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Kommentar
10:06 Uhr, 17.07.2017

Die Sommerzinswende der EZB

Der 21. Juni war der längste Tag des Jahres. Als eine Woche später Mario Draghi in Portugal vor die Mikrofone trat, um zu sprechen, sollte das, was er zu sagen hatte, zu einem kleinen Beben an den Zinsmärkten in Europa führen.

Er sprach davon, dass auch lockere Geldpolitik keine Einbahnstraße sein darf, es bei weiter guter Datenlage auch mal in die andere Richtung gehen kann, dass „Parameter der Geldpolitik“ justiert werden könnten. Für die Märkte Indiz genug, eine Sommerzinswende einzuläuten – der für Anleihehändler längste Tag im Jahr hatte begonnen.

Die EZB bemühte sich zwar bald, die Rede ihres Präsidenten zu relativieren. In einer an Nachrichtenagenturen durchgesickerten Note aus dem Kreise des höchsten Finanzhauses der Eurozone hieß es, die Märkte hätten Mario Draghi falsch verstanden. Die Marktreaktion ließ sich damit nicht mehr aufhalten. Die Zinsen deutscher zehnjähriger Bundesanleihen gingen in den Steigflug über und waren nach zwei Wochen um einen Viertel Prozentpunkt geklettert, bevor sie in Schlagweite einer wichtigen Widerstandsmarke zum Stehen kamen.

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Damit hat sich der Zins in kurzer Zeit auf 0,5 Prozent verdoppelt. Das ändert nichts daran, dass er im historischen Vergleich immer noch sehr tief steht. Von einer Konkurrenz festverzinslicher Papiere zu Aktien kann man kaum sprechen, die – am Beispiel des Deutschen Aktienindex – durch Dividenden gut das Vierfache an jährlicher Rendite abwerfen.

Vergessen darf man dabei allerdings nicht, dass an der Börse auf die Zukunft spekuliert wird. Damit ist das, was in sechs bis neun Monaten passiert sein könnte, ungleich interessanter als das, was jetzt ist oder gar gestern war (der Autor dieser Zeilen geht sogar davon aus, dass Goldfische ein besseres Kurzzeitgedächtnis als die Börsen haben).

Aktuell wird gespielt, dass der Anfang der Drosselung der Anleihekäufe das „Corpus Delicti“ ist, mit dem sich die Börsen in sechs bis neun Monaten bereits herumgeschlagen müssen.

Grammatiklehrer landauf und landab würden behaupten, dass die Zeitform, mit der man in der deutschen Sprache die Börsen am besten beschreiben kann, das „Futur II“ ist. Die Börsen sind eine Vermutung, dass eine Handlung zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft abgeschlossen sein wird. Besonders spannend wird es daher an den Börsen immer dann, wenn voreilige Schlüsse revidiert und die Gegenrichtung eingeschlagen werden muss. Ob ein solcher Prozess hinsichtlich der als zügig angenommenen Zinswende der EZB vor uns liegt, wird die Zeit zeigen. Jedenfalls ist jetzt ein sehr spannender Zeitpunkt, um an den Märkten aktiv zu sein.

Technisch betrachtet ist der Bund Future in einer exponierten Situation. Die SKS-Trendwendeformation mit Ziel bei 155,40 ist aktiviert. Am Donnerstag ist die nächste Sitzung der EZB. Die bärische technische Lage könnte erst bei einem Wiederanstieg über den Bereich von 165 abgewendet werden.

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3 Kommentare

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  • Newton1642
    Newton1642

    Draghi ist cleverer als als die Yellen und die FED. Er riecht, dass die US Wirtschaft eine harte Landung hinlegen wird. Deshalb ist er extrem vorsichtig und spielt auf Zeit. Die europäische Wirtschaft und vor allem die Banken und Finanzmärkte werden in große Schwierigkeiten geraten, wenn in eine US Rezession hinein die EZB die Geldpolitik verschärft und die Zinsen anhebt.

    18:22 Uhr, 20.07. 2017
  • Newton1642
    Newton1642

    Da die USA Ende spätestens gegen Ende des Jahres in eine Rezession driftet, was erhebliche Auswirkungen auf die Stabilität der Weltwirtschaft haben wird, sehe ich keine Zinswende bei der EZB. Sie werden evtl. Absichten schneller zurücknehmen als alle glauben. Sollte die EZB in eine US Rezession die Zinsen anheben, kann sich ein jeder ausmalen, was passiert.

    21:00 Uhr, 19.07. 2017
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Sehe ich ähnlich und bin daher BuFu short: kleiner Einsatz, Hebel ca. 100.

    01:34 Uhr, 18.07. 2017

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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