Fundamentale Nachricht
12:28 Uhr, 30.11.2018

Die USA und der Rest der Welt: Wie schließt sich 2019 die Schere?

Während die US-Wirtschaft noch immer ganz auf Wachstumskurs ist, verliert die Weltwirtschaft weiter an Fahrt. Der Frage, wer sich wem 2019 annähert, geht Nordea-Makrostratege Witold Bahrke nach.

Helsinki (GodmodeTrader.de) - Die Wirtschaft der USA und der Rest der Welt entkoppeln sich zunehmend voneinander. Mit Blick auf die nächsten sechs bis zwölf Monate stellt sich die Frage, ob der Rest der Welt zu den USA aufschließt oder sich die USA der restlichen Welt nach unten annähern. Das Aufholszenario entspräche einer Wiederholung der Risikoeuphorie des Jahres 2017. Im umgekehrten Falle würden sich Anleger von Risiken trennen, wie Witold Bahrke, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Wir halten das zweite Szenario nach wie vor für wahrscheinlicher. Denn: Die Motoren der US-Stärke sind überwiegend temporär – beispielsweise Steuersenkungen, Arbeitsmarktgesetzgebung, ein von beiden Parteien verabschiedeter Haushalt und höhere Ölpreise. Diese Faktoren dürften 2019 jedoch an Kraft verlieren. Und da sich die Lage deutlich verschlechtern muss, bevor die Fed innehält, machen sich die höheren Zinsen jetzt negativ bemerkbar“, so Bahrke.

Abzulesen sei dies etwa an der jüngsten Schwäche des Häusermarktes. Umgekehrt seien die Belastungen, denen China ausgesetzt sei, wahrscheinlich struktureller Natur und daher langlebiger. Hinzu komme, dass die Finanzrisiken stetig stiegen und sich in der aktuellen Spätphase des Zyklus Ursache und Wirkung leicht umkehren könnten. Mit anderen Worten: Der Markt werde zum größten Risiko für die Wirtschaft, nicht umgekehrt, heißt es weiter.

„Es zeigt sich, dass die Halbwertszeit der chinesischen Konjunkturmaßnahmen abnimmt, die Effekte also bei gleichen Kosten geringer werden. Entsprechend konzentriert sich weiterhin alles auf die Frage, ob die Fed eine Möglichkeit findet, den Abwärtstrend zu stoppen. Das an sich ist in der letzten Phase des Konjunkturzyklus nicht ungewöhnlich. Da der aktuelle Zyklus jedoch stärker von Liquidität getrieben ist als jeder andere der jüngeren Geschichte, kommt der Fed diesmal tatsächlich eine zentrale Rolle zu“, so Bahrke.

Würde die Fed auf weitere Straffungsmaßnahmen verzichten, würde das oben beschriebene Aufholszenario dank besserer finanzieller Rahmenbedingungen wahrscheinlicher. Da die USA an Fahrt verlören und die finanziellen Risiken stiegen, könnte es in der zweiten Jahreshälfte 2019 soweit sein. Soll heißen: Aus Sicht des Marktes würden die schlechten Nachrichten irgendwann zu guten Nachrichten, aber vermutlich müsse sich die Lage erst noch weiter verschlechtern, bevor es wieder aufwärts gehe, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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