Kommentar
14:30 Uhr, 14.09.2017

Die USA sind weniger arm

Dafür, dass sich die USA selbst gerne als großartigstes Land der Welt bezeichnen, sind immer noch viele Amerikaner bitterarm: 40,6 Millionen, um genau zu sein.

Der neue Armutsbericht ist gerade erschienen. Dabei gibt es durchaus ein paar positive Entwicklungen. Die Armutsquote sank auf 12,7 %. Das ist deutlich weniger als vor einem Jahr (13,5 %) oder zu den schlimmsten Zeiten nach der Krise im Jahr 2010 (15,1 %).

Grafik 1 zeigt die Armutsquote für die Gesamtbevölkerung und einzelne Altersgruppen. Der Trend ist positiv und die Armutsquoten sinken. Jubel kommt trotzdem nicht auf. Vor allem unter Kindern und Jugendlichen ist die Quote mit 18 % noch sehr hoch. Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: jedes fünfte Kind lebt unter der Armutsgrenze – und das in einem der reichsten Länder der Welt.

Immerhin verhindern Sozialleistungen, dass die Lage noch schlimmer ist. Rechnet man Sozialleistungen heraus, wären nicht 12,7 % der Gesamtbevölkerung, sondern 19,5 % unter der Armutsgrenze.

Man kann die Armutsgrenze natürlich auch kritisch hinterfragen. Für einen alleinstehenden Erwachsenen liegt die Grenze bei 12.486 Dollar pro Jahr. Das mag irgendwo auf dem Land ein Betrag sein, mit dem man gerade überleben kann, doch wer das in New York versucht, wird wohl scheitern.

Für einen Zweipersonenhaushalt liegt die Grenze bei 16.072 Dollar und für eine Familie mit vier Kindern bei 32.070. Viel Glück, kann man da nur sagen. Aber sei’s drum. Nehmen wir die Zahlen einmal so wie sie sind. Sie sind dann immer noch nicht gut. Wenn in einem der reichsten Länder der Welt jeder achte als arm gilt, stimmt etwas nicht.

Es stimmt insbesondere dann etwas nicht, wenn die Arbeitslosenquote offiziell bei 4,4 % liegt. Das klingt jetzt vielleicht nach einem abgedroschenen Wahlspruch der SPD, aber Arbeit sollte sich schon lohnen.

Der Grund für die prekäre Lage ist kein Geheimnis. Die Reallöhne steigen in den unteren Einkommensschichten so gut wie gar nicht. Die Einkommen der untersten 10 % sind seit 1989 um lediglich 1 % angestiegen (Grafik 2). Je höher das Haushaltseinkommen bereits ist, desto höher ist auch das Wachstum. Für die Top 5 % lag es seit 1989 bei über 30 %.

Die Armut mag den offiziellen Zahlen nach leicht gesunken sein. Dafür ist die Einkommensungleichheit immer noch auf Rekordhoch. Der Staat kann die Armutsquote über Sozialleistungen drücken – immerhin 7 Prozentpunkte – häuft dafür aber immer größere Defizite an. Die müssen früher oder später in den Griff bekommen werden.

Langfristig geht es ohne Steuererhöhungen nicht. Die Vermögensumverteilung durch den Staat ist derzeit schuldenfinanziert. Das ist eigentlich nicht die Idee und eine Schein-Umverteilung, die dem Staat früher oder später das Genick bricht.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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