum wahrnehmbar. Grafik 2 zeigt, dass über 50 % der Haushalte mit Einkommen kleiner 40.000 pro Jahr gar nichts sparen. Weitere 30 % sparen zwischen 1-5 % (vermutlich näher bei 1 %).

Die gewichtete Sparquote der niedrigen Einkommen liegt ziemlich nah an 0 %. Bei den mittleren Einkommen liegt sie immerhin bei 5 % und bei den hohen Einkommen bei 10 %. Es spart nur der, der auch hat. Wer spart, hat auch Vermögen. Je höher das Vermögen und Einkommen, desto mehr wird gespart.

Da sich Einkommen und Vermögen immer mehr an der Spitze konzentrieren, bleibt die Sparquote ein Problem. Die Top 10 % der Gesellschaft haben eine Sparquote von gerade einmal 10 %. Diese Gruppe beinhaltet auch die Top 1 %, die fast 40 % ihres Einkommens sparen.

Die niedrige Sparquote ist kein Ausdruck hoher Vermögen. Sie ist Ausdruck dafür, dass fast zwei Drittel der Haushalte so gut wie nichts sparen kann. Es bleibt alles wie es ist: die Sparquote bleibt ein Sorgenkind.

Clemens Schmale

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7 Kommentare

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  • Billabong
    Billabong

    wenn Roboter die Arbeit der Menschen machen, muss eine Robotersteuer her, die dann das dann folgende monatliche Grundeinkommen finanziert.

    14:03 Uhr, 26.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Löwe30
    Löwe30

    Wird nicht genügend gespart und das Gesparte investiert, kommt es zum Kapitalverzehr. Die Folge davon ist, dass in Zukunft nicht mehr genügend produziert werden kann. Was das für die Bürger bedeutet, kann man gerade wieder in Venezuela sehen.

    Die Politik des vielen und billigen Geldes, die die bedeutenden Zentralbanken weltweit betreiben, wird noch mal ein schreckliches Ende nehmen, da sie dazu führt, dass sich Sparen nicht mehr lohnt. Anstelle von Ersparnissen wird überwiegend nur noch das aus dem Nichts geschöpfte Geld der Zentralbanken investiert. Das wird allerdings wieder dahin verschwinden, wo es herkam: Im Nichts und dabei eine Spur der Verarmung hinterlassen.

    13:00 Uhr, 26.02.2018
  • einfach
    einfach

    ohne eine grundsätzliche neuausrichtung der politik und des sozialstaates, sind die arbeitsplatzverluste die die automatisierung in den nächsten 10 bis 20 jahren mit sich bringen nicht ohne größere umverteilungen ohne negative auswirkungen für die bevölkerungen zu meistern.

    das ist aber erst der anfang, denn wer sich nicht vor der unausweichlichen wahrheit verstecken möchte, die darauf hinausläuft das die industrie versuchen wird den standart roboter zu entwickeln der einen großteil der menschlichen arbeit ersetzen kann.

    ob das jetzt noch 20, 40 oder 60 jahre dauert, spielt dabei nur eine untergeordnete rolle, aber es wird passieren.

    21:02 Uhr, 25.02.2018
  • einfach
    einfach

    wahrscheinlich wird es nach einer größeren kriese zu ersten deutlichen anhebungen des mindestlohns kommen.

    11:14 Uhr, 24.02.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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