Die Renditen ziehen wieder an
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EZB setzt ihren Zinserhöhungskurs fort. An den internationalen Rentenmärkten ziehen die Renditen wieder etwas an. Euro fällt überraschend auf 1,26 US-Dollar.
EZB erhöht auf 3,25 Prozent
Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank den als Leitzins fungierenden Hauptrefinanzierungssatz bei ihrer regulären Sitzung am Donnerstag um 25 Basispunkte auf 3,25 Prozent erhöht. Seit Jahresanfang addieren sich die Zinsanhebungen damit auf 100 Basispunkte. Die Währungshüter trugen damit dem verbesserten konjunkturellen Umfeld und den zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Inflationserwartungen Rechnung. Für kommendes Jahr geht die EZB für den Euroraum von einer mittleren Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 2,1 Prozent aus, was über dem Potenzialwachstum liegt und einen gewissen Teuerungsdruck nahe legt. So überrascht es auch nicht, dass die Zentralbanker für das Jahr 2007 in ihrer Projektion eine Inflationsrate von 2,4 Prozent prognostizieren.
Vor diesem Hintergrund wird noch mindestens eine Zinserhöhung im Dezember folgen. Ob damit das Ende der geldpolitischen Fahnenstange in diesem Zyklus erreicht ist, bleibt abzuwarten. Die EZB wird danach vermutlich den Autopiloten ausschalten und auf Sicht fahren, d.h. ihre zinspolitischen Entscheidungen von Mal zu Mal im Lichte des makroökonomischen Umfelds treffen.
Die zuletzt veröffentlichen Daten fielen ermutigend aus. Zwar gab es beim kombinierten Einkaufsmanagerindex für die Industrie und den Dienstleistungssektor zuletzt einen leichten Rückgang. Im Durchschnitt des dritten Quartals lag der Indexwert jedoch immer noch höher als im ersten Quartal 2006, was auf ein anhaltend kräftiges Wachstum hinweist. Zudem sind auch die Einzelhandelsumsätze im September erneut leicht angestiegen. Aus Deutschland wurde gemeldet, dass die Auftragseingänge im August um nicht weniger als 3,7 Prozent gegenüber dem Vormonat zugelegt haben, was das insgesamt freundliche Bild ebenfalls betätigte.
Am Rentenmarkt ist die Rallye zunächst unterbrochen worden. Nach mehreren Wochen mit sinkenden Renditen und entsprechenden Kursgewinnen für Anleihebesitzer haben sich in den letzten Tagen die Renditen wieder etwas erhöht. Zehnjährige Bundesausleihen werfen gegenwärtig 3,75 Prozent ab. Seit Jahresanfang sind Rentenmarktinvestoren gemessen am JPM EMU Bond Index trotz eines deutlich schwieriger gewordenen Umfelds bislang Null auf Null herausgekommen. Am kurzen Ende konnten dagegen angesichts gestiegener Geldmarktzinsen ansehnliche Renditen erzielt werden.
US-Arbeitsmarktzahlen ohne klare Richtung
Am Freitag wurden die mit viel Spannung erwarteten Arbeitsmarktzahlen aus den Vereinigten Staaten veröffentlicht. Allerdings konnten daraus keine eindeutigen Schlüsse für den weiteren Konjunkturverlauf gezogen werden. Einerseits blieb der Beschäftigungsaufbau im September mit 51.000 deutlich unter den im Vorfeld geäußerten Erwartungen zurück, was eher auf eine weitere Abkühlung der wirtschaftlichen Aktivitäten hindeutet. Andererseits wurden die Zahlen aus den Vormonaten kräftig nach oben korrigiert, wodurch das Gesamtbild aufgehellt wurde.
Der Federal Reserve Bank dürfte der Arbeitsmarktbericht indes keinen Grund geben, die Zinsen nochmals anzuheben, zumal aus dem Anstieg der Stundenlöhne keine akuten Inflationsgefahren abgeleitet werden können. Mit 5,25 Prozent sollte die Zielrate für die Fed Funds damit im gegenwärtigen Zyklus ihren Gipfel erreicht haben. Am Bondmarkt haben sich die Renditen indes von ihrem Tiefpunkt wieder etwas entfernt. Zum Ende der letzten Woche lag die Zehnjahresrendite bei 4,7 Prozent und damit rund 15 Basispunkte höher als Anfang Oktober. Ob es sich hierbei um eine nachhaltige Gegenbewegung nach oben handelt, bleibt aber abzuwarten.
Euro verliert an Boden
Nach Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktzahlen gab der Euro am Devisenmarkt überraschend nach. Nachdem die Gemeinschaftswährung seit Wochen um den Wert von 1,27 US-Dollar schwankte, schwächte sie sich am Freitag um einen Cent auf 1,26 US-Dollar ab. Die Aufwärtskorrektur zurückliegender Arbeitsmarktdaten hat anscheinend Eindruck auf die Marktteilnehmer gemacht. Die mancherorts geäußerte Vermutung, dass die US-Notenbank bereits in Kürze die Zinsschraube lockern würde, hat damit einen erheblichen Dämpfer erhalten. Der Zinsvorsprung der USA vor der Eurozone bleibt damit noch längere Zeit erhalten, was dem US-Dollar Rückenwind verliehen hat.
Ausblick
In der laufenden Woche stehen nur wenige Konjunkturzahlen zur Veröffentlichung an. Aus den großen Mitgliedsländern des Euroraums werden die Augustdaten zur Industrieproduktion bekannt gegeben. Zudem sollte die Stellungnahme von EZB-Präsident Trichet vor dem Europaparlament auf Aufmerksamkeit stoßen. In den USA dürften die Marktteilnehmer insbesondere auf den Konjunkturbericht aus den Fed-Bezirken (Beige Book) und auf die Einzelhandelsumsätze im September blicken.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 140,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende November 2005. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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