Kommentar
13:52 Uhr, 13.11.2020

Die USA brauchen mindestens ein 1,5 Billionen Konjunkturpaket

Mit Jahresende laufen die meisten Hilfsprogramme für die US-Wirtschaft endgültig aus. Für die Wirtschaft wird das ein Schock.

Konjunkturprogramme haben ihre guten und ihre schlechten Seiten. Die guten Seiten sind offensichtlich. Die Wirtschaft wird gestützt und das Wachstum fällt weniger stark als ohne Hilfen. In Europa fließt viel Geld in Kurzarbeit, zusätzliche Mittel für das Gesundheitssystem, Steuersenkungen und Direktzahlungen an Betroffene. In den USA wurde viel Geld in Direktzahlungen und zusätzliches Arbeitslosengeld gesteckt. Die Direktzahlungen waren einmalig und die Arbeitslosenunterstützung läuft aus. Derzeit haben noch 10 Mio. Amerikaner, die vor Krisenbeginn einen Job hatten, keine Arbeit. Das entspricht einem Einkommensverlust von ca. 600 Mrd. Dollar. 600 Mrd. Dollar sind eine gigantische Größenordnung. Wenn der Einkommensverlust nicht ausgeglichen wird, fällt der Konsum. Genau davor haben viele Ökonomen Angst. Bisher hielt sich der Konsum den Umständen entsprechend gut. Waren werden heute mehr gekauft als vor der Krise. Dafür liegt der Dienstleistungskonsum noch deutlich unterhalb des Vorkrisenniveaus.


Dienstleistungen machen aber zwei Drittel der Konsumausgaben aus. Unterm Strich liegt der Konsum unter dem Vorkrisenniveau und braucht Unterstützung, wenn er nicht dauerhaft niedriger sein soll. Da die Pandemie noch lange nicht vorbei ist, braucht es den Staat.

Ursprünglich wurde ein neues Konjunkturpaket vor den Wahlen erwartet. Das ist nicht geschehen. Möglicherweise wird es erst kommen, wenn der neue Präsident vereidigt ist. Bleibt der Senat zudem republikanisch, könnten die Hilfen kleiner ausfallen. Wenn man schon die Wahl nicht gewonnen hat, kann man dem Gegner wenigstens schaden, indem man die Wirtschaft hängen lässt...

Die Wirtschaft braucht ein neues Konjunkturprogramm, weil sie nach wie vor schwach ist. Es gibt aber noch andere Gründe. Konjunkturhilfen haben auch ihre problematischen Seiten. Hört die Hilfe auf, senkt das die Wirtschaftsleistung. In normalen Konjunkturzyklen wird die Wirtschaft über Hilfen angeschoben. Sobald das Wachstum wieder eigenständig läuft, gleicht dieses Wachstum das negative Wachstum bei den Staatsausgaben aus.

2020 wurde die Wirtschaft mit mehr als 10 % des Bruttoinlandsproduktes gestützt. Fällt das plötzlich weg, ist das ein herber Schlag. Selbst wenn die Wirtschaft eigenständig um 3 % wächst, kann das den Wegfall der Konjunkturhilfen nicht kompensieren. Die Wirtschaft droht daher in ein tiefes Loch zu fallen.

Wie das ohne neue Hilfen aussieht, zeigt die Grafik. Es zieht das Wachstum im kommenden Jahr in einzelnen Quartalen um mehr als 5 % nach unten. Es braucht geschätzte 1,5 Billionen Dollar, um das zu vermeiden. Washington muss sich schnell besinnen.

Auch an der Börse geht das Fehlen von neuen Hilfen nicht spurlos vorüber. Von der Krise betroffene Sektoren werden noch länger auf eine Erholung warten müssen. Die Impfstoffeuphorie zu Wochenbeginn ist schnell verflogen. Die Börse wird größtenteils von Megacaps getragen. Eine große Korrektur ist nicht zu erwarten. Die Seitwärtsbewegung, die seit Monaten anhält, dürfte sich fortsetzen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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