Die Renditen gehen wieder zurück
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Die Anleihemärkte haben in den vergangenen fünf Tagen erholt. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone gingen die Renditen zurück, nachdem sie in den Wochen zuvor merklich angestiegen waren. Neben den schwächer und nervöser tendierenden Aktienmärkten war dies auch auf die wieder vorsichtigere Einschätzung des Wirtschaftswachstums zurückzuführen. In den USA sind die Frühindikatoren schwächer ausgefallen und in Deutschland wurden die Prognosen für den BIP-Zuwachs herabgesetzten. Die Preisentwicklung in der Eurozone wurde unterdessen vom EZB-Chefvolkswirt Ottmar Issing mehrfach scharf kommentiert.
USA: Preisdruck wächst weiter
Anfang der letzten Woche erreichte die Zehnjahresrendite mit 4,49 Prozent ihren höchsten Stand seit gut einem halben Jahr. Auf diesem Punkt drehte allerdings die Stimmung und die Langfristzinsen beendete die Woche schließlich bei 4,38 Prozent. Ein Grund dafür war die wieder größere Nervosität am Kapitalmarkt, die sich an den teilweise stark rückläufigen Aktienindizes und der zugenommenen Volatilität ablesen lässt. Hinzu kommt, dass sich die wirtschaftliche Perspektive in den USA eingetrübt hat. Der Sammelindex der Frühindikatoren war im September zum einen stärker als erwartet zurückgegangen. Zum anderen war es der dritte Monatsabschwung in Folge. Darüber hinaus rückte mit dem Hurrikan Wilma eine weitere Belastung für die US-Konjunktur heran. Uneinheitlich wurde das Beige Book vom Rentenmarkt aufgenommen. Verglichen mit vorigen Ausgaben war es diesmal zurückhaltender formuliert. So expandiere die wirtschaftliche Aktivität in den zwölf Bezirken zur Zeit moderat oder graduell. Der Arbeitsmarkt hat sich demzufolge weiter verfestigt und die Löhne seien in den meisten Bezirken moderat gestiegen. Der generelle Kostendruck habe infolge der hohen Energie- und Transportpreise zwar zugenommen, wobei auch viele Unternehmen das erhöhte Niveau als länger anhaltend ansehen. Gleichwohl sei auf der Stufe der Endpreise aber nur in manchen Regionen eine Teuerung feststellbar, heißt es. Unter dem Strich bleibt damit ein gehörig Maß an Preisdruck in der Pipeline, was auch die Erzeugerpreise (plus 1,9 Prozent im September im Monatsvergleich) anzeigten. Die Verbraucherpreise lagen bekanntlich 1,2 Prozent über dem Vormonat. Die Gefahr einer Entladung in die Verbraucherpreisen besteht somit unverändert und macht weitere Zinserhöhungen der FED wahrscheinlich. Die Attraktivität von US-Bonds ist folglich sehr gering.
Eurozone: Verbalkampf gegen die Inflation
Die Renditen in der Eurozone haben zuletzt ebenfalls nachgegeben. Die eingetrübte Konjunkturperspektive kam hierzulande in Gestalt des Herbstgutachtens der Wirtschaftsforschungsinstitute daher, die das deutsche BIP-Wachstum im Jahr 2005 mit plus 0,8 Prozent und in 2006 mit plus 1,2 Prozent bezifferten. Diese Einschätzung wurde kurz darauf vom Bundeswirtschaftsministerium geteilt, womit im selben Atemzug die ursprüngliche Wachstumserwartung von im Mittel plus 1,0 bzw. plus 1,8 Prozent gesenkt wurde. Die Impulse kämen nach wie vor von außen, wobei Forscher wie Ministerium eine leichte Belebung der inländischen Investitionen diagnostizieren. Der Konsum werde dagegen schwach bleiben, da die Löhne nur verhalten anstiegen und der Energiepreisanstieg Kaufkraft entzöge. Die EZB wurde in dem Gutachten aufgefordert zu überprüfen, ob das niedrige Zinsniveau noch gerechtfertigt sei. Inflationserwartungen müssen verhindert werden, mahnten die Experten. Wesentlich schärfere Töne in diese Richtung schlug das EZB-Direktoriumsmitglied Ottmar Issing an, was angesichts der letztendlich leicht nach oben gesetzten Teuerungsrate von 2,6 Prozent im September auch zu erwarten war. In mehreren Interviews unterstrich Issing die Entschlossenheit der Zentralbank, zunehmenden Risiken für die Preisentwicklung entgegenzutreten. Eine Zinserhöhung scheint damit nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Während manche diese schon im Dezember erwarten, rechnen wir erst Anfang kommenden Jahres mit einem solchen Schritt. Für Euro-Renteninvestments wäre das nicht zwangsläufig negativ, wahrt die EZB doch dadurch ihre Glaubwürdigkeit als wirksamer Bekämpfer der Inflation und entzieht damit einem inflationsinduzierten Zinsanstieg den Boden.
Ausblick:
In der aktuellen Woche werden wichtige Frühindikatoren der Eurozone (Ifo, INSEE und BNB) veröffentlicht, die eine leichte Aufwärtstendenz zeigen sollten. Die neusten Messungen über die Befindlichkeit des hiesigen Verbrauchers versprechen derweil wenig Erhellendes. Im Blickpunkt der Investoren dürfte vor allem der Freitag stehen, wenn sowohl die Entwicklung der Verbraucherpreise (Oktober) als auch der Geldmenge (September) in der Eurozone veröffentlicht werden. Die Inflation dürfte leicht sinken, aber dennoch deutlich über 2 Prozent betragen. Bei der Geldmenge ist von einer weiteren Zunahme auszugehen. In den USA wird am selben Tage über das BIP-Wachstum im dritten Quartal und das Verbrauchervertrauen berichtet.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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