Kommentar
16:00 Uhr, 20.10.2021

Die schlechteste Prognose aller Zeiten?

So manche Prognose stellt sich im Rückblick als richtig schlecht heraus. Lernen kann man daraus, z.B. aus einer Prognose über Deutschland.

Nicht umsonst heißt es: „Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.“ Da Anleger an der Börse die Zukunft handeln, schadet es nicht, wenn man sich diese Weisheit regelmäßig vor Augen führt. Bei der schlechtesten Prognose der letzten Jahrzehnte streiten sich vermutlich drei Vorhersagen um Platz 1. So wurde vorhergesagt von manchen im Jahr 1995 vorhergesagt, dass das Internet bereits 1996 katastrophal kollabieren würde. Auch dem Handy wurde vorhergesagt, dass es wohl nur ein vorübergehender Trend sei. So kann man sich irren. Geirrt wurde auch an ganz anderer Stelle. Im Jahr 1974 machte das Wirtschaftsministerium eine Prognose über den Energieverbrauch in Deutschland und wie dieser Verbrauch gedeckt werden würde. Bis 2020 wurde ein Verbrauch von mehr als 25.000 Petajoule vorhergesagt. Um diesen Energiebedarf zu decken, braucht es ungefähr 200 Atomkraftwerke. Der tatsächliche Energieverbrauch liegt heute bei weniger als der Hälfte der Prognose. Das Ausmaß des Wachstums wurde stark überschätzt. Noch spektakulärer ist allerdings die Vorhersage darüber, wie der Energiebedarf hätte gedeckt werden sollen...


In Grafik 1 wird sofort deutlich, dass ein Energielieferant alle anderen schnell überholt. Die Kernenergie sollte den Energiehunger stillen und bis Ende des 21. Jahrhunderts praktisch sämtliche andere Energiequellen verdrängen. Erneuerbare Energien spielen nur eine untergeordnete Rolle. Erdgas traute man keine Zukunft zu.

Wie wir heute wissen, kam alles ganz anderes. Erdgas ist heute so wichtig wie noch nie und wird in der Energiewende als wichtige Brückenenergie gesehen. Kohle ist noch ein relevanter Energielieferant, doch die Tage sind gezählt. Das gilt letztendlich auch für Atomkraftwerke. Der wichtigste Energieträger bleibt vorerst Mineralöl, gefolgt von Erdgas (Grafik 2).


Die Ursprungsprognose lag auf zwei Arten komplett falsch. Einerseits wurde der Energieverbrauch vollkommen falsch eingeschätzt und andererseits wurden auch die Bedeutung der einzelnen Energiequellen überhaupt nicht getroffen. Die Abweichung zur Realität ist immens (Grafik 3).

Das Beispiel soll nicht dazu dienen, um die damaligen Anstrengungen herabzuwürdigen. Die meisten Prognosen stellen sich mit der Zeit als falsch heraus, selbst wenn strikte Prozesse zur Anwendung kommen und viele Experten an der Prognose arbeiten. Man kann sich also vorstellen, wie häufig man als Anleger da mit den eigenen Prognosen danebenliegt.

Viele erstellen nicht ihre eigenen Prognosen, sondern nehmen auf, was in den Finanzmedien verbreitet wird. Man sollte es als das begreifen, was es ist. Im besten Fall sind es Prognosen, die zumindest ansatzweise etwas mit der Realität zu tun haben. Im schlechtesten Fall sind es Meinungen, die als Prognosen verpackt wurden.

Besonders gefährlich sind Prognosen im Bereich neuer Technologien. Auch Nuklearenergie war einmal eine solche neue Technologie. Ihr wurde unbegrenztes Potential zugetraut. Jedes Auto und jeder Staubsauger sollte mit seinem eigenen kleinen AKW betrieben werden. Es kam anders und ähnlich anders wird es auch bei den nächsten Hypetechnologien sein.

Fairerweise muss man sagen, dass die Abweichung in beide Richtungen gehen kann. Das Internet war deutlich erfolgreicher als von den meisten vorhergesagt.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • ZeroG
    ZeroG

    Ha, wollte quasi den gleichen Kommentar machen ...
    Wer macht eigentlich diese Charts !???
    8 verschiedene Blautöne ?
    Sollten Farben nicht dazu da sein um die Bereiche voneinander unterscheiden und zuordnen zu können ?

    So sind die Charts total nurtzlos !

    11:19 Uhr, 22.10.2021
  • Gaila
    Gaila

    Wenn man solche Grafiken postet sollte man die Skalen vergleichbar machen und die Einfärbungen in den Grafiken gleich halten. So machts wenig Sinn.

    17:22 Uhr, 20.10.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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