Kommentar
11:48 Uhr, 19.01.2015

Die SNB und die Grenzen des Quantitative Easing

Die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Wechselkurs des Schweizer Franken nicht mehr an den Euro zu koppeln, ist auch deshalb wegweisend, weil sie zeigt, wie strapaziert die Bilanzen der globalen Notenbanken inzwischen bereits sind. Diese Ansicht vertritt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „Die bisherige Politik der SNB war zwar kein Quantitative Easing im herkömmlichen Sinne, wie es die Fed oder die Bank of Japan angewendet haben. Die massiven Interventionen der SNB an den Devisenmärkten haben aber dennoch dazu geführt, dass die Bilanzsumme der Notenbank auf fast 85 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsproduktes angewachsen ist“, so Iggo. Die Entkopplung des Franken vom Euro dürfe daher nicht nur vor dem Hintergrund möglicher Auswirkungen auf den Franken selbst betrachtet werden. Auch die Entwicklung der Notenbankbilanz und der Geldmenge in der Schweiz hätten dazu beigetragen. Dies habe auch Implikationen für Notenbanken anderswo auf der Welt: „Wenn es Bedenken dagegen gibt, Notenbankbilanzen so stark auszuweiten, dass sie einen wesentlichen Teil des Bruttoinlandsproduktes repräsentieren, könnte dies auch für die Fed oder die Bank of England den Neustart eines Quantitative Easing erschweren, falls dies irgendwann nötig werden sollte“, so Iggo.

Eine weitere Folge der jüngsten SNB-Entscheidung: Die kurzfristigen Zinsen in der Schweiz sind noch weiter in negatives Territorium gefallen. „Dadurch soll es unattraktiver werden, Schweizer Franken bei der Zentralbank zu parken“, erläutert Iggo. „Die Negativzinsen werden allerdings auch auf den Geldmarkt übertragen, um dort dasselbe Ziel zu erreichen.“ Insgesamt würden negative Zinssätze in den entwickelten Industrienationen mehr und mehr zur Normalität – auch in der Eurozone und in Japan seien die kurzfristigen Zinsen bereits negativ. „Wir bewegen uns in eine Welt hinein, in der mehr und mehr Gläubiger für das Privileg bezahlen müssen, jemandem Geld leihen zu dürfen“, so Iggo. „Dies zeigt, dass die Finanzmärkte als Resultat von Zentralbankinterventionen in bislang nicht gekannter Größenordnung noch immer in Liquidität schwimmen. Es zeigt uns, dass die Kreditnachfrage noch immer nicht ausreichend ist. Und es könnte auch bedeuten, dass die Geldpolitik der Notenbanken nach wie vor nicht funktioniert.“

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