Die Öl-Nachfrage sinkt und die Welt profitiert
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Langfristig sei der Ölpreis rückläufig, der Zenit könnte bereits überschritten sein. Diese Meinung vertritt Chris Iggo, AXA IM CIO Core Investments. Zwar sei der Ölpreis nach dem Einbruch im ersten Quartal vergangenen Jahres gestiegen und für die kommenden zwei Jahre könnten leichte Anstiege zu beobachten sein, langfristig sei die Umstellung auf erneuerbare Energien jedoch eindeutig. In seinem aktuellen Kommentar erläutert der Experte die langfristigen Auswirkungen einer abnehmenden Abhängigkeit von Öl und erklärt, warum sie sowohl für Klima als auch Weltwirtschaft vorteilhaft sein könnte.
„Kürzlich schrieb ich bereits, dass die Energiewende für die Weltwirtschaft genauso transformativ sei wie die digitale Revolution. Heute sage ich: Sie könnte noch bedeutender sein. Lange Zeit waren fossile Brennstoffe die zentrale Energiequelle. In den kommenden Jahren werden erneuerbare Energien diesen Rang jedoch einnehmen. Elektrizität wird in Sektoren wie Verkehr oder Wohnen der zentrale Brennstoff sein und sie wird zu großen Teilen aus erneuerbaren Quellen stammen.
Die Sonne denkt nicht politisch
Da fossile Brennstoffe nicht gleichmäßig auf der Welt verteilt sind, konnten einzelne Staaten über sie bestimmen und Unternehmen auswählen, die von ihnen profitieren. Viele geopolitische und ethische Fragen waren mit der Erschließung und dem Handel fossiler Brennstoffe verbunden. Die Sonne scheint dahingegen an vielen Orten der Welt und Wind weht überall. Länder, die arm an fossilen Brennstoffen sind, erfreuen sich zukünftig möglicherweise an einem Reichtum an erneuerbaren Energien. Die Energiewende hat damit das Potenzial, nationale Wirtschaftsgeschicke zu verändern, langfristig Wachstum und Produktivität zu stärken, Handelsbilanzen zu beeinflussen und das geopolitische Kräfteverhältnis zu verändern.
Ende des Petrodollars?
Auch auf den US-Dollar könnte sich die Entwicklung langfristig auswirken. Der Handel mit Öl und Erdgas wurde bisher in US-Dollar abgewickelt. Global verteilte erneuerbare Energien werden dahingegen die Abhängigkeit von einer einzelnen Währung reduzieren. Der "Petrodollar" gehört damit der Vergangenheit an. Es wird nicht mehr notwendig sein, bestimmte Währungen an den US-Dollar zu koppeln. Gleichzeitig wird China eine wichtigere Rolle in der globalen Energieproduktion spielen. Das Land ist bei der Entwicklung erneuerbarer Energien und damit verbundener Technologien gut positioniert. Gute Wirtschaftsaussichten und Veränderungen in der globalen Energiestruktur sprechen dafür, langfristig bullisch beim Renminbi gegenüber dem US-Dollar zu sein.
Nachhaltige Investments sind die Zukunft
Die Entwicklung von Technologien im Bereich erneuerbarer Energien hat in jüngster Zeit viel Investitionskapital angezogen und die Aktienkurse aus diesem Bereich sind stark gestiegen. Während ein deutlicher Fokus zwar weiterhin auf den FAANGs (Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google) liegt, verzeichnet zeitgleich der Sektor der erneuerbaren Energien einen Boom – eine Entwicklung, die anhalten wird. So gibt es etwa noch große Investitionspotenziale im Ausbau der Kapazitäten für solche Energien, in Infrastrukturprojekten für E-Mobilität und den Transport von Wasserstoff sowie in der Anpassung bestehender Industrieprozesse an die neuen Energiequellen. Darüber hinaus sorgen der europäische Green Deal und die grünen Infrastrukturpläne von Präsident Biden für Rückenwind. Durch sie werden enorme öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt. Durch stärkere ESG-Regularien innerhalb der Investment-Community werden letztlich jene Unternehmen belohnt, die an der Verwirklichung einer kohlenstofffreien Zukunft beteiligt sind. Ich bin daher optimistisch, dass der Sektor langfristig zu den Outperformern gehören wird.“
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