Kommentar
13:59 Uhr, 11.01.2019

Die Rezession, die nicht kommt

Viele warten noch auf die nächste große Wirtschaftskrise. Dabei kommt nicht einmal eine Rezession.

So schnell, wie die Notenbank Anlegern zur Hilfe gesprungen ist, konnte man gar nicht schauen. Es dauerte nun ein paar Wochen bis das Anleger auch begriffen haben, dabei war eigentlich schon nach der Notenbanksitzung im Dezember klar, dass die Fed Gewehr bei Fuß steht. Es brauchte noch zusätzliche Beteuerungen, bis das auch begriffen wurde.

Jetzt hat sich diese Erkenntnis immerhin durchgesetzt. Im Dezember war noch die Rede vom Ende des Fed-Puts. Jetzt kann man guten Gewissens sagen: der Put lebt und ist so quicklebendig wie noch nie. Doch auch die Fed kann eine Rezession nicht einfach magisch verhindern. Was nützt das alles, wenn es schon zu spät ist?

Genau davor haben Skeptiker Angst. Es ist ja schön und gut, wenn die Fed die Zinsen auch senken kann und die Wertpapierverkäufe drosselt, doch wenn das Monate zu spät kommt, hilft es wenig. Wir wissen meist erst Monate nach Beginn einer Rezession, dass wir überhaupt in einer stecken. Jede Hilfe kann also schon längst zu spät sein.

Persönlich habe ich davor wenig Angst. Im Normalfall sehen wir eine klare Systematik. Eine Rezession lässt die Zinsen steigen. Das betrifft natürlich nicht den Leitzins. Dieser sinkt. Vielmehr weitet sich die Differenz zwischen Staats- und Unternehmensanleihen aus. Sind Anleger risikoscheu, verkaufen sie Unternehmensanleihen. Dort steigen die Zinsen, bei Staatsanleihen sinken sie.

Während einer Rezession kann man daher die Ausweitung dieses Spreads beobachten (Grafik 1). Es gibt nur wenige Fälle, in denen das nicht der Fall war. Der umgekehrte Fall – der Spread steigt ohne Rezession – kommt häufiger vor. Das können wir an der Börse als Korrektur wahrnehmen.


Nun steigt der Spread unzweifelhaft an. Wir wissen nicht, ob das an einer Rezession liegt oder ob es lediglich vorübergehende Risikoscheu ist. Das wissen wir erst hinterher. Wir können aber eine Ahnung entwickeln, indem wir den Spread mit dem Wirtschaftswachstum vergleichen (Grafik 2).

Derzeit liegt der Spread genau auf der Trendlinie. Die Streuung ist durchaus beachtlich. Das ändert jedoch wenig daran, dass der Spread im Verhältnis zum Wachstum alles andere als beunruhigend ist. Selbst eine Wachstumsverlangsamung auf 2 % oder 1,5 % lässt die Alarmglocken nicht schrillen.

Was die Notenbank jetzt tun kann (und muss), ist die Beruhigung des Marktes. Der Spread darf nicht massiv ansteigen. Das hätte sonst den Effekt einer Kreditklemme, der dann zum Abschwung führt. Genau das tut die Notenbank in diesen Tagen auch. Sie beruhigt den Markt und hält damit das Zinsniveau für Unternehmen auf tragbarem Niveau.

Die Zinsen sind immer noch niedrig und solange der Markt nicht außer Kontrolle gerät und den Marktzins radikal steigen lässt, bleibt alles in Ordnung. Danach sieht es aktuell aus. Eine Rezession ist damit 2019 in den USA sehr unwahrscheinlich.

Clemens Schmale

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6 Kommentare

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  • JürgenSK
    JürgenSK

    Eine Rezession wir den Markt nicht zu Fall bringen, da gibt es noch einige andere Tretminen.. wie .China. Italien, die wahrscheinliche Pleite vieler afrikanischer Länder, kriege im Nahem Osten... eine Tretmine wird hochgehen, eventuell so, dass hier einiges ausgelöscht wird. laut dem langen Zyklus , der seit über 300 Jahren abläuft, wäre unsere Generation wieder dran mit allem bei Null anzufangen, also quasi alles zu verlieren...das lief bisher ab wie ein Uhrwerk...:-) Man wird bei einem heftigen Einbruch auch nicht warten, bis wieder innerhalb ein paar Stunden Milliarden aus Geldmarktfonds abgezogen werden, sondern den ganzen Spielsalon erstmal schliessen...da werden einige dumm aus der Wäsche gucken....

    21:50 Uhr, 11.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • tradesequenz
    tradesequenz

    wen interessiert das ? Rezession oder keine, alles bullshit, ich shorte wenn der Markt mir sagt setze auf fallende Kurse und kaufe wenn diese wieder steigen, aus ende basta. alles andere nur sinnloses Geschwätz um irgendetwas zu begründen, was meist nicht stimmig ist und wovon 99% eh null Plan haben

    21:03 Uhr, 11.01. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Warum niemand früher dafauf gekommen ist??? Wir erhöhen die Znsen nie wieder und die Notenbanken können die nächsten 1000 jahre einen Wirtschaftsboom kreieren. Apllaus.....Herr Schmale Sie wären auch ein guter Notenbank-Zauberer....

    16:09 Uhr, 11.01. 2019
  • shark
    shark

    Die Rezession die mit Sicherheit kommt!

    Nach meiner Einschätzung befindet sich Deutschland schon in der Rezession .

    Die Daten zum 4.Quartal 2018 werden dies belegen,nachdem im 3 Quartal 2018 schon ein Minuswachstum zu verzeichnen war

    15:51 Uhr, 11.01. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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