Kommentar
16:14 Uhr, 08.06.2018

"Die US-Wirtschaft geht über die Klippe"

Die Märkte sollten sich besser auf einen jähen Absturz gefasst machen, meint Ex-Notenbankchef Ben Bernanke.

Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten war für die Märkte und die Weltwirtschaft ein zweischneidiges Schwert. In den vergangenen Monaten hat angesichts neuer Einfuhrzölle die Angst vor einem Handelskrieg zwischen den USA und dem Rest der Welt überwogen. Aber zunächst waren nicht nur die Märkte, sondern auch die Wirtschaft sehr euphorisch gestimmt - und zwar nicht zu Unrecht.

Denn mit seinen Steuererleichterungen und staatlichen Mehrausgaben hat Trump nicht nur die US-Wirtschaft künstlich befeuert, sondern auch die Märkte nach oben getrieben.

Doch mit der euphorischen Stimmung könnte es spätestens im übernächsten Jahr vorbei sein, warnt nun Ben Bernanke, der bis 2014 Präsident der US-Notenbank Federal Reserve war. Denn im Jahr 2020 dürfte ein Großteil der künstlichen Stimulierung durch die Steuersenkungen im Umfang von 1,5 Billionen US-Dollar und Mehrausgaben von 300 Milliarden Dollar auslaufen.

Die Stimulierungsmaßnahmen "werden in diesem und im kommenden Jahr die Wirtschaft im großen Stil treffen, und dann wird Wile E. Coyote im Jahr 2020 über die Klippe gehen", sagte Bernanke in einer Diskussionsrunde am American Enterprise Institute. Mit "Wile E. Coyote" bezog sich Bernanke auf eine Comig-Figur, die dafür bekannt ist, über einen Kliff zu laufen und dann (mit einiger zeitlicher Verzögerung) jäh in die Tiefe zu stürzen.

Die künstliche Ankurbelung der Konjunktur durch Trump komme "zum ganz falschen Moment", da auf dem Arbeitsmarkt bereits Vollbeschäftigung herrsche, und mache den Job der US-Notenbank "rundherum schwieriger", so Bernanke.

In der zurückliegenden Woche hatte bereits der weltgrößte Hedgefonds Bridgewater Associates vor einem Absturz der Märkte gewarnt. Bridgewater Associates zeigte sich besorgt, dass das Auslaufen der Stimulierungsmaßnahmen zeitlich mit der weiteren Straffung der Geldpolitik zusammenfallen dürfte. "2019 zeichnet sich als ein gefährliches Jahr ab, da der fiskalpolitische Impuls nachlässt, während die Auswirkungen der Straffung der Fed ihren Höhepunkt erreichen werden", schrieb Bridgewater Associates.

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Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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